Antifaschistin, Widerstandkämpferin und Zeitzeugin: Bürgermeister Ludwig empfängt Mélanie Berger-Volle im Wiener Rathaus

Antifaschistin, Widerstandkämpferin und Zeitzeugin: Bürgermeister Ludwig empfängt Mélanie Berger-Volle im Wiener Rathaus

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig empfing am Donnerstag die österreichisch-französische Ikone der Widerstandbewegung gegen den Austrofaschismus und Nationalsozialismus, Mélanie Berger-Volle, im Roten Salon des Rathauses und überreichte ihr die Ehrenmedaille  der Stadt Wien in Gold.

„Widerstand gegen das Dollfuß-Regime und gegen Hitler, Flucht als erst 16-Jährige über Deutschland und Belgien in den Süden Frankreichs, dort von Genossen aus der Gestapo-Haft befreit: Ihr bewegter Lebensweg ist ein Vorbild für Generationen“, würdigte der Bürgermeister die heute 102-Jährige. 

Der Rote Salon des Rathauses eigne sich laut Ludwig „so vortrefflich für unsere Begegnung, weil hier am 27. April 1945 die provisorische Regierung unter Karl Renner zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammentraf, um nach den Jahren des Nazi-Terrors Österreichs Demokratie wieder herzustellen.“

Die 1921 geborene Mélanie Berger wuchs in einer jüdischen Familie in der Leopoldstadt auf. Bereits als Teenager engagierte sie sich wehrhaft gegen den Faschismus, ehe sie 1938 nach dem „Anschluss“ Österreichs als Jüdin und Trotzkistin in doppelte Lebensgefahr geriet. „Ihre Flucht als erst 16-Jährige mit nur 70 Schilling im Rucksack geriet“, so Ludwig, „zu einer regelrechten Odyssee durch mehrere Länder, die Berger wie durch ein Wunder fast unbeschadet überlebt hat. 1942 landete sie in Marseille im Zuchthaus, wo sie brutal verhört wurde. Doch Berger ersann einen abenteuerlichen Fluchtplan: Ihre Genossen sollten sich als Gestapo-Trupp tarnen, sie zum Schein verhören und aus dem Gefängnis herausholen. Die filmreife Befreiungsaktion gelang, obwohl Melanie Berger, die gerade 22 Jahre geworden ist, an akuter Gelbsucht litt. In Lyon, wo der ,Schlächter’ Klaus Barbie wütete, schloss sie sich der Résistance an, wo sie ihren antifaschistischen Kampf fortsetzte und zu einer wahren Heldin des Widerstands avancierte.“

Mit ihrem Mann, dem französischen Journalisten Lucien Volle, der ebenfalls in der Résistance aktiv war, lebte Melanie Berger-Volle nach dem Krieg zunächst zehn Jahre lang in Wien, ehe das Paar wieder nach Frankreich übersiedelte. „Und sie wurde eine leidenschaftliche Zeitzeugin, die das Gedächtnis an die Gräueltaten der Nazis und die Bedeutung des Widerstands hoch- und wachhielt. Zunächst an der Seite ihres Mannes, später im Alleingang, besuchte Mélanie Berger-Volle unermüdlich Schulen, um jungen Menschen aus ihrem von Flucht, Verfolgung, Verhaftung und Kampf geprägten Leben zu erzählen“, schilderte der Bürgermeister. 

HÖCHSTE EHRUNGEN

Für ihre Verdienste um die Erinnerungsarbeit wurde Berger-Volle mehrfach ausgezeichnet. 2013 erhielt sie den höchsten französischen Orden verliehen, jenen der Ehrenlegion. 2015 überreichte ihr Bundespräsident Heinz Fischer das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich. Nach Überreichung der Goldenen Ehrenmedaille empfahl Bürgermeister Ludwig das Buch „Die kleine Sache Widerstand. Wie Melanie Berger den Nazis entkam“ von SPIEGEL-Redakteur Nils Klawitter (Czernin Verlag).

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