Laut gegen den Backlash

Laut gegen den Backlash

_Vorbei scheinen die Zeiten, als erfreuliche Berichterstattung und erfolgreiche Frauengeschichten die Einreichungen unserer Awards dominierten. Frauenthemen sind geprägt von Hass und Gewalt. Umso lieber heben wir die herausragendsten Werke und Teams hervor, die ihr Bestes tun, um das Ungleichgewicht sichtbar zu machen. Nichtsdestoweniger lassen wir Journalistinnen für ihr Schaffen hochleben und ehren ihr Werk. _

NOMINIERT SIND …

Wir zeichnen jährlich in drei Kategorien jene Meister:innen der Berichterstattung aus, die sich im Journalismus und der Medienbranche durchgesetzt haben und für den Nachwuchs mit guten Beispielen vorangehen. In das Rennen um die MedienLÖWIN in Gold gehen heuer Euke Frank, Brigitte Handlos und Ulla Kramar-Schmid. Wer die von der Wirtschaftskammer gestiftete goldene Trophäe bei der Gala der MedienLÖWINNEN mitnimmt, entscheiden nun über 77 Branchenvertreter:innen. Zum neunzehnten Mal wird am Vorabend des Österreichischen Journalistinnenkongresses die Auszeichnung Goldene MedienLÖWIN vergeben. Sie ist für Medienfrauen mit hoher Vorbildfunktion gedacht. Diese Rolemodels sind ambitioniert, checken die Faktenlage und machen mit ihrer Arbeit anderen Frauen Mut, sich in der immer noch männerdominierten Medienwelt zu behaupten.

FRAUENSPEZIFISCHE THEMEN

Bei der Silbernen MedienLÖWIN zählt der Inhalt der journalistischen Arbeit. Aus den zahlreichen Einreichungen haben es „Feindbild Frau“, die TV-Doku von Ursula Duplantier mit einer TV-Doku für „arte“, „Der Fall Kellermayr“ von Alexandra Venier, Oliver Das Gupta & Team, auf Puls4 und das Ö1-Radiokolleg „Frauen mit Courage: Nicola Werdenigg“ von Ulrike Schmitzer ins Finale geschafft. 

Während es bei Ursula Duplantier sehr stark um den antifeministischen Backlash geht, zu dem sowohl Betroffene befragt als auch die dreisten Aussagen rechtspopulistischer Männer gekonnt gegenübergestellt werden, widmet sich das Puls4-Team um den Fall Lisa-Maria Kellermayr den realen Folgen von Hass und Hetze inklusive ihrer vergiftenden Wirkung. Unverhohlene Gewaltandrohungen, Meinungsextremismus, Verschwörungstendenzen sowie Bodyshaming kulminierten in diesem tragischen Fall zur Katastrophe – zum Suizid der Ärztin aus Oberösterreich.

Im Radiokolleg von Ö1 zeigt Journalistin Ulrike Schmitzer am Beispiel der ehemaligen Schirennläuferin Nicola Werdenigg, was eine Frau aushalten musste und muss, wenn sie sich entschlossen gegen männliche Machtausübung und sexuellen Missbrauch stellt. Die Jurorinnen schätzen an dem Feature besonders, dass es sich nicht nur auf die Vergangenheit beschränkt: „Ulrike Schmitzer ist am Thema drangeblieben. Sie hat nicht nur dokumentiert, was war, sondern auch hinterfragt, was von der Aufdeckung bleibt und was das für die Gegenwart bedeutet.“

Bei den Einreichungen für die MedienLÖWIN in Silber, die von Sanofi gestiftet wird, zeigt sich auch heuer wieder eine beunruhigende Tendenz. „Leider“, so unsere erfahrene Jury-Vorsitzende Elisabeth Pechmann, „dominieren Publikationen, die mit Gewalt, Femizid, Missbrauch und evidenter Benachteiligung zu tun haben. Früher konnten wir uns beim Jurieren viel häufiger über Storys freuen, in denen von gezielter Gleichstellungspolitik, von Frauen-Erfolgen auf breiter Front und von positiven gesamtgesellschaftlichen Weiterentwicklungen die Rede war.“

Z’SAMM STARK

Der MedienLÖWE ist für Teams oder Redaktionen gedacht, die sich nachhaltig und strukturiert bzw. in außergewöhnlichen Schwerpunkten oder Initiativen mit der Lebenswelt von Frauen auseinandersetzen. Die Trophäe ist von den Österreichischen Lotterien gespendet.

Mit diestandard.at unter der Leitung von Beate Hausbichler haben interessierte Leser:innen seit fast einem Vierteljahrhundert eine frauen- und genderpolitische Plattform mit Tagesaktualität und einem motivierten Team an Journalistinnen. Stets war die kleine Redaktion von Engagement geleitet und machte trotz geringer Ressourcen kantigen, streitbaren und feministischen Journalismus. „Mit unverminderter Energie etablierte Beate Hausbichler mit ihrem Team die Seite als eigenständig Publikationsform mit einem ausgeprägten Profil“, so die Jury.

Mit „Große Töchter“ hat Beatrice Frasl einen Podcast geschaffen, der nicht um den heißen Brei herumredet, sondern strikt feministisch publiziert. Die Jury urteilt: „Ohne Verlagsanbindung und weit weg von großen Fördertöpfen, aber dafür mit viel Unternehmerinnen-Mut und feministischer Leidenschaft holt sie für ihre Podcast-Folgen regelmäßig Menschen, ihre Projekte und ihre Ideen vor den Vorhang.“

Mit den Kolumnen „#Girlmath“/Katharina Mader + „Vicki in der Männerwelt“/Viktoria Eibensteiner, betreut von Bettina Mühleder auf moment.at, sind neue, erfrischende Formate auf die Shortlist gekommen. Darin stellt Wirtschaftswissenschaftlerin Katharina Mader regelmäßig unter Beweis, wie spannend feministische Ökonomie sein kann. In den Videos stellt sie neueste Forschungen verständlich dar, kontert fundiert und macht diskriminierende Strukturen sichtbar. Die junge Journalistin Eibensteiner beleuchtet in ihren Reels den Alltag von Frauen. Hemdsärmelig und humorvoll teilt sie Alltagserfahrungen und weist darauf hin, wie (anti-)feministisch die Gesellschaft ist. Mit Selbstreflexion zeigt sie unterbewusste Strukturen und gibt Tipps. 

ABEND DER MEDIEN LÖWINNEN

Am 5. November prämieren wir bei der Gala der MedienLÖWINNEN im Haus der Industrie die Gewinner:innen der jeweiligen Kategorien und lassen alle Journalist:innen gebührend hochleben, die so wacker und unermüdlich gegen rückwärtsgewandte Tendenzen ansprechen, anschreiben sowie filmen.

WO LASSEN SIE DENKEN?

Das Thema des 26. Journalistinnenkongresses am Folgetag, dem 6. November, ist die Künstliche Intelligenz, in all ihren Auswirkungen auf unser Berufsfeld. Während überforderte Medienkonsument:innen zu Informationsverweigerung und Rückzug in private „Blasen“ flüchten, übernimmt die Künstliche Intelligenz immer mehr journalistische Arbeit. Ein gefährlicher Mix in einer komplexen Welt. Durch Fake-News und Deep Fakes leidet die Unterscheidbarkeit massiv. Die Anwendung von KI verunsichert die Menschen und öffnet Tür und Tor für propagandistischen Missbrauch. Auf welche Meldungen können wir uns noch verlassen? Vertrauensverlust, Überforderung durch Bilderfluten, teils von erschreckender Brutalität, und Rückzug sind an der Tagesordnung. Beim Kongress diskutieren wir mit renommierten Sprecherinnen und bei Panels über Sicherheit und Transparenz, aber auch darüber, welche Chancen sich für den Medienbereich bieten.

GALA DER MEDIENLÖWINNEN

Am Vorabend des Österreichischen Journalistinnenkongresses zeichnen wir Frauen, frauenspezifische Arbeiten und Teams aus.

DATUM: 05.11.2024, 18:30 Uhr

ART: Konferenzen und Tagungen
ORT: Haus der Industrie

26. Österreichischer Journalistinnenkongress
Dr.in Ulrike Schöflinger
Telefon: 0664 454 77 74
E-Mail: presse@journalistinnenkongress.at
Website: https://journalistinnenkongress.at

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