Zynisch und bizarr: FPÖ-Führung möchte jüdische Studierende über Holocaust belehren

Zynisch und bizarr: FPÖ-Führung möchte jüdische Studierende über Holocaust belehren

Nach Kritik jüdischer Studierender an FPÖ-Chef Herbert Kickl reagiert die Partei der Wiederbetätigungs-Skandale mit zynischen Vorwürfen der Holocaust-Instrumentalisierung.

Seit Sonntag-Abend organisieren die Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH) eine siebentägige Mahnwache gegen die rechtsextreme FPÖ anlässlich der Nationalratswahlen 2024. Die Mahnwache “Gegen Volkskanzler & Kellernazis” soll auf die historische und gegenwärtige Gefahr aufmerksam machen, die von Volkskanzlern am Heldenplatz ausgeht. Für junge Jüdinnen und Juden ist wegen der FPÖ jede Nationalratswahl mit Angst und Sorge verbunden. Im Rahmen einer Videoinstallation soll dies in Form einer Frage und der Antwort auf dieselbe visualisiert werden: „Hätte Herbert Kickl uns damals versteckt?“ und „Herbert Kickl hätte uns deportiert.“ sind links und rechts auf dem Burgtor projiziert. 

Anstatt sich der Kritik zu stellen, lässt nun die FPÖ-Führung über Generalsekretär Christian Hafenecker ausrichten, dass jüdische Studierende den Holocaust “dafür hernehmen, um Polemik in einem Wahlkampf zu machen” und findet es “schockierend, dass man überhaupt auf so eine Idee kommt.” (ZIB1 vom 23.09.2024) 

Dass die FPÖ unsere Mahnung an die Geschichte als “Instrumentalisierung des Holocaust” framen möchte, ist beschämend und bestätigt die Zweifel daran, dass die Partei etwas aus ihrer eigenen Nazi-Geschichte gelernt haben soll. Überraschend ist auch, dass sich Hafenecker wundert, “wie man auf so eine Idee kommt”, obwohl er selbst am besten wissen sollte, dass die FPÖ mehr Fälle von Widerbetätigung, Holocaust-Relativierung und Nazi-Aussagen vorweist, als alle anderen Parteien zusammen. Herbert Kickl selbst hat etwa während der Corona-Pandemie mehrfach den Holocaust relativiert. 

Alon Ishay, Präsident der Jüdischen österreichischen HochschülerInnen, ist entsetzt: „Die FPÖ spürt sich anscheinend gar nicht mehr. Dass ausgerechnet die Partei der Wiederbetätigungs-Skandale und Kellernazis uns über die Shoah belehren möchte und uns sogar unterstellt, diese zu instrumentalisieren, ist zynisch und bizarr. Die FPÖ wurde von Nazi-Verbrechern gegründet, die unsere Vorfahren ermordet haben. Ihr aktueller Obmann Herbert Kickl erklärt schamlos, die Waffen-SS hätte nicht in ihrer Gesamtheit aus Verbrechern bestanden. Die FPÖ ist eine Schande für Österreich.“

Ishay bleibt weiterhin bei seiner Einschätzung: “Der selbsternannte Volkskanzler Herbert Kickl, der Menschen die Staatsbürgerschaft entziehen möchte, um sie zu deportieren, wäre 1938 auf der falschen Seite gestanden.” 

Die Mahnwache gegen Volkskanzler & Kellernazis findet bis einschließlich Samstag, den 28. September, jeden Abend ab 19:30 vor dem Burgtor statt. In den kommenden Tagen wird es Rede- und Textbeiträge von unter anderem dem Lyriker und Shoah-Überlebenden Robert Schindel, Literaturnobepreisträgen Elfriede Jelinek, Autor Michael Köhlmeier und dem Historiker und Autor Doron Rabinovici geben.

 

Bild- und Videomaterial zur Installation und Mahnwache: https://drive.google.com/drive/folders/1-IjbJx48Oka9G-MfP3OoAATJV4dKLzNR?usp=sharing

 

Jüdische österreichische HochschülerInnen (JöH)
Telefon: +43 68120692803
E-Mail: office@joeh.at

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