„Stein der Erinnerung“ für Radioonkologie-Pionier Leopold Freund
„Stein der Erinnerung“ für Radioonkologie-Pionier Leopold Freund
Gründer der „Wiener Schule für Strahlentherapie“ musste 1939 das Land verlassen
LEOPOLD FREUND (1868-1943) GRÜNDETE DIE „WIENER SCHULE FÜR STRAHLENTHERAPIE“, DIE WISSENSCHAFTLICHE GRUNDLAGEN FÜR DIE HEUTIGE RADIOONKOLOGIE LEGTE. ZUM GEDENKEN AN IHN SOWIE SEINE NATIONALSOZIALISTISCHE VERFOLGUNG WURDE NUN EIN „STEIN DER ERINNERUNG“ VOR SEINEM WOHNHAUS AM WIENER GRABEN GESETZT.
Bereits ein Jahr nach Entdeckung der Röntgenstrahlen verwendete Leopold Freund als junger Arzt diese zur Therapie eines Tierfellnävus (Fehlbildung der Haut) bei einem fünfjährigen Mädchen. Diese 1896 durchgeführte Therapie publizierte er in der „Wiener Medizinischen Wochenschrift“.
Zusammen mit einigen Kollegen gründete er die „Wiener Schule für Strahlentherapie“, in der bahnbrechende Entdeckungen gemacht wurden. Dazu gehören die Entwicklung der Dosimetrie, der Messung von Bestrahlungsdosis, sowie die ersten biologischen Erkenntnisse, zum Beispiel, dass mit weniger Sauerstoff-Versorgung im Gewebe weniger Wirkung der Bestrahlung zu beobachten ist.
1904 waren er und seine Kollegen die ersten Ärzte, die im Fach medizinische Radiologie an der Universität Wien habilitierten. Zu dieser Zeit veröffentlichte er das erste Lehrbuch für Radiologie. Die „Wiener Schule für Strahlentherapie“ war eine der weltweit führenden Gruppen, bis 1938 mit dem Anschluss jüdische Ärzte nicht mehr erwünscht waren.
FLUCHT VOR DEN NATIONALSOZIALISTEN NACH BELGIEN
Ab 1938 versuchten Leopold Freund, der zu diesem Zeitpunkt bereits 70 Jahre alt war, und seine Frau Stefanie, Visa zur Emigration zu bekommen. Nur durch seine wissenschaftliche Reputation und die Intervention belgischer Kollegen konnten sie 1939 nach Brüssel emigrieren. Wie in all diesen Fällen, wurde die Ausreise nur erlaubt, nachdem das Ehepaar Freund alle Wertgegenstände, Besitztümer und finanzielle Rücklagen abgegeben hatte und die „Reichsfluchtsteuer“ bezahlt hatte. Leopold Freund starb 1943 im Exil in Belgien, Stefanie Freund überlebte den Holocaust und starb 1949 in Brüssel ohne nach Wien zurückzukehren.
In Erinnerung an die wissenschaftlichen Grundlagen für die Radioonkologie, die Leopold Freund gelegt hat, sowie seine nationalsozialistische Verfolgung, wurde auf Initiative der Universitätsklinik für Radioonkologie der MedUni Wien ein Stein der Erinnerung vor seinem Wohnhaus am Graben 12 gesetzt, der heute eröffnet wurde. Anwesend waren neben Rektor Markus Müller die Präsidentinnen der österreichischen und deutschen Gesellschaft für Radioonkologie sowie Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde.
Die Geschichte Leopold Freunds wird am heutigen 21. Oktober in einem medizinhistorischen Symposium an der MedUni Wien dargestellt. Information
Medizinische Universität Wien
Mag. Johannes Angerer
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