AK Präsidentin Anderl: „Regierungen müssen mehr auf die AK hören“

AK Präsidentin Anderl: „Regierungen müssen mehr auf die AK hören“

177. Hauptversammlung der Bundesarbeitskammer in Villach (1)

AKTUELLE THEMEN AUS DER ARBEITSWELT UND KOMMENDE HERAUSFORDERUNGEN, DARUNTER VOR ALLEM DEMOGRAFISCHE, SOWIE DER ÖKOLOGISCHE UND DIGITALE WANDEL – DAS STAND IM ZENTRUM DER 177. TAGUNG DER HAUPTVERSAMMLUNG DER BUNDESARBEITSKAMMER IN VILLACH. NEBEN RENATE ANDERL, PRÄSIDENTIN DER BUNDESARBEITSKAMMER, REFERIERTEN JULIA BOCK-SCHAPPELWEIN (WIFO) UND MICHAEL SODER (AK WIEN) VOR DEN GEWÄHLTEN VERTRETER:INNEN AUS GANZ ÖSTERREICH.

„Als AK haben wir immer die Interessen unserer 4 Millionen Mitglieder im Zentrum“, betonte Renate Anderl zu Beginn ihrer Rede an die 177. Hauptversammlung. „Unsere Mitglieder wissen, dass die AK für sie da ist und sie unterstützt, und sie ist eine Institution, der die Menschen vertrauen.“ Das würde auch der Vertrauensindex wiederholt bestätigen, ebenso die Aussage in Umfragen, wonach 80 Prozent sich wünschen, dass die Bundesregierung mehr auf die AK hört. Anderl: „Das gilt auch für die nächste Bundesregierung.“ Angesichts der Rezession und des enormen Budgetdefizits mahnte Anderl Impulse und Investitionen ein, das würde die Konjunktur beleben und den Konsum wieder in Gang bringen. „Wenn wir die Klimakrise ernsthaft bekämpfen wollen, dann sind vor allem grüne Investitionen dringend nötig.“

Ein weiteres Thema in Anderls Ausführungen betraf den demografischen Wandel: In den kommenden Jahren würden viele Menschen, vor allem in systemrelevanten Berufen, in Pension gehen, in vielen Branchen gebe es schon jetzt großen Bedarf an Fachkräften. „Die Lösung kann aber nicht sein, dass Pensionsantrittsalter auf 67 zu erhöhen“, so Anderl. „Wir haben in Österreich rund 25.000 mittlere und größere Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten. Ein Viertel davon beschäftigt keine 60 bis 64-Jährigen, und rund zwei Drittel beschäftigten keine Frauen über 60 Jahren. Und dann meinen manche, man soll bis 67 arbeiten. Das ist der falsche Weg, die Betriebe müssen Jobs schaffen, in denen die Beschäftigten gut und gesund bis zur Pension arbeiten können.“

BOCK-SCHAPPELWEIN: BILDUNG, ALTERNSGERECHTE ARBEIT, AUFWERTUNG VON BERUFEN

Mit einem Weckruf angesichts demografischer Entwicklungen startete Julia Bock-Schappelwein vom WIFO ihren Vortrag. In vielen Bereichen würden in den kommenden Jahren Fachkräfte in Pension gehen, das betreffe wichtige Dienstleistungen für alle Bürgerinnen und Bürger genauso wie Fachkräfte in der kritischen Infrastruktur.

Digitalisierung, Ökologisierung und Demografie seien die zentralen Herausforderungen in der Arbeitswelt, so Bock-Schappelwein. „Wir sind jetzt in einer Phase, da die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter deutlich schrumpfen wird. Viele gehen in Pension, zu wenig Junge kommen nach.“ Bock-Schappelwein ging der Frage nach, wer die Lücke füllen werde, wenn zigtausende Systemerhalter:innen in Pension gehen. Denn beispielsweise in der öffentlichen Verwaltung, im Gesundheits- und im Sozialwesen sei der Anteil an Beschäftigten über 55 Jahre hoch. Im Gesundheitsbereich sei die Anzahl älterer Beschäftigter mit über 37.000 besonders hoch, dabei sei dieser Bereich aufgrund der Demografie enorm relevant. Bock-Schappelwein plädierte daher für eine kohärente Gesamtstrategie zur Fachkräftesicherung bzw. Fachkräfteentwicklung. Zentrale Ansatzpunkte seien die fundierte Kompetenzentwicklung als Grundlage für weiterführende Aus- und Weiterbildung, alternsgerechte Arbeitsbedingungen, die Aufwertung zentraler Berufsfelder, der Abbau nachteiliger Geschlechterstereotypen in der Arbeitswelt und das

Aufzeigen nachhaltiger beruflicher Veränderungsperspektiven.

SODER: POTENZIAL DES STRUKTURWANDELS OPTIMAL NUTZEN

AK Experte Michael Soder ging darauf ein, dass wir aktuell vor einem fundamentalen Strukturwandel stünden, vergleichbar mit der industriellen Revolution. Soder: „Digitalisierung und Ökologisierung bringen schon jetzt massive Veränderungen, wir brauchen einen menschenzentrierten Blick auf diese Veränderungen. Eine große Bandbreite an Maßnahmen ist nötig, von Industriepolitik über Regional-, Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik, um diesen Wandel zu bewältigen.“ Die Transformation werde Produktions- und Organisationsprozesse in Unternehmen verändern, das werde sich auf Wertschöpfungsketten auswirken. Wichtig sei daher, rechtzeitig Entscheidungen zu treffen, um die Wertschöpfung in Österreich zu halten und die Potenziale der Veränderungen optimal zu nutzen. Allerdings würde in Österreich derzeit eine Industrie- und Transformationsstrategie fehlen, Unsicherheiten angesichts der Veränderungen würden dadurch weiter verschärft. Soder: „Wir haben in Österreich aber große Potenziale und Chancen, wir haben gut ausgebildete Arbeitskräfte, innovative Unternehmen, eine gute Infrastruktur. Wirtschaftspolitik hat die Instrumente und Mittel, um Perspektiven zu schaffen und Verunsicherung zu nehmen.“ Aus Sicht der Arbeitnehmer:innen sei es wesentlich, die Mitbestimmung und Teilhabe an den Transformationsprozessen zu stärken. Studien würden belegen, dass das auch für die Unternehmen vorteilhaft sei.

Die Hauptversammlung ist das höchste Gremium der Bundesarbeitskammer. Sie besteht aus den neun AK Präsident:innen und weiteren 58 Kammerrät:innen aus allen Bundesländern, bestimmt den interessenspolitischen Kurs der Arbeiterkammer. Sie tagt zwei Mal jährlich.

SERVICE:

Julia Bock-Schappelwein, WIFO-Studie Systemrelevante Bschäftigung in Zeiten demografischer Herausforderungen https://www.wifo.ac.at/news/systemrelevante-beschaeftigung-in-zeiten-demografischer-herausforderungen/

Michael Soder, „Eine grüne Revolution“, https://shop.oegbverlag.at/eine-gruene-revolution-9783990466797

Arbeiterkammer Wien – Kommunikation
Chef:in vom Dienst
Telefon: +43 1 50165 12565
E-Mail: presse@akwien.at
Website: https://eur03.safelinks.protection.outlook.com/?url=http%3A%
2F%2Fwien.arbeiterkammer.at%2F&data=05%7C02%7CMichaela.LEXA%
40akwien.at%7C78c68e8c02fa438f97b808dcb6db8e82%
7C18118d2e26f6406f9d11deb44a2b92bb%7C0%7C0%7C638586301304739677%
7CUnknown%
7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLC-
JXVCI6Mn0%3D%7C0%7C%7C%7C&sdata=
dfZD710erzOkU9kIlkPfKJUsI2hZbvfMibm2vsEyGHA%3D&reserved=0

Ausschließlich für Medienanfragen!
Für alle anderen Anfragen:
https://eur03.safelinks.protection.outlook.com/?url=http%3A%2F%
2Fwww.arbeiterkammer.at%2Fueberuns%2Fkontakt%2Findex.html&data=05%
7C02%7CMichaela.LEXA%40akwien.at%7C78c68e8c02fa438f97b808dcb6db8e82%
7C18118d2e26f6406f9d11deb44a2b92bb%7C0%7C0%7C638586301304750412%
7CUnknown%
7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLC-
JXVCI6Mn0%3D%7C0%7C%7C%7C&sdata=IdqWzAHz5V%2FBCdSuV3cJcCe1hBA%
2FYKlSDdCq9tMaHNs%3D&reserved=0

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender