Zahl getöteter und verstümmelter Kinder in Myanmars Bundesstaat Rakhine steigt um das Sechsfache / Save the Children fordert Schutz der Zivilbevölkerung und Bestrafung der Täter

Zahl getöteter und verstümmelter Kinder in Myanmars Bundesstaat Rakhine steigt um das Sechsfache / Save the Children fordert Schutz der Zivilbevölkerung und Bestrafung der Täter

Berlin (ots) – Die Gewalt gegen Kinder innerhalb des bewaffneten Konflikts in Myanmars Zentralstaat Rakhine ist in den ersten Monaten dieses Jahres sprunghaft angestiegen. Die Zahl der Kinder, die durch Gewalt getötet oder verstümmelt wurden, war zwischen Januar und März 2020 sechs Mal so hoch wie in den drei Monaten zuvor, warnt Save the Children.

„Die Zahlen zeichnen ein dramatisches Bild. Während einige Fortschritte gemacht wurden, vor allem im nördlichen Shan, hat sich die Situation in Zentral-Rakhine in den vergangenen Monaten von schlecht zu nahezu dramatisch entwickelt,“ sagte Duncan Harvey, Landesdirektor von Save the Children in Myanmar. „Kinder sind ständig gefährdet, in dem anhaltenden Konflikt zwischen dem Militär Myanmars, den Tatmadaw, und verschiedenen bewaffneten Gruppen getötet oder verstümmelt zu werden, während sie gleichzeitig mit der Bedrohung durch COVID-19 zu kämpfen haben.“

Erpressung, Tötung und Verstümmelung sind die drei häufigsten Verbrechen gegen Kinder in Zentral-Rakhine. Laut unabhängigen Beobachtungsstellen wurden allein im Zentralstaat zwischen Januar und März diesen Jahres 18 Kinder getötet und 71 Kinder verletzt oder verstümmelt. Das ist ein dramatischer Anstieg der Opferzahlen innerhalb kurzer Zeit. Zwischen Oktober und Dezember 2019 sind nur 3 Fälle getöteter und 12 verletzter Kinder bekannt geworden – trotz der dringenden Aufrufe des UN-Generalsekretärs zu einem globalen Waffenstillstand, um eine effektive Bekämpfung der COVID-19-Pandemie zu ermöglichen

„Der weitläufige Einsatz von Minen und improvisierten Sprengkörpern ist eine explizite Bedrohung besonders für Kinder, zum Beispiel beim Spielen, Obstpflücken oder auf dem Weg zur und von der Schule,“ erläutert Duncan Harvey. „Das Wohlergehen der Kinder ist zudem durch andere konfliktbedingte Risiken wie Vertreibung, Unterernährung, psychischen Traumata, Angriffe auf Schulen und Unterbrechung des Unterrichts stark gefährdet.“

Der Konflikt zwischen den Tatmadaw und der Arakan-Armee flammte Ende 2018 auf und verschärfte sich Anfang dieses Jahres trotz der COVID-19-Krise. Die Zivilbevölkerung trägt dabei die Hauptlast des Konflikts, da es immer wieder zu bewaffneten Zusammenstößen in besiedelten Gebieten kommt.

Der vergangene Woche veröffentlichte UN-Bericht „Kinder in bewaffneten Konflikten“, deren Teil auch die jährliche „Liste der Schande“ über Staaten oder Konfliktparteien ist, die in bewaffneten Konflikten Kinder als Kämpfer rekrutieren, unterstreicht die Dringlichkeit effektiver Gegenmaßnahmen.

Der Bericht führt insgesamt 432 schwerwiegende Verbrechen gegen 420 Kinder in Myanmar auf, darunter Tötung (41 Kinder) und Verstümmelung (120 Kinder) von 161 Kindern (108 Jungen, 51 Mädchen, 2 Geschlechter unbekannt), von denen einige erst 6 Monate alt waren. Weitere verifizierte Berichte bestätigen 12 Angriffe auf Schulen und die Entführung von 12 Kindern durch nichtstaatliche bewaffnete Akteure.

Die Tatmadaw rekrutierten demzufolge 2019 8 Jungen und setzten 197 Kinder für Arbeiten wie Lagerunterhaltung, Ziegelsteintransport und die Reis-Ernte ein, mehr Kinder als in 2018. Dennoch ließ der UN-Generalsekretär die Tatmadaw von der „Liste der Schande“ streichen.

In der vergangenen Woche forderte Save the Children eine unabhängige Untersuchung dazu, wie der UN-Generalsekretär die Kriterien für die Aufnahme und Streichung von der Liste im diesjährigen Bericht angesetzt hat. Die für den heutigen Dienstag, den 23. Juni, in New York anberaumte offene Debatte zwischen den UN-Mitgliedsstaaten über Kinder in bewaffneten Konflikten bietet eine erste Gelegenheit, den Entscheidungsfindungsprozess zu prüfen, dem die Streichung von der Liste zugrunde liegt.

„Wir dürfen die Kinder Myanmars nicht vergessen, die weiterhin tagtäglich lebensgefährlichen Risiken ausgesetzt sind. Der einzige Weg nach vorne besteht für alle Konfliktparteien darin, das Töten und Verstümmeln von Zivilisten sofort zu beenden, einen Waffenstillstand zu schließen und alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen“, betont Duncan Harvey, Landesdirektor von Save the Children in Myanmar.

Bei Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle.

Hinweise für die Redaktionen:

Die sechs schweren Verbrechen gegen Kinder sind:

· Tötung und Verstümmelung

· Zwangsrekrutierung

· Entführungen

· Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser

· Verweigerung des Zugangs zu humanitärer Hilfe

· Vergewaltigungen oder andere sexuelle Gewalt

Mehr Informationen zu den Verbrechen finden Sie in unserem aktuellen Report „Krieg gegen Kinder“: https://bit.ly/2YoxGgg

Über Save the Children

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in über 110 Ländern im Einsatz. Save the Children ist da für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen – seit 100 Jahren und darüber hinaus. Diese Kinder zu schützen, zu stärken und zu fördern ist das zentrale Anliegen der Organisation. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen in den Bereichen Schule und Bildung, Schutz vor Ausbeutung und Gewalt sowie Überleben und Gesundheit. Save the Children setzt sich ein für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen können.

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle – Pauline Schmidt
Tel.: +49 (30) 27 59 59 79 – 490
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