Österreichs größte Lehrkräftefortbildung zur Holocaust Education behandelt den Genozid an den Roma und Sinti

Österreichs größte Lehrkräftefortbildung zur Holocaust Education behandelt den Genozid an den Roma und Sinti

Vermittlungsarbeit und Forschungsstand zur Verfolgungspolitik an rund 500.000 Roma und Sinti

Rund 500.000 europäische Roma, Romnja, Sinti und Sintizze wurden zwischen 1938 und 1945 Opfer einer rassistischen Verfolgungspolitik der Nationalsozialisten und ihrer Verbündeten. Roma und Sinti wurden diffamiert und ausgegrenzt, zur Arbeit auf Bauernhöfen, Baustellen und in der Industrie gezwungen, sie starben in Zwangsarbeits- und Konzentrationslagern und wurden in Vernichtungslagern getötet. Im Rahmen einer dreitägigen Fortbildung auf Einladung der Bildungsagentur OeAD befassten sich Lehrpersonen aus ganz Österreich mit der Geschichte und der schulischen Vermittlung des Genozids an Roma/Romnja und Sinti/Sintizze. Der OeAD setzt das Programm ERINNERN:AT im Auftrag des Bildungsministeriums um.

„Die Bildungsarbeit über den Genozid an den Roma und Sinti während der NS-Zeit ist ein wichtiger Teil der Vermittlung der österreichischen Geschichte. Mit dem OeAD-Programm ERINNERN:AT setzen wir einen wichtigen Schritt, um das Bewusstsein für die oft vergessenen Geschichten der einstigen Verfolgten zu schärfen und zugleich gegen aktuelle Diskriminierungen anzukämpfen. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, die Vergangenheit aufzuarbeiten und für eine gerechte Zukunft frei von Diskriminierung, Gewalt und Extremismus zu sorgen,“ so Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung.

„Über den Völkermord an den Roma und Sinti ist heute noch immer sehr wenig bekannt, zu selten wird dieser in Bildungskontexten thematisiert. Wir begegnen dieser Lücke im Bildungssystem und wollen ein Bewusstsein für die Geschichte des Genozids schaffen – dabei geht es auch darum, heutiger Diskriminierung von Roma und Sinti entgegenzutreten“, betont der Geschäftsführer von Österreichs Bildungsagentur OeAD, Jakob Calice.

Das Europäische Parlament erklärte 2015 den 2. August zum Europäischen Gedenktag für den Völkermord an den Roma und Sinti. 2023 wurde dieser einstimmig vom Nationalrat bestätigt und am 2. August 2023 das erste Mal auch in Österreich offiziell bedacht.

FORSCHUNGSSTAND, UNTERRICHTSMATERIALIEN UND EXKURSIONEN

Das Zentrale Seminar bildete den Höhepunkt der ganzjährigen Aktivitäten und Angebote zum Jahresthema des OeAD-Programms ERINNERN:AT „Der Genozid an den Roma und Sinti“. Die Fortbildung bot Pädagoginnen und Pädagogen die Möglichkeit, sich mit geschichtlichen Hintergründen und dem aktuellen Forschungsstand ebenso wie mit der praktischen Vermittlungsarbeit auseinanderzusetzen. In Workshops lernten Lehrkräfte konkrete Lernangebote kennen, die der OeAD und weitere Partner erstellt haben; beispielsweise die vom BMBWF unterstützte internationale Lernwebsite romasintigenocide.eu, die geschichtliches Wissen und Materialien für den Unterricht in zwölf Sprachen zur Verfügung stellt. Auch eine „IWitness Activity“ zu den Kontinuitäten des Antiziganismus – ein digitales Lernmodul, das ERINNERN:AT 2024 mit der Universität Flensburg entwickelt hat – fand sich im Portfolio der Workshops. Exkursionen führten an Erinnerungsorte in der Region, wie etwa zum Mahnmal für Roma und Sinti in Lackenbach, wo die alljährliche Kundgebung mit Kranzniederlegung im Gedenken an die von den Nationalsozialisten ermordeten Romnja und Roma sowie Sintizze und Sinti stattfand.

DER GENOZID IM BURGENLAND UND DAS „ZIGEUNERLAGER“ LACKENBACH

Im Burgenland lebten 1938 in zahlreichen Siedlungen etwa 8.000 der 11.000 österreichischen Roma und Sinti – zumeist in bedrückender Armut, behördlich schikaniert und ausgegrenzt. Am 23. November 1940 wurde in einem ehemaligen Gutshof das sogenannte „Zigeunerlager“ Lackenbach errichtet. 2.000 von den insgesamt 4.000 im Lager internierten Roma und Sinti wurden im Herbst 1941 in das Ghetto L̸ódź/Litzmannstadt und von dort später ins Vernichtungslager Chelmno/Kulmhof deportiert und ermordet. 300 bis 400 Häftlinge erlebten die Befreiung des Lagers Lackenbach durch sowjetische Truppen im April 1945.

Das Zentrale Seminar des OeAD endete am 16. November 2024 mit der Teilnahme an der offiziellen Gedenkveranstaltung für Roma und Sinti beim Mahnmal in Lackenbach.

ÖSTERREICHS GRÖSSTE LEHRKRÄFTEFORTBILDUNG ZUM THEMA HOLOCAUST UND NATIONALSOZIALISMUS

Unter dem Titel „Zentrales Seminar“ wird jährlich vom OeAD-Programm ERINNERN:AT im Auftrag des Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung die größte Lehrkräftefortbildung zum Thema Holocaust und Nationalsozialismus abgehalten. 2024 fand das dreitägige Seminar in Stadtschlaining im Burgenland statt und widmete sich dem Genozid an Roma und Sinti während der NS-Zeit sowie der Vermittlung dieses Themas im Unterricht. Das diesjährige Seminar fand in Kooperation mit dem Roma Service Burgenland und der Pädagogischen Hochschule Burgenland statt. Die Jahresveranstaltung richtet sich an Lehrpersonen aller Schultypen und Fächer, insbesondere Geschichte und Politische Bildung, aus ganz Österreich. Das Zentrale Seminar 2024 wurde unterstützt vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, vom Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, vom Zukunftsfonds der Republik Österreich sowie vom Land Burgenland und der Deutschen Botschaft Wien.

Zu den Fotos der Veranstaltung in der APA-Fotogalerie

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:

Zum Seminarprogramm

Zum Zentralen Seminar des OeAD-Programms ERINNERN:AT

Übersichtsseite zum Jahresschwerpunkt von ERINNERN:AT „Genozid an den Roma und Sinti“ mit geschichtlichen Hintergründen, Lernangeboten & allen Veranstaltungen

OeAD – Agentur für Bildung und Internationalisierung
Mag. Ursula Hilmar
Pressesprecherin
Telefon: 01 534 08 270
E-Mail: presse@oead.at
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