Langzeitarbeitslose Menschen gezielt unterstützen statt mehr Druck ausüben

Langzeitarbeitslose Menschen gezielt unterstützen statt mehr Druck ausüben

arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich vermisst innovative Neuerungen für diese Zielgruppe in den Zielvorgaben von Bundesminister Kocher in den Zielvorgaben für das AMS

In den Zielvorgaben für das AMS, die gestern am 28. Juni von Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher präsentiert wurden, sind Menschen in verfestigter Arbeitslosigkeit zwar eine wichtige Zielgruppe – innovative Lösungen, wie ein Aktionsplan gegen Langzeitarbeitslosigkeit, um diese Menschen in den Arbeitsmarkt zu begleiten, werden aber vermisst. Trotz des starken Arbeitskräftebedarfs suchen vor allem ältere und gesundheitlich beeinträchtigte Menschen auch jetzt noch oft lange nach einem Job. Fast jede dritte arbeitslose Person ist langzeitbeschäftigungslos, das sind insgesamt 75.000 Menschen. Zusätzlich hat die aktuelle Teuerung dazu geführt, dass das Arbeitslosengeld de facto weniger wert ist – und arbeitslose Menschen in Österreich besonders häufig von Armut bedroht sind.

_„Die Neuerungen, die aus Sicht von arbeit plus notwendig wären, um langzeitarbeitslose Menschen in den Arbeitsmarkt zu begleiten, sind: Passende Rahmenbedingungen für Soziale Unternehmen, flexiblere Instrumente, ausreichend Ressourcen oder endlich Strategien für Qualifizierung inklusive Digitalisierung und Initiativen für Kinderbetreuung. Stattdessen zählt vor allem die Vermittlung, und der Minister lässt tags zuvor mit Verschärfungen bezüglich Zuverdienstes in der Arbeitslosigkeit aufhorchen“, _so Sabine Rehbichler, Geschäftsführerin von arbeit plus, dem Netzwerk Sozialer Unternehmen Österreich.

_„Zwar entkräftet er in der Präsentation der Zielvorgaben die Befürchtung einer undifferenzierten Betrachtung, die Umsetzung bleibt aber abzuwarten. Noch mehr Druck auf langzeitarbeitslose Menschen auszuüben und die Möglichkeit des geringfügigen Zuverdienstes einzuschränken, ist der falsche Weg – zumal das Phänomen überschaubar ist: Laut Ministerium waren im Jahresdurchschnitt 2022 rund 10,5 bis 12 Prozent aller AMS-Leistungsbezieher*innen geringfügig beschäftigt.“ _

Die Problemlagen und Stolpersteine, warum Menschen langzeitarbeitslos werden, sind beinahe so vielfältig wie die Menschen selbst. In der Erfahrung des Netzwerkes von arbeit plus wird jedenfalls sichtbar, dass Menschen arbeiten und etwas zur Gesellschaft beitragen wollen. Die häufigste Ursache, die sie davon abhält, eine langfristige Erwerbsarbeit aufzunehmen, sind unpassende Rahmenbedingungen sowie das Problem von unbezahlter Care-Arbeit, das vor allem Frauen betrifft. Vor allem im ländlichen Raum fehlt es an institutionellen Angeboten für Betreuung von Kindern oder zu pflegenden Angehörigen – und es fehlt an flexiblen Arbeitsplätzen. Eine zusätzliche geringfügige Beschäftigung ist für viele ein erster Schritt zurück in den Arbeitsmarkt. Eine Studie dazu aus dem Jahr 2019 zeigt, dass Zuverdienst die Arbeitslosigkeit für Langzeitarbeitslose tatsächlich verkürzt. Das deutet darauf hin, dass es eine differenzierte Betrachtung braucht.

_„Für langzeitarbeitslose Menschen bedeutet eine geringfügige Beschäftigung eine Chance, den Lebensunterhalt zu bestreiten und eine Möglichkeit, langsam wieder am Arbeitsleben teilzuhaben. Was es braucht, um Menschen die längere Zeit arbeitslos waren wieder ins Arbeitsleben _zu integrieren, sind stufenweise Übergänge, modulare und arbeitsplatznahe Qualifizierungen_“, berichtet Sabine Rehbichler._

arbeit plus fordert die Politik, insbesondere Bundesminister Kocher auf, einen Aktionsplan für die Zielgruppe der langzeitarbeitslosen Menschen in Angriff zu nehmen, ressortübergreifend zusammenzuarbeiten und ausreichend Ressourcen und bessere Rahmenbedingungen für Soziale Unternehmen zur Verfügung zu stellen.

Mag.a Christine Newald, MA
Öffentlichkeitsarbeit
arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich
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M christine.newald@arbeitplus.at

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