Wie Wasserstoff die Stromnetze entlastet
Wie Wasserstoff die Stromnetze entlastet
Wenn Spitzenstrom aus Wind- und PV-Anlagen in Wasserstoff umgewandelt wird, steigt die Effizienz des Stromsystems. Im Burgenland wird eine großvolumige Elektrolyseanlage geplant.
Die burgenländische Stromnetzgesellschaft Netz Burgenland will einen Impuls für die Erzeugung von Wasserstoff setzen. Die Nutzung von Überschuss-Strom aus Wind- und PV-Anlagen würde die Stromnetze entlasten und somit die Effizienz des Gesamtsystems erhöhen. Darüber hinaus könnte Wasserstoff langfristig den Transport von Energie erleichtern und als Langzeitspeichermedium helfen, saisonale Schwankungen auszugleichen. Diese Vorschläge präsentierte der Geschäftsführer der Netz Burgenland GmBH, Wolfgang Trimmel, beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 7. Dezember 2022.
Brigitte Ederer, Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, hob die mögliche Bedeutung von Wasserstoff für die Netzbetreiber hervor: „Nach Meinung aller Experten könnte mit Wasserstoff die Leistungsfähigkeit der Stromnetze verbessert und damit die Energiewende beschleunigt werden.“
Das Burgenland verfügt österreichweit über die meisten Windparks, auch der Ausbau der Sonnenenergie soll massiv forciert werden. Für die Netze wird diese eigentlich gute Nachricht zum Problem, so Trimmel: „Netztechnisch sind wir am Limit, wir sind voll.“ Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass Wind- und Sonnenenergie starken natürlichen Schwankungen unterliegen, die Netze aber stark genug sein müssen, um die Erzeugungsspitzen aufzunehmen, auch wenn diese nur selten erreicht werden. So liegt der tägliche Stromverbrauch im Burgenland fast immer unter 300 Megawatt, während die Einspeisung Ausschläge bis zu 1,2 Gigawatt erreicht. „Wir bauen Netzkapazitäten für wenige Stunden Spitzenleistung. Wenn wir diese kurzzeitigen Leistungsspitzen nicht ins Netz einspeisen, können wir in Summe wesentlich mehr Wind- und Sonnenstrom aufnehmen“, bedauert Trimmel.
Eine einfache Lösung könnte darin bestehen, dies Erzeugungsspitzen abzuregeln, also nicht ins Netz zu nehmen, wodurch sie allerdings verloren gehen. Die bessere Lösung sieht Trimmel allerdings darin, diesen Strom zur Erzeugung von Wasserstoff via Elektrolyse zu verwenden. Dabei geht zwar ein Teil der Energie als Abwärme verloren, doch dieser Wirkungsgradverlust relativiert sich angesichts der Alternativen: „Es ist besser, diesen Strom unter Verlust als Wasserstoff zu speichern, als ihn durch Abregeln völlig zu verlieren. Und ein Ausbau der Netze, um die gelegentlichen Spitzenleistungen von noch mehr PV- und Windanlagen aufnehmen zu können, wäre enorm teuer und würde sehr viel mehr Zeit kosten als die Errichtung von Elektrolysen.“
PROJEKT PANHY
Ein konkretes Projekt zur Erzeugung von Wasserstoff ist im Burgenland am Standort Zurndorf bereits in Planung. Netz Burgenland kooperiert dabei unter anderem mit Netz NÖ, den Wiener Netzen und der Verbund-Tochter Gas Connect Austria. Der Wasserstoff soll über eine Pipeline nach Wien transportiert werden und dabei mehrere potenzielle Nutzer verbinden: Die Biogasanlage in Bruck/Leitha kann Wasserstoff zur Synthese von Biomethan verwenden. In der Raffininerie Schwechat soll Grünes Kerosin für den Flughafen Wien hergestellt werden. Und in Wien wird Wasserstoff unter anderem für die Busse der Wiener Linien gebraucht.
NUTZEN FÜR DIE NETZE
Obwohl also Wasserstoff eine Vielzahl dankbarer Abnehmer findet, steht für Netz Burgenland die effiziente Nutzung der Netze im Vordergrund. So lässt sich Wasserstoff um ein vielfaches günstiger transportieren als Strom. Trimmel: „Die Pipeline nach Wien wird eine Kapazität von 4 Gigawatt haben, das ist so viel wie zwei Hochspannungsleitungen zusammen.“ Der Transport in unterirdischen – zum Teil bereits bestehenden – Rohrleitungen stößte bei der Bevölkerung auf höhere Akzeptanz als neue Stromleitungen.
Ob die Anlage in Zurndorf gebaut werden kann, hängt noch von rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen ab. Trotzdem verfolgt Netz Burgenland einen ehrgeizigen Zeitplan: Bereits 2026/2027 soll der erste Betrieb aufgenommen werden können.
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Gerhard Altmann
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