Stellungnahme zur geplanten Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ORF

Stellungnahme zur geplanten Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ORF

Austrian Composers Association (ACOM) und Österreichischer Musikrat (ÖMR)

Die Austrian Composers Association (ACOM) und der Österreichische Musikrat (ÖMR) sprechen sich entschieden für den Erhalt der Programmvielfalt des ORF aus. Nur durch eine breit aufgestellte und vielfältige Förderung und Verbreitung von Kunst und Kultur ist ein florierendes und vielseitiges Kunst- und Kulturschaffen in Österreich möglich.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein unverzichtbarer Partner für österreichische Komponistinnen und Komponisten. Der ORF ist Verbreiter, Förderer und nicht zuletzt Arbeitgeber. Unter anderem decken seine Zahlungen an die Verwertungsgesellschaften AKM und Austro Mechana nicht nur die an die Urheberinnen und Urheber auszuzahlenden Tantiemen, sondern speisen auch deren Fördertöpfe, welche wiederum ein vielfältiges und blühendes Kunst- und Kulturschaffen in Österreich ermöglichen.

BEDEUTUNG DES ORF FÜR ÖSTERREICHISCHE KOMPONIST*INNEN

Der ORF nimmt eine zentrale Rolle für die österreichische Musiklandschaft ein. Dies zeigt sich in vielfacher Hinsicht:

* UNTERSTÜTZUNG FÜR ZEITGENÖSSISCHE MUSIK Formate wie jene von Ö1 oder FM4 schaffen Raum für innovative und experimentelle Musikstile, die in einem rein kommerziellen Umfeld oft keinen Platz finden. Diese Plattformen sind essenziell für die Entwicklung und Sichtbarkeit neuer musikalischer Ausdrucksformen. Internationale Erfolge von Komponist*innen wie Soap&Skin, Wanda oder Bilderbuch zeigen wie wichtig diese Formate sind und die internationale Musiklandschaft bereichern bzw. prägen. Auch sind aus dieser Underground-Szene bereits weltweite moderne Musiktrends (wie etwa Kruder & Dorfmeister in den 1990er Jahren) entstanden.
* AUFTRAGSWERKE Der ORF vergibt nicht nur regelmäßig Kompositionsaufträge und spielt damit eine wesentliche Rolle in der Existenzsicherung von Musikschaffenden, sondern er ist als Produzent und Verbreiter von audiovisuellen Inhalten auch dafür verantwortlich, dass täglich mehrere Stunden österreichische Film- und Medienmusik gespielt wird. Ohne diese Aufträge wären viele Projekte und Werke nicht realisierbar.
* VERBREITUNG UND SICHTBARKEIT ORF-Sender (TV und Radio) tragen dazu bei, österreichische Film- und Musikproduktionen einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Dadurch wird nicht nur das Bewusstsein für heimische Musik gestärkt, sondern auch eine vielfältige kulturelle Identität gefördert im abseits des Mainstreams. Auf den Aspekt des kulturellen Exports muss hingewiesen werden: Viele ORF-Produktionen erfreuen sich internationaler Beliebtheit und werden von internationalen Fernsehsendern aufgegriffen. Der Wirtschafts-, Kultur- wie auch Tourismus-Standort Österreich profitiert hiervon in vielfältiger Weise, wie die 2024 veröffentlichte Studie zur Wertschöpfung der Musikindustrie eindrucksvoll beweist. (Siehe Link: https://www.wko.at/oe/oesterreich/die-musikwirtschaft-ein-unsichtbarer-riese)

AUSWIRKUNGEN DER GEPLANTEN REFORMEN

Die kolportierten Reformen des ORF, insbesondere eine Finanzierung über das staatliche Budget und mögliche Einschnitte im Programmangebot, hätten gravierende Folgen für die österreichische Kulturlandschaft:

* KULTURELLER VERLUST DURCH EINSPARUNGEN Die Streichung von Sendern wie FM4 oder ORF III würde wichtige Plattformen für alternative und kulturelle Inhalte zerstören. Gerade FM4 ist ein unverzichtbarer Motor für die Förderung junger Künstler*innen und neuer Musikrichtungen. Das ORF Radio-Symphonieorchester Wien hat sich über die letzten Jahrzehnte international einen großen Namen im Bereich der Neuen Musik erspielen können. Ihre Konzerttätigkeiten auf internationalen Bühnen der Neuen Musik bringt unter anderem aktuelles musikalisches Repertoire österreichischer Zeitgenoss*innen in die ganze Welt.
* ARBEITSPLATZVERLUST Der ORF ist ein bedeutender Arbeitgeber für österreichische Kulturschaffende. Einschnitte würden zu einem erheblichen Verlust von Aufträgen und Einkommensmöglichkeiten führen. Filmproduktionsfirmen generieren Arbeit für Komponist*innen, diese wiederum generieren Arbeit für Musiker*innen. Die wirtschaftlichen Konsequenzen von Einsparungen hätten einen Domino-Effekt zur Folge und wären nicht nur für viele Musik- und Kulturschaffende und ihre Familien verheerend, sondern zahlreiche Menschen, die den Kunst- und Kulturbetrieben direkt oder indirekt zuarbeiten.
* VERLUST DER UNABHÄNGIGKEIT Eine Finanzierung über das staatliche Budget erschwert langfristige Planungen und schafft nicht nur bei Kunst- und Kulturschaffenden Unsicherheit. Österreich wird als Kunst- und Kulturland international geachtet, beneidet und gefeiert. Nicht nur unsere musikalische Vergangenheit, auch unser zeitgenössisches musikalisches und kompositorisches Schaffen ist weltweit erfolgreich. Der ORF muss als starker Partner für uns erhalten bleiben.

Die Austrian Composers Association (ACOM) und der Österreichische Musikrat (ÖMR) appellieren im Namen ihrer Mitglieder und stellvertretend für alle von den kolportierten Maßnahmen betroffenen Musikschaffenden an die Verantwortlichen, die Bedeutung des ORF als Kulturträger und Partner der Kunst- und Kulturschaffenden in Österreich anzuerkennen. Das vielfältige Programmangebot der ORF-Sender prägt das Lebensgefühl und schafft Lebensqualität für unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen.

Eine starke und unabhängige öffentlich-rechtliche Rundfunklandschaft ist unverzichtbar für die Vielfalt und Qualität der österreichischen Musikszene.

Ein florierender Kunst- und Kulturstandort ist essenziell auch für den Wirtschaftsstandort Österreich.

Wir fordern daher den Erhalt der Programmvielfalt des ORF und eine Finanzierung, die seine Unabhängigkeit und kulturelle Aufgabe langfristig sichert.

Austrian Composers Association
Victor Gangl
Telefon: +436503813224
E-Mail: office@austriancomposers.com
Website: https://www.austriancomposers.com/

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