„Rhododendron-Schildlaus“ von Citizen Scientist am Naturhistorischen Museum Wien als neue Art beschrieben

„Rhododendron-Schildlaus“ von Citizen Scientist am Naturhistorischen Museum Wien als neue Art beschrieben

ALS CITIZEN SCIENTIST BZW. BÜRGERWISSENSCHAFTLER GEHÖRT ANDREAS KAHRER ZU JENEN ENGAGIERTEN EHRENAMTLICHEN MITARBEITERINNEN UND MITARBEITERN, DIE VIEL ZEIT IM NATURHISTORISCHEN MUSEUM WIEN VERBRINGEN, UM IHREN STUDIEN ÜBER DIE INSEKTENVIELFALT NACHZUGEHEN. JETZT GELANG IHM SEINE ERSTE GROSSE ENTDECKUNG! ER KONNTE EINE „RHODODENDRON-SCHILDLAUS“, DIE IN NORDEUROPA GEFUNDEN WURDE, ALS NEUE ART BESCHREIBEN.

 

„Vermutlich ist die neue Schildlausart ´_Pulvinaria rhododendri_´ als blinder Passagier gemeinsam mit den Gartenpflanzen verschleppt worden“, erklärt Dr. Andreas Kahrer, der seit seiner Pensionierung als Volontär die wissenschaftliche Sammlung der Pflanzenläuse des NHM Wien erweitert und neu organisiert. 

Das spezielle Forschungsinteresse Kahrers, der in seiner aktiven Zeit als Biologe an der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) im Bereich Pflanzenschutz gearbeitet hat, gilt seit jeher den Schildläusen. Immer wieder werden ihm Proben zur Begutachtung und Artbestimmung vorgelegt oder zugeschickt, so auch vor etwa einem Jahr, als er eine Probe aus Dänemark bekam: Unbekannte Schildläuse hinterließen auf den Blättern von _Rhododendron_-Kulturen schmutzige, schwarze Beläge. 

„Zur Identifizierung von Schildläusen ist die Herstellung mikroskopischer Präparate unerlässlich“, erläutert Andreas Kahrer. Das geschieht mit großem Aufwand: Bis ein Objektträger fertig ist, dauert es etwa zwei Tage. Im Laufe der Jahre hat der engagierte Volontär die Herstellung optimaler Präparate stetig verbessern können. Schon die ersten Präparate der „_Rhododendron_-Schildlaus“ ließen Kahrer vermuten, dass es sich um eine noch unbekannte Art der Gattung _Pulvinaria_ (Wollige Napfschildlaus) handelt. 

 „Als große Besonderheit ließen sich an den erwachsenen Weibchen kurze, stachelige Rückenborsten in zwei Längslinien entlang der Körpermitte feststellen, die bisher bei keiner anderen _Pulvinaria_-Art sichtbar waren“, so Kahrer, der daraufhin mit Kolleg*innen aus Japan, England, Italien und Russland korrespondierte. Sein Verdacht auf eine neue Spezies wurde bestätigt! Allen voran, konnte auch der erfahrene britische Insektenforscher Chris Hodgson als Koautor des Forschungsprojekts gewonnen werden, der Kahrers Erkenntnisse mit der Anfertigung einer detailgetreuen anatomischen Grafik untermauerte. Die neu entdeckte Schildlausart wurde schließlich im Fachjournal _Zootaxa_ unter dem Namen _Pulvinaria rhododendri Kahrer & Hodgson_ beschrieben.

_Pulvinaria rhododendri_ wurde auf verschiedenen Heidekrautgewächsen gefunden; sie saugt an den Blättern sowohl von Gartenrhododendren als auch von Heidelbeeren. Die Schildlaus ist bisher nur aus einem kleinen Bereich Nordeuropas bekannt, wohin sie vermutlich als blinder Passagier gemeinsam mit Gartenpflanzen verschleppt wurde. Nach der ursprünglichen Heimat wird weiter geforscht.  

 „Jede Entdeckung führt zu neuen Fragen! Wenn man beispielsweise das Ursprungsland herausfinden könnte, so würde man dort mit Sicherheit auch Insekten vorfinden, die als natürliche Gegenspieler für das biologische Gleichgewicht sorgen und zur biologischen Schädlingsbekämpfung geeignet wären. Auch eine Kontrolle im Pflanzenhandel wäre dann einfacher“, freut sich Kahrer auf neue Herausforderungen.

NHM-Generaldirektorin Dr. Katrin Vohland, ausgewiesene Expertin im Bereich der Bürgerwissenschaften, setzt sich aktiv für deren Förderung ein. Sie freut sich besonders über die Erstbeschreibung dieser neuen Art und betont: „Mit Hilfe von engagierten Citizen Scientists, können wir unsere Forschungskapazitäten maßgeblich erweitern. Als Volontär gehört Dr. Andreas Kahrer zu jenen engagierten Forscherinnen und Forschern, die viel Zeit im NHM Wien verbringen, um ihrem Studium der Insektenvielfalt nachzugehen und mit ihrer taxonomischen Expertise das Wissen über Arten zu erweitern. Die Insektensammlung mit etwa 11 Millionen Belegen bietet ein fast unendliches Betätigungsfeld!“

 

Weiterführende links:

https://www.mapress.com/zt/article/view/zootaxa.5512.2.7

https://www.nhm-wien.ac.at/forschung/mitmachen

Pressematerial zum Download: https://www.nhm-wien.ac.at/presse/pressemitteilungen2024/schildlaus

 

Naturhistorisches Museum Wien
Mag. Irina Kubadinow
Telefon: + 43 (1) 521 77 DW 410
E-Mail: irina.kubadinow@nhm.at
Website: https://www.nhm.at/irina_kubadinow

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