Lackner: Synode ist wesentlicher Schritt, der weitergehen wird
Lackner: Synode ist wesentlicher Schritt, der weitergehen wird
Bischofskonferenz-Vorsitzender bei europäischem Synoden-Workshop in Linz: Ich rechne mit Überraschungen bei der Synode, auch wenn gepushte Erwartungen nicht eintreten werden Bischofskonferenz-Vorsitzender bei europäischem Synoden-Workshop in Linz: Ich rechne mit Überraschungen bei der Synode, auch wenn gepushte Erwartungen nicht eintreten werden
Als „ganz wesentlichen Schritt“ hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner den Synodalