Foreign Interference und Desinformation: Konferenz in Wien wirft einen kritischen Blick auf die Situation
Foreign Interference und Desinformation: Konferenz in Wien wirft einen kritischen Blick auf die Situation
Diskutanten einig: Das Problem geht weit über Social Media hinaus
Am 29. November trafen sich unter dem Titel „Foreign Interference, Subversion & Disinformation“ Expertinnen und Experten, Diplomaten sowie Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft auf Einladung von Dietmar Pichler (Disinfo Resilience Network) zum Austausch.
Elizabeth Martin-Shukrun, US-Diplomatin, eröffnete die Redebeiträge: Sie betonte, dass Desinformation nur durch enge Zusammenarbeit von staatlichen Institutionen und der Zivilgesellschaft bekämpft werden kann (das US State Department unterstützte die Veranstaltung). Gastgeber Dietmar Pichler hob in seiner Keynote die nach wie vor bestehende Relevanz klassischer Einflussoperationen im Offline-Bereich sowie die Unterwanderung durch Einflussagenten im Dienste des Kremls hervor. Johannes Thun-Hohenstein zeigte anhand der Zusammenhänge im Buch „Sieg ohne Krieg“ (1985), wie lange die Unterwanderung und Beeinflussung durch Moskau bereits andauert.
Die Politiker Lukas Mandl (Abgeordneter des EU-Parlaments, ÖVP) und David Stögmüller (Parlamentarier, Grüner Sicherheitssprecher) thematisierten die Herausforderungen durch pro-russische und anti-westliche Narrative, die sich nicht nur im digitalen Raum manifestieren. Mandl gab einen Überblick über die Gefahren von Foreign Interference aus EU-Perspektive und kritisierte, dass Fürsprecher des Kremls regelmäßig in traditionellen Medien eine Plattform erhalten. Stögmüller berichtete vom nicht evidenzbasierten Widerstand gegen die neue Sicherheitsstrategie der Bundesregierung, der sowohl aus rechten als auch aus linken Kreisen laut wurde.
Politikwissenschaftler Martin Malek und Journalist Stefan Schocher beleuchteten die Ereignisse im Jahr 2014 und die Schieflage im deutschsprachigen Diskurs hinsichtlich der verdeckten russischen Invasion der Ostukraine. Schocher berichtete von russischen Spezialeinheiten, die er 2014 vor Ort in der Ostukraine beobachtete, während Malek die Berichterstattung in Teilen der deutschsprachigen Medien kritisierte. Oksana Stavrou stellte das Buch „Russlands Krieg gegen die Ukraine: Fakten und Perspektiven“ vor, das einen Beitrag zum faktenbasierten Diskurs leisten soll. Luis Paulitsch von der Datum Stiftung sprach über die Rolle des Journalismus bei der Bekämpfung von Desinformation und der Bewahrung der Demokratie.
David Christopher Jaklin, Experte für hybride Bedrohungen, betonte die Vielseitigkeit von „Hybrid Threats“, die nicht nur Angriffe im Informationsraum, sondern auch Sabotage oder Anschläge umfassen können.
Die abschließende Diskussion zwischen Dr. Julia Partheymüller (Universität Wien, Institut für Staatswissenschaft) und Prof. Wolfgang Mueller (Institut für Osteuropäische Geschichte) widmete sich dem positiven Beitrag, den Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft zur Bekämpfung von Desinformation und Foreign Interference leisten können. Gleichzeitig wurde auch das Phänomen der „Contrarian Academics“ angesprochen – Personen, die aus verschiedenen Gründen faktenwidrig und entgegen dem wissenschaftlichen Konsens argumentieren. Julia Partheymüller beschrieb in diesem Zusammenhang auch die Versuche autokratischer Regime auf Universitäten weltweit einzuwirken.
Beide kritisierten, dass solche Akteure oft eine unverhältnismäßig große Reichweite erlangen, insbesondere durch „False Balance“-Diskussionsrunden. In solchen Formaten wird künstlich eine „abweichende Meinung“ präsentiert, um eine vermeintliche “Ausgewogenheit” zu schaffen, selbst wenn diese Meinung wissenschaftlich nicht fundiert ist. Prof. Mueller wies darauf hin, dass sich die Osteuropaforschung seit 2022 konsolidiert hat. Dies trifft jedoch nicht auf zahlreiche fachfremde Wissenschaftler zu, die trotz fehlender Expertise in vielen Fällen mit höchst fragwürdigen Narrativen in den Diskurs einsteigen. Dies zwingt ihn immer wieder, als Faktenchecker einzugreifen.
Disinfo Resilience Network
Dietmar Pichler
Telefon: +4369917210001
E-Mail: d.pichler@borsh.eu
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