Daimler-Chef Ola Källenius: „Die wichtigen Produktprojekte haben wir trotz Corona-Pandemie vorangetrieben“ Exklusiv-Interview zur heutigen virtuellen Hauptversammlung
Daimler-Chef Ola Källenius: „Die wichtigen Produktprojekte haben wir trotz Corona-Pandemie vorangetrieben“ Exklusiv-Interview zur heutigen virtuellen Hauptversammlung
Stuttgart (ots) – Anmoderation:
Die heutige Hauptversammlung der Daimler AG ist anders als alle vorangegangenen Aktionärstreffen. Aufgrund der aktuellen Corona-Krise wird die Daimler-HV komplett online stattfinden. Statt live in Berlin werden die Aktionäre per Videostream am heimischen Computer, per Smartphone oder Tablet den Ausführungen des Daimler-Vorstandsvorsitzenden Ola Källenius und des Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Bischoff folgen. Wobei die Bilder spektakulär sein werden: In seiner Rede wird Ola Källenius einen ersten Blick auf die neue S-Klasse ermöglichen. Das Flaggschiff des Stuttgarter Konzerns wird im Herbst der Öffentlichkeit präsentiert. Wir hatten die Gelegenheit, kurz vor der Hauptversammlung mit dem Daimler-Chef zu sprechen:
1. Herr Källenius, Ihre erste Hauptversammlung als Vorstandsvorsitzender der Daimler AG muss wegen der Corona-Pandemie digital stattfinden. Wie gehen Sie mit der Situation um?
Ja, mit der COVID-19-Pandemie muss man neue Wege gehen – auch für eine Hauptversammlung. Aber es ist gut, dass wir jetzt ein Format haben, wo wir alle unsere Aktionärinnen und Aktionäre über eine digitale Vollversammlung einladen können. Und im Vorfeld konnte man die Fragen stellen. Wir freuen uns jetzt, unseren Aktionärinnen und Aktionären virtuell begegnen zu dürfen. (0:22)
2. Welche Kernbotschaften werden Sie Ihren Anteilseignern präsentieren?
Durch die Krise haben wir sehr darauf geachtet, dass wir zunächst unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schützen, die Ausbreitung der COVID-19-Pandemie dämpfen, aber auch unser Unternehmen schützen. Cash-Management ist das Stichwort. Wir haben eine sehr robuste Liquidität gehabt, in die Krise hinein. Das haben wir sehr gut gemanagt. Aber dabei haben wir gleichzeitig – mit festem Blick auf die langfristigen Transformationsziele Richtung Elektrifizierung, Richtung Digitalisierung – die wichtigen Produktprojekte trotz Corona-Pandemie vorangetrieben. (0:35)
3. Vor welchen Herausforderungen steht Ihr Unternehmen?
Die Herausforderungen sind größer geworden. Die Automobilindustrie befand sich ja schon in einer Transformation. Wir auch. Dazu haben wir im Herbst einen Transformationsplan festgelegt. Hohe Investitionen in neue Technologien, aber dabei auch erhöhte Maßnahmen zur Kosteneffizienz. Durch COVID und vor allem die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft müssen wir diesen Plan jetzt nachschärfen, aber immer mit dem Blick auf die Zukunft, Investitionen für die Zukunft. (0:26)
4. Transformation bedeutet Dinge zu verändern. Wieviel Zeit braucht so ein Prozess und haben Sie diese Zeit?
Beim Transformationsplan, inklusive Kosteneffizienz und auch Kostenrestrukturierung, waren wir voll im Plan – bis zu COVID. Jetzt gibt es eine neue Situation. Die Weltwirtschaft wird sehr stark von der COVID-19-Pandemie betroffen sein, deswegen überarbeiten wir unsere Pläne und stellen sicher, dass wir da wetterfest sind. (0:22)
5. Es hat von unterschiedlichster Seite Forderungen gegeben, die Dividende für das Jahr 2019 zu streichen. Sie werden der Hauptversammlung aber wie angekündigt eine Dividende von 90 Cent vorschlagen. Warum?
