Roche-Chef Schwan im „trend“-Interview: „Corona-Impfstoff für größere Bevölkerungsgruppen 2020 unrealistisch“
Roche-Chef Schwan im „trend“-Interview: „Corona-Impfstoff für größere Bevölkerungsgruppen 2020 unrealistisch“
Österreichischer Spitzenmanager kritisiert Subventionen wie bei der Penicillin-Produktion von Novartis in Tirol und lobt österreichisches Krisenmanagement.
Wien (OTS) – Er halte es „persönlich für unrealistisch, dass ein Corona-Impfstoff für größere Bevölkerungsgruppen noch 2020 zur Verfügung steht“, dämpft Severin Schwan, aus Österreich stammender Chef des Schweizer Pharmariesen Roche, in einem großen Interview mit dem Wirtschaftsmagazin „trend“ zu große Hoffnungen auf eine schnelle Lösung des Pandemie-Problems. Die Jubelschlagzeilen vom russischen Impfstoff „Sputnik V“ hält er deshalb für verfehlt: Für die Testung brauche es „große Patientenkohorten, nur dann sehen Sie auch seltene Nebenwirkungen. Bei der russischen Entwicklung scheint es mir absolut unmöglich zu sein, dass sie schon ausreichend getestet ist.“ Der Konzern mit Sitz in Basel ist selbst nicht in der Impfstoffentwicklung tätig, hat aber eine Reihe von Studien mit potenziellen Covid-19-Medikamenten laufen, unter anderem in Kooperation mit den US-Firmen Gilead und Regeneron. Bei Tests ist Roche Weltmarktführer, bei hoch automatisierten Tests beträgt der Weltmarktanteil laut Schwan rund 50 Prozent. In der Roche-Halbjahresbilanz schlägt der Mehrertrag durch Corona-Tests im ersten Halbjahr mit rund 500 Millionen Euro zu Buche, im Gesamtjahr wird es wegen gesteigerter Produktionskapazitäten mehr als das Doppelte sein. Zugleich verweist der Topmanager auf rückläufige Umsätze aufgrund geschlossener Kliniken und Arztpraxen: „Unser Geschäft ist insgesamt negativ betroffen.“ Lob hat er für das bisherige Corona-Krisenmanagement der österreichischen Regierung parat, Kritik gibt es hingegen an der politischen Intervention zum Verbleib der Penicillin-Produktion des Roche-Rivalen Novartis im Tiroler Kundl: „Ich bin grundsätzlich kritisch gegenüber Subventionen. Der Staat sollte besser in die Grundlagenforschung investieren, denn diesen Bereich kann die private Wirtschaft nicht abdecken“, so Schwan: „Es gibt ja über Penicillin hinausgehend hunderte andere essenzielle Medikamente. Werden jetzt alle Medikamente in Österreich produziert und subventioniert? Das kann ja nicht die Lösung sein.“ Das erste große Interview des seit 2008 amtierenden Roche-Chefs in Österreich wurde am Rande des Forum Alpbach in Tirol geführt, wo Schwan im Rahmen der Gesundheitsgespräche diskutierte.
Wirtschaftsredaktion 01/21755-0 ; redaktion@trend.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender