Weichenstellungen für den Wasserstoff
Weichenstellungen für den Wasserstoff
Österreichs Wasserstoff-Strategie gibt Ziele vor, doch der Weg dahin ist weitgehend unklar. Die Netzbetreiber fordern klare Rahmenbedingungen für den Ausbau der Infrastruktur ein.
Wasserstoff soll fossile Gase in der Industrie ersetzen. Er soll die Basis für Flugzeug- und Schiffs-Treibstoffe bilden. Die Wasserstoffproduktion soll ein integraler Bestandteil des Energiesystems werden, dazu sollen bis 2030 Elektrolyse-Kapazitäten von 1 Gigawatt aufgebaut werden.
Alle diese Zielvorstellungen sind in der Österreichischen Wasserstoffstrategie enthalten, zu der die Bundesregierung im September den jüngsten Umsetzungsbericht vorgelegt hat. Doch als Grundlage für Investitionen der Netzbetreiber in ein künftiges Wasserstoffnetz sind die Vorgaben noch zu wenig konkret. „Wir brauchen klare Rahmenbedingungen, denn die Zeit drängt, wenn wir bis 2030 die Ziele erreichen wollen“, sagte der Geschäftsführer von Linz Netz, Johannes Zimmerberger, beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 3. Oktober 2024.
Die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer, verwies auf die Bedeutung von Wasserstoff für das Gesamtsystem: „Es geht nicht nur um die Versorgung der Industrie mit klimaneutralem Gas, sondern auch um die saisonale Speicherung von erneuerbarem Strom. Wasserstoff ist ein Schlüsselelement für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende.“
EU-WEITER AUSBAU
Zimmerberger ließ dazu mit ehrgeizig klingenden Zahlen aufhorchen. Noch 2022 deckte Wasserstoff weniger als 2% des EU-weiten Energieverbrauchs ab und wurde überdies fast zur Gänze aus fossilem Erdgas gewonnen. Bis 2030 sollen jedoch jährlich 10 Millionen Tonnen an erneuerbarem, klimaneutralem Wasserstoff produziert werden, was immerhin 14% des Strombedarfs aller EU-Staaten entspricht. Dazu ist unter anderem eine Elektrolysekapazität von mindestens 40 Gigawatt erforderlich.
Im Rahmen des European Hydrogen Backbone soll bis 2030 ein Wasserstoffnetz mit einer Länge von 32.600 Kilometern errichtet werden, die Hälfte davon sollen umgestellte ehemalige Erdgas-Leitungen sein. Das übergeordnete Netz soll es in der Zukunft möglich machen, Wasserstoff aus klimatisch begünstigten Regionen wie Zentralspanien, Sizilien und Nordafrika zu importieren.
HANDLUNGSBEDARF IN ÖSTERREICH
Damit Österreich hier im Ausbau nicht zurückfällt, müssen die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen rasch geschaffen werden, fordert Zimmerberger: „Da geht es vordringlich einmal um das Gaswirtschaftsgesetz (GWG). Es muss um die gesamte Wasserstoff-Materie ergänzt werden.“ Konkret muss eine Systematik für die Festsetzung der Netznutzungsentgelte geschaffen werden. Weiters braucht es Regeln für die Anerkennung von Kosten für den Betrieb des Netzes und die Festlegung eines Marktmodells. Zimmerberger bringt überdies die Idee staatlicher Garantien für Investitionen in Wasserstoffnetze ins Spiel. In Deutschland gibt es solche Garantien bereits, berichtet Zimmerberger: „In der Anfangsphase des Wasserstoffnetzausbaus werden die Einnahmen durch Netzentgelte noch gering sein, da es zunächst wenige Nutzer geben wird. Als regulierte Unternehmen können Netzbetreiber aber nicht mit Verlusten arbeiten. Dieses Dilemma könnten Investitionsgarantien auflösen.“
Im Hinblick auf den Wasserstoff sind auch Anpassungen im Erneuerbare-Gase-Gesetz nötig, das vom Ministerrat bereits beschlossen wurde, aber im Nationalrat die nötige Zweidrittelmehrheit nicht erreichen konnte.
Ein wichtiger Hebel zur Beschleunigung des Wasserstoff-Ausbaus könnten die Investitionszuschüsse sein, die im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) vorgesehen sind. Allerdings sind die Bedingungen dafür zu eng gefasst, kritisiert Zimmerberger: „Erstens gilt die Förderung derzeit nur für Elektrolyse-Anlagen, nicht für die Netzinfrastruktur. Zweitens ist Wasserstoff, der aus Biomasse hergestellt wird, ausdrücklich ausgeschlossen, was das Hochfahren der Versorgung unnötig bremst.“
SICHT DER VERBRAUCHER
Linz Netz hat auf der Basis von Kundenbefragungen in seinem Netzbereich mit der Planung eines Startnetzes begonnen, berichtet Zimmerberger: „Wir planen das im Hinblick auf die Bedürfnisse der Großkunden, ausgehend von den Kopplungspunkten im vorgelagerten Netz. Das H2-Startnetz in Linz wird rund 31 Millionen Euro kosten, diese Kosten sollten von der Regulierungsbehörde anerkannt werden, aber derzeit gibt es für Wasserstoff noch keine Regulierungssystematik.“
Das Forum Versorgungssicherheit ist die gemeinsame Plattform von fünf Verteilernetzbetreibern: Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich.
Forum Versorgungssicherheit
Ing. Gerhard Fiegel
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E-Mail: gerhard.fiegel@wienerstadtwerke.at
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