GEDENKDIENST: “Wir werden kein Feigenblatt für die FPÖ sein”
GEDENKDIENST: “Wir werden kein Feigenblatt für die FPÖ sein”
Verein GEDENKDIENST lehnt Einladung von Nationalratspräsident Rosenkranz zur Holocaust Gedenkveranstaltung im Parlament entschieden ab und ruft mit JöH zu Jetzt Zeichen setzen! auf
Am Montag, den 27.01.2025 jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal. Anlässlich dazu lädt der FPÖ-Nationalratspräsident Walter Rosenkranz zu einer Diskussionsveranstaltung ins Parlament ein. Der Verein GEDENKDIENST, der seit über 30 Jahren zu einer kritischen Auseinandersetzung und Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Österreich beiträgt, sieht keine Möglichkeit darin, Seite an Seite mit Walter Rosenkranz an die Opfer des Holocaust zu gedenken.
Damals wie heute pflegt die FPÖ eine revisionistische Erinnerungskultur und einen problematischen Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit, wie der jüngste Skandal um die SS-Treuelied-Affäre erneut bestätigte. Walter Rosenkranz’ unrühmliche Beteiligung reiht sich in eine Historie an “Einzelfällen” ein. In der Vergangenheit relativierte er etwa den deutschnationalen Antisemitismus und verklärte verurteilte Naziverbrecher als “Leistungsträger in Österreich”. Zuletzt versuchte Rosenkranz, Mitglied einer rechtsextremen Burschenschaft, am 9. November 2024 eine Kranzniederlegung am Judenplatz gegen eine Menschenkette von Nachkommen Shoah-Überlebender vor laufenden Kameras von der Polizei durchsetzen zu lassen.
“Die FPÖ hat ihren eigenen Zugang zur Erinnerungskultur, doch dieser unterscheidet sich grundlegend von einer kritischen Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Österreichs. Erinnern bedeutet für die FPÖ vor allem den Täterinnen und Tätern des Nationalsozialismus zu gedenken. Für uns ist klar – kein Erinnern mit Rechtsextremen. Wir werden kein Feigenblatt für die FPÖ sein, daher lehnen wir die Einladung zur Gedenkveranstaltung mit Walter Rosenkranz entschieden ab”, sagt Marie Lang, stellvertretende Obfrau des Verein GEDENKDIENST.
Die Obfrau des Verein GEDENKDIENST, Nadine Dimmel, ergänzt:
“Die FPÖ ist keine politische Kraft, die an einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit interessiert ist. Die ideologische Ausrichtung der Partei, ihr Antisemitismus, Rassismus und Geschichtsrevisionismus ziehen sich seit ihrer Gründung wie ein roter Faden durch ihre Geschichte. Wer wie Walter Rosenkranz NS-Verbrecher zu “Leistungsträgern” verklärt und rechtsextreme Netzwerke hofiert, hat jede moralische Legitimation verloren, eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Holocaust zu organisieren.”
Gemeinsam mit der JöH ruft der Verein GEDENKDIENST dazu auf, nicht an der “Diskussionsveranstaltung” von Walter Rosenkranz teilzunehmen und die Gedenkveranstaltung des Bündnisses Jetzt Zeichen setzen! um 18 Uhr am Heldenplatz zu besuchen. Die Parteivorsitzenden der SPÖ, Grünen und NEOS wurden bereits am Freitag in einem persönlichen Schreiben dazu eingeladen und aufgefordert der Gedenkveranstaltung mit Walter Rosenkranz fernzubleiben.
Alon Ishay, Präsident der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH) betont “Wir rufen alle Nationalratsabgeordneten dazu auf, die Teilnahme an der Rosenkranz-Veranstaltung zu verweigern und sich unserer Zeremonie am Heldenplatz anzuschließen. Mit dem rechtsextremen FPÖ-Nationalratspräsidenten, der verurteilten Naziverbrechern huldigte und dessen Partei eine lange Liste an NS-Delikten aufweist, kann es kein Gedenken an den Holocaust geben.”
Angesichts der Mitverantwortung Österreichs am Holocaust ist es unabdingbar, an die Befreiung Auschwitz zu erinnern und der Opfer zu gedenken.
In dieser besorgniserregenden Zeit können wir so gemeinsam ein öffentlichkeitswirksames Zeichen der Solidarität gegen die Normalisierung des Rechtsextremismus setzen und unsere Erinnerungskultur gegen die Vereinnahmung durch die FPÖ schützen.
Jüdische österreichische HochschülerInnen (JöH)
Telefon: +43 68120692803
E-Mail: office@joeh.at
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