Medikamenten-Lieferengpässe: Apothekerkammer fordert Anreize für Produktion in Europa
Medikamenten-Lieferengpässe: Apothekerkammer fordert Anreize für Produktion in Europa
Mursch-Edlmayr: Entscheidende Schritte im Zuge der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zu erwarten
Wien (OTS) – Die Abhängigkeit Europas von Asien bei Produktion und Lagerung von Arzneimitteln und Medizinprodukten muss reduziert werden. Anlässlich der heutigen Konferenz der EU-Gesundheitsminister zum Thema Arzneimittelversorgung wiederholt die Apothekerkammer ihre Forderung nach Anreizen und Strategien für die Medikamentenproduktion und -lagerung in Europa.
„Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind in Österreich kein neues Phänomen. Während der Coronakrise hat sich die Lage aber verschärft, weil die wichtigsten Hersteller von China und Indien aus agieren. Die Pandemie führt uns die Abhängigkeit von diesen asiatischen Produktionsländern schonungslos vor Augen und offenbart unsere Verwundbarkeit. Es müssen in Zukunft mehr Medikamente innerhalb der EU produziert und auch gelagert werden“, verlangt Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer.
Lieferengpässe auf der EU-Agenda
Mursch-Edlmayr begrüßt die heute von Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn öffentlich bekanntgegebene Entscheidung, das Thema Medikamentenlieferengpässe zu einem Schwerpunkt der deutschen Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr zu machen. „Ich freue mich über diese Initiative und erwarte von Seiten der EU konkrete Schritte zur Eindämmung der Lieferengpässe bei Arzneimitteln in Europa.“
Das herrschende Verständnis von Globalisierung, das der immer häufiger werdenden Auslagerung von Produktionen nach Übersee zugrunde liege, sei ernsthaft zu hinterfragen, so die Apothekerkammer-Präsidentin weiter: „Globalisierung ist prinzipiell wünschenswert, sie muss aber von der Politik gelenkt werden.“
Lieferengpässe für Apothekerschaft Alltag
Schon jetzt verbringen Apothekerinnen und Apotheker durchschnittlich zwei Stunden ihrer täglichen Arbeitszeit damit, vor Ort nicht erhältliche Arzneimittel für Patientinnen und Patienten zu beschaffen oder das Problem anderwärtig, etwa durch Ausweichen auf ein wirkstoffähnliches Produkt, zu lösen. „In mindestens 95 Prozent der Fälle gelingt uns dies, aber Corona wird das Problem vergrößern. Die Gratwanderung zwischen Lieferengpass und Versorgungsengpass wird immer steiniger. Eine Verschärfung der Situation sollte Politik und Behörden ab sofort dazu veranlassen, einen Teil der Pharmaindustrie auf unseren Kontinent zurückzuholen“, so der dringende Appell der Apothekerkammer-Präsidentin.
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