Moria: Bischof Chalupka fordert “Ernsthaftigkeit, wenn es um Elend der Flüchtlinge geht”
Moria: Bischof Chalupka fordert “Ernsthaftigkeit, wenn es um Elend der Flüchtlinge geht”
“Parteitaktische Spiele und Winkelzüge hintanstellen” – Österreich solle wie Deutschland Flüchtlinge aufnehmen
Wien (OTS) – Nach der Ankündigung der deutschen Bundesregierung, 1500 Menschen aus dem abgebrannten Flüchtlingslager in Moria aufzunehmen, hat der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka von der österreichischen Regierung mehr Ernsthaftigkeit gefordert, „wenn es um das Elend und die Existenznot der Flüchtlinge in Moria geht.“ Analog zu Deutschland solle Österreich 150 der obdachlos gewordenen Flüchtlingen Schutz gewähren. „Das ist eine Zahl, die durch die österreichischen Strukturen mühelos bewältigt werden kann – wenn man denn will und sich von ideologischen Mustern verabschiedet, die in dieser Debatte fehl am Platz sind“, sagte Chalupka am Dienstag, 15. September, gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Parteitaktische Spiele und Winkelzüge, „wo es um etwas ganz anderes geht“, seien nun hintanzustellen, „weil das auf dem Rücken der Kinder, Frauen und Männer in Moria passiert“.
Chalupka ruft auch dazu auf, sich von der Vorstellung zu verabschieden, die jetzige Situation sei mit der von 2015 vergleichbar, als hunderttausende Flüchtlinge gleichzeitig nach Europa kamen. „Im Gegenteil bietet sich jetzt die Möglichkeit, Menschen in einer überschaubaren Zahl in geordneter und kontrollierter Weise aufzunehmen und dabei auf die höchst verletzlichen Gruppen wie unbegleitete minderjährige Kinder, Familien mit schwangeren Frauen und Kleinstkindern besonderes Augenmerk zu legen“, so Chalupka. Das gebiete nicht nur die Nächstenliebe und die Humanität, sondern die „Verantwortung für einen Zustand, den die Regierungen Europas und somit auch Österreichs sehenden Auges herbeigeführt haben.“ Die Behauptung, durch die Aufnahme von Flüchtlingen käme es zu einem Pullefekt, sei durch die Migrationswissenschaft widerlegt; Pusheffekte wie Kriege und Folterungen, die zu Flucht und Vertreibung führten, seien hingegen viel stärker.
Ablehnend steht Chalupka dem Vorhaben gegenüber, das Camp auf der griechischen Insel Lesbos wieder zu errichten. Das Lager in Moria, das anfangs als Übergangslösung zur Klärung der Zulassung auf ein Asylverfahren errichtet worden war, dann aber zu einem Massenflüchtlingslager wurde, sei Ausdruck des Versagens der Regierungen der Europäischen Union: „Das Lager in gleicher Form wieder aufzubauen wiederholt dieses Versagen.“ Notwendig sei vielmehr die Evakuierung des Camps und die Verteilung der Flüchtlinge, um ihnen Schutz zu bieten.
epdÖ
Dr. Thomas Dasek
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