Fischer/Schallmeiner/El-Nagashi: Irreführungsargument bei pflanzlichen Lebensmitteln ist nicht mehr zeitgemäß

Fischer/Schallmeiner/El-Nagashi: Irreführungsargument bei pflanzlichen Lebensmitteln ist nicht mehr zeitgemäß

Grüne: Expertenhearing zur Petition „Schluss mit der Beschränkung bei der Vermarktung von Pflanzenmilchprodukten“ heute im Petitionenausschuss im Parlament

Pflanzenmilch ist eine der am stärksten eingeschränkten Lebensmittelkategorien in der EU. Nach der EU-Gesetzgebung darf seit 2013 ein Milchersatz aus Hafer nur als Haferdrink und nicht als „Hafermilch“ verkauft werden. Grund hierfür war die Annahme, dass Verbraucher:innen nicht wissen würden, dass eine „Hafermilch“ oder eine „Sojamilch“ ein pflanzliches Produkt ist und keine Milch aus dem Euter einer Kuh, Schaf oder Ziege.

Die Milchindustrie setzt sich ständig für einer weitere Verschärfung der Vermarktungsvorschriften ein. So hat das Europäische Parlament zuletzt Ende 2020 einen aus dem dortigen Ausschuss für Landwirtschaft stammenden Antrag abgeschmettert, der es zusätzlich verboten hätte, Verpackungen, die denen für tierische Milchprodukte ähneln – etwa Tetrapacks – auch für Pflanzendrinks zu verwenden.

„Das Irreführungsargument ist nicht mehr zeitgemäß“, sagen Ulli Fischer, Sprecherin der Grünen für Konsument:innenschutz, und Faika El-Nagashi, Sprecherin für Tierschutz. Sie haben deshalb eine Petition gestartet, die heute im Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen im Parlament behandelt wird und wollen damit sicherstellen, dass künftig keine weiteren und insbesondere unnötigen Beschränkungen bei der Vermarktung von pflanzlichen Lebensmitteln in Österreich eingeführt werden.

„Ich kenne keine Beschwerden von Konsument:innen, die etwa bei der Bezeichnung ,Mlik‘ mit der zusätzlichen fettgedruckten Angabe ,Hafer‘ davon ausgehen, dass in der Verpackung Kuhmilch drin ist“, sagt Fischer und betont: „Es sollte keine Diskriminierung bei pflanzlichen Produkten mehr geben: Ob Konsument:innen ihren Melange lieber mit Kuhmilch oder mit Hafermilch trinken, sollte ihr Kaffee sein. Oder reden wir beispielsweise über Erdnussbutter, Kokosmilch, Shea-Butter, Body-Milk, Sonnenmilch. Die hat sicher noch niemand gekauft, weil er davon ausgegangen ist, dass es sich um ein Tierprodukt handelt.“

Die Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung ist dringend notwendig. Denn laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zählt die tierische Landwirtschaft zu den entscheidenden Ursachen der Klimakrise. Nach aktuellen Studien ist die Nutztierhaltung weltweit für mindestens 14,5 bis zu sogar 20 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. „Eine pflanzenbasierte Ernährung ist einer der wichtigsten individuellen Beiträge, die wir zum Klimaschutz leisten können. Für Landwirt:innen bietet der Anbau von insbesondere Hafer und Soja darüber hinaus eine attraktive Alternative zur Intensivtierhaltung, die von hohem ökonomischen und ökologischen Druck bestimmt ist“, hält El-Nagashi fest.

„1,4 bis 2,3 Millionen Menschen in Österreich, die an Laktoseintoleranz leiden, sind sogar auf pflanzliche Milchersatzprodukte angewiesen“, sagt Ralph Schallmeiner, Gesundheitssprecher der Grünen, und weißt neben den positiven gesundheitlichen Folgen auf die günstigere Klimabilanz hin: „Es ist erfreulich zu sehen, dass das Angebot an Hafer-, Soja-, Erbsen- und Nussmilchprodukten zunehmend steigt, da der Umstieg zu pflanzlichen Milchalternativen wichtig für den Schutz unseres Klimas ist. Milchkühe stoßen eine Unmenge an Methan aus, das bis zu 25-mal klimaschädlicher ist als CO2. Der Umstieg zu einem stärkeren nichttierischem Kaufverhalten sowie einer nichttierischen Ernährung wirkt sich damit positiv auf unser Klima und unsere Gesundheit aus. Diese positive Entwicklung darf nicht durch Namensverbote oder rigide Verpackungsvorgaben eingeschränkt werden.“

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