Seit vielen Jahren haben wir eine sehr klare Dividenden-Politik. Wir schütten 40 Prozent des Nettoeinkommens aus. Und dabei sollte diese Dividende auch durch den Free Cash Flow des Industriegeschäftes gedeckt sein. Und die 90 Cent, die wir für das Geschäftsjahr 2019 festgelegt haben, werden wir auf der Hauptversammlung vorschlagen. Für viele unserer Aktionärinnen und Aktionäre ist eine Dividende wichtig und diese Aktionäre wollen wir dabei auch berücksichtigen. (0:30)
6. Vorstand, Aufsichtsrat und Führungskräfte haben auf einen Teil ihrer Vergütung verzichtet, um ein Zeichen zu setzen. Warum dieser Schritt?
Zunächst gilt ja, dass ein sehr hoher Anteil der Vergütung variabel ist. Wenn die Geschäftsergebnisse besser sind, dann besser – schlechter, dann schlechter. Aber zusätzlich haben wir entschieden, im Aufsichtsrat und im Vorstand freiwillig auf 20 Prozent der Grundvergütung zu verzichten. Die Führungskräfte 10 Prozent. Um einen Beitrag zu leisten in dieser sehr außergewöhnlichen Situation mit COVID, was eine große Herausforderung für das Unternehmen darstellt. (0:28)
7. Wie ist die Nettoliquidität bei der Daimler AG und wie sieht es mit dem finanziellen Spielraum des Unternehmens aus?
Wir haben die Nettoliquidität am Ende des ersten Quartals mit 9,3 Milliarden abgeschlossen. Das ist sehr robust. Und dazu auch eine sehr gute Bruttoliquidität. Das zweite Quartal mit dem Umsatzrückgang, bedingt durch COVID, war sicherlich ein herausforderndes Quartal für uns. Aber da haben wir das Cash-Management gut gemacht, haben auch dabei eine weitere Kreditlinie um 12 Milliarden Euro gesichert. Da sind wir in Sachen Liquidität, glaube ich, gut aufgestellt. (0:30)
8. Wie sehen Ihre Ziele aus und welchen Ausblick geben Sie den Anteilseignern für die Zukunft?
Wir sind auf dem Weg Richtung CO2-neutrale Mobilität. Das Stichwort ist Elektrifizierung. Wir investieren auf breiter Front in Elektrifizierung. Alle unsere Verbrennungsmotoren werden über Mild-Hybride-48-Volt-Systeme elektrifiziert. Wir haben eine sehr breite Palette an Plug-In-Hybriden und immer mehr vollelektrische Fahrzeuge auf der Straße. Die Reise geht weiter und das Ziel ist eine komplett CO2-neutrale Mobilität. Auch das Thema Digitalisierung, Software ist schon lange wichtig für unsere Autos gewesen, aber jetzt entwickeln wir ganze neue Software-Architekturen und Betriebssysteme, was unseren Kunden mehr Möglichkeiten geben wird, Use Cases Over The Air, wie man sagt, in Zukunft downloaden zu können. Die Digitalisierung nutzen wir auch im Unternehmen, um das Unternehmen besser, schlanker, schneller und effizienter zu machen. Hier sehe ich viele Chancen für die Zukunft. (0:54)
9. Mit der neuen S-Klasse kommt ein ganz wichtiges neues Fahrzeug dieses Jahr auf den Markt. Welche Botschaft wird Ihr neues Spitzenmodell vermitteln?
Die neue S-Klasse ist unser Flaggschiff in unserem Portfolio. Da freut sich jeder im Unternehmen, jedes Mal, wenn eine neue S-Klasse kommt. Innovation, Sicherheit, Komfort, auch Elektrifizierung – das Auto wird nicht nur optisch, sondern auch technisch neue Maßstäbe setzen. (0:18)
Abmoderation:
Daimler-Chef Ola Källenius im Exklusiv-Interview. Seine erste Hauptversammlung als Vorstandsvorsitzender muss er heute im Videostream halten. Die Corona-Pandemie mit ihren Hygienemaßnahmen hat die deutsche Wirtschaft gezwungen, die Aktionärstreffen dieses Jahr virtuell abzuhalten. Die Bundesregierung hatte dafür eigens das Aktienrecht geändert, um die Unternehmen handlungsfähig zu halten.
Pressekontakt:
Daimler AG: Jörg Howe, 0711 17 41341
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