Tausende verlorene Patient:innentermine in Wien: Fachärzt:innen schlagen Alarm wegen No-Show-Problematik

Tausende verlorene Patient:innentermine in Wien: Fachärzt:innen schlagen Alarm wegen No-Show-Problematik

EINE AKTUELLE BEFRAGUNG UNTER FACHÄRZTINNEN UND FACHÄRZTEN DER UROLOGIE, INNEREN MEDIZIN UND DERMATOLOGIE ZEIGT EIN GRAVIERENDES PROBLEM IM ÖSTERREICHISCHEN GESUNDHEITSSYSTEM: JÄHRLICH GEHEN IN WIEN ALLEIN BEI UROLOG:INNEN RUND 26.400 BEHANDLUNGSTERMINE DURCH NO-SHOW-PATIENT:INNEN VERLOREN. FACHÄRZT:INNEN FORDERN EINE INTENSIVERE ÖFFENTLICHE DISKUSSION SOWIE KONKRETE MASSNAHMEN, UM DIESER PROBLEMATIK ENTGEGENZUWIRKEN. ZIEL IST, DIESE TERMINE RECHTZEITIG AN PATIENT:INNEN ZU VERGEBEN, DIE DRINGEND EINE BEHANDLUNG BENÖTIGEN.

Täglich werden bei Fachärzt:innen zwischen 5 % und 15 % der vereinbarten Termine von Patient:innen ohne Absage nicht wahrgenommen. Die Fachärzt:innen betonen, dass die Politik das Problem der No-Show-Patient:innen aufgreifen muss und sind sich einig: 

 

1. MUSS DAS BEWUSSTSEIN DER PATIENT:INNEN GESCHÄRFT WERDEN. ES MUSS IHNEN KLAR SEIN, WELCHE AUSWIRKUNGEN DAS NICHTERSCHEINEN OHNE ABSAGE AUF DIE MEDIZINISCHE VERSORGUNG IN ÖSTERREICH HAT.

2. SOLLTE EIN SELBSTBEHALT ZU ZAHLEN SEIN, WENN PATIENT:INNEN TERMINE NICHT ABSAGEN.

 

„Aktuell würde uns schon eine Absage am Vortag helfen. Dann können wir die frei gewordenen Termine mit anderen Patient:innen füllen, welche dringend einen Termin brauchen“, erklärt Dr. Mehmet Özsoy, Facharzt für Urologie und Präsident des Berufsverbandes der Urologie. In der Urologie fallen durchschnittlich 10 % der Patient:innentermine durch No-Shows aus. An manchen Sommertagen sind es sogar bis zu 20 %. „Das ist eine enorme Belastung für die medizinische Versorgung und führt zu einer Verschwendung von Ressourcen, die wir uns nicht leisten können“, erklärt Dr. Özsoy.

NO-SHOW-PATIENT:INNEN BEI INTERNIST:INNEN UND DERMATOLOG:INNEN

Auch in der Inneren Medizin zeigt sich ein ähnliches Bild. „Im Durchschnitt haben wir 7 % bis 10 % No-Show-Patient:innen pro Tag. Diese verlorenen Termine führen dazu, dass andere Patient:innen länger auf dringend notwendige Untersuchungen warten müssen“, so Dr. Bonni Syeda, Fachärztin für Innere Medizin und Vizepräsidentin des Berufsverbandes Österreichischer Internisten. Noch höher ist der Anteil bei Dermatolog:innen: „Bei uns liegt die Quote der No-Show-Patient:innen zwischen 10 % und 15 %. Es ist dringend notwendig, dass wir das Thema ernst nehmen und gemeinsam nach Lösungen suchen“, fordert Dr. Sylvia Perl-Convalexius, Fachärztin für Dermatologie in Wien.

GESETZLICHE UND KASSENRECHTLICHE EINSCHRÄNKUNGEN IN DER KASSENMEDIZIN

In letzter Zeit mehren sich politische Aussagen, die darauf abzielen, die Ärzt:innenschaft durch verpflichtende Vorgaben, wie z.B Wahlarztverbot oder Berufspflicht nach Studienabschluss, in die Verantwortung zu nehmen, um das angeschlagene Gesundheitssystem zu reformieren.  Zudem fordern auch einige Parteien in ihren Wahlprogrammen diese Berufspflicht, eine Termingarantie bei Kassenärzt:innen innerhalb von zwei Wochen oder die Verpflichtung von Wahlärzt:innen, Kassenpatient:innen zu Kassentarifen zu behandeln.

Rechtsexpert:innen halten einige dieser Forderungen jedoch für verfassungswidrig und diskriminierend. Zudem wird die Umsetzung einer „Fachärzt:innentermin-Garantie binnen zwei Wochen“ als äußerst schwierig gestalten, da die derzeitigen Kassen-Fachärzt:innen bereits ausgelastet sind und sie aufgrund gesetzlicher sowie kassenrechtlicher Einschränkungen ihre Ressourcen nicht erweitern können. Gesetzlich ist es so geregelt, dass in einer Einzelpraxis nur eine vollzeitäquvalente Ärzt:in zusätzlich angestellt werden darf – in einer Gruppenpraxis höchstens zwei. Außerdem sind zusätzliche Kassenstellen in den meisten Fachbereichen aktuell nicht vorhanden – so warten allein in Wien über ein Dutzend Kassen-Internist:innen seit mehr als einem Jahr auf die Genehmigung, ihre Kassenpraxis um eine:n weitere:n Ärzt:in erweitern zu dürfen. Seitens der Krankenkassen heißt es lediglich: „Bitte warten – derzeit keine Stellen verfügbar.“ 

Österreich braucht Antworten auf die Probleme im Gesundheitssystem. Zum Beispiel durch eine Reduktion der No-Show-Patient:innen sowie Anpassungen gesetzlicher und kassenrechtlicher Einschränkungen. “Wir brauchen ehrliche und konstruktive Gespräche zwischen Politik und Ärzteschaft, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln”, so Syeda.

Priv. Doz. DDr. Mehmet Özsoy
Präsident des Berufsverbandes der Österreichischen Urologie
Office@uromed.at
Telefon 01 353 441410
Neubaugürtel 47/OG5 | 1150 Wien

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender