Green Friday statt Black Friday: Nachhaltiges Schenken leicht gemacht?
Green Friday statt Black Friday: Nachhaltiges Schenken leicht gemacht?
NeSoVe: Bewusste Kaufentscheidungen brauchen politische Rahmenbedingungen
Rund um den Black Friday und die Vorweihnachtszeit steigt der Konsum und damit auch die Auswirkungen auf Menschenrechte und Umwelt. Für Menschen, die bewusst feiern wollen, wird der Weihnachtseinkauf zwischen steigenden Preisen, leeren Greenwashing-Versprechen und komplexen Lieferketten immer schwieriger. Das Netzwerk Soziale Verantwortung (NeSoVe) zeigt im Rahmen eines Online-Pressegesprächs gemeinsam mit Südwind, GLOBAL 2000 und dem deutschen INKOTA-netzwerk wie ein Lieferkettengesetz den bewussten Einkauf erleichtern kann.
NOCH EIN HANDY?
Elektronikprodukte gehören zu den beliebtesten Geschenken in der Weihnachtszeit, doch ihr Lebenszyklus erzählt oft eine düstere Geschichte: Von der Zerstörung sensibler Ökosysteme durch den Rohstoffabbau über schlechte Arbeitsbedingungen in der Produktion bis hin zu giftigem Elektroschrott bei der Entsorgung. Zwar gibt es vereinzelte positive Initiativen wie Reparaturcafés, zertifizierte Refurbished-Produkte und vereinzelte Elektronikprodukte mit transparenteren Lieferketten. Das sind aber Ausnahmen: In den meisten Fällen fehlen aussagekräftige Informationen über Herkunft und Produktionsbedingungen von Handys und Co. gänzlich.
„Wenn es um nachhaltigen Konsum bei Elektronikgeräten geht, kann die Verantwortung nicht alleine bei den Konsument:innen liegen“, sagt René Schuster, Elektronik-Experte von Südwind. „Aktuell sind Unternehmen, die langlebige Produkte anbieten und ihre Lieferkette fair und transparent machen wollen, im Wettbewerb benachteiligt. Es braucht klare gesetzliche Vorgaben, die faire und nachhaltige Produktionsweisen sicherstellen und die Langlebigkeit von Produkten durch Designvorgaben unterstützen. Gleichzeitig müssen Initiativen für faire Elektronik und Reparierbarkeit konsequent ausgebaut werden.“
WIE DER NEUE WEIHNACHTSPULLI MIT AUSBEUTUNG ZUSAMMENHÄNGT
Auch in der Bekleidungsindustrie sind Millionen von Arbeiter:innen in der Bekleidungsindustrie mit gefährlichen Arbeitsbedingungen konfrontiert: von giftigen Chemikalien bis hin zu mangelnden Brandschutzmaßnahmen. So gefährden viele Arbeiter:innen täglich ihre Gesundheit am Arbeitsplatz und bekommen dafür nicht mal einen existenzsichernden Lohn.
Anne Neumann vom deutschen INKOTA-netzwerk hat zwei Jahre nach Inkrafttreten des deutschen Lieferkettengesetzes Auswirkungen in ausgewählten Unternehmen analysiert. „Wir haben in den ersten Berichten von Modeunternehmen wie Adidas, KiK und Zalando in Deutschland gesehen, dass das Lieferkettengesetz wirkt. Doch es ist auch klar geworden: Damit die Rechte von Arbeiter:innen in Nähfabriken, Gerbereien und Baumwollspinnereien effektiv gestärkt werden, brauchen wir eine starke Umsetzung der EU-Lieferketten-Richtlinie. Außerdem muss die Kontrollbehörde gut ausgestattet sein und Regelungen klar durchsetzen“, so Neumann.
GENUSS IST NUR MIT GUTEM GEWISSEN MÖGLICH
In der Vorweihnachtszeit haben auch Süßigkeiten aus Schokolade, wie Nikolos und Weihnachtsmänner, wieder Hochsaison. In den letzten Jahren haben sich durch Klimaerhitzung, steigende Produktionskosten und schwankende Erträge die Bedingungen für Kakaobäuerinnen und -bauern massiv erschwert. Nach wie vor besteht die Gefahr von großflächigen Abholzungen der Regenwälder und der Verschmutzung durch Pestizide.
“Unser Nikolo-Check zeigt ganz deutlich, dass Nachhaltigkeit, Fairness und leistbare Schokolade Hand in Hand gehen können. Umweltschonender Anbau und gerechte Preise sind jedoch derzeit noch immer die Ausnahme. Zum einen haben wir es als Konsument:innen in der Hand, zu Bio- und Fairtrade-Produkten zu greifen. Zum anderen sind aber Hersteller und der Gesetzgeber gefragt, die bio-faire Produktion zur Norm zu machen”, fordert Anna Leitner, Ressourcen-Expertin bei GLOBAL 2000.
NEUE REGIERUNG MUSS UNTERNEHMEN IN DIE VERANTWORTUNG BRINGEN
Die neue Regierung muss bis 2026 das EU-Lieferkettengesetz in nationales Recht umsetzen. Die aktuellen Koalitionsverhandlungen sind somit für das Lieferkettengesetz eine Richtungsentscheidung. „Ein effektives Lieferkettengesetz muss dazu führen, dass in unseren Adventkalendern keine Schokolade aus ausbeuterischer Kinderarbeit steckt und der Weihnachtspulli nicht unter Ausbeutung genäht wurde. Es ist die Aufgabe der neuen Regierung sicherzustellen, dass Konsument:innen nachhaltig einkaufen können“, so Bettina Rosenberger, Geschäftsführerin von NeSoVe, abschließend.
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_Das Pressegespräch war Teil des NeSoVe-Projekts „Das Potenzial von aktuellen EU-Gesetzesvorhaben zur Bekämpfung von Arbeitsausbeutung und Zwangsarbeit entlang globaler Wertschöpfungsketten“. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz gefördert._
Bettina Rosenberger
Telefon: +43 660 8835409
E-Mail: bettina.rosenberger@nesove.at
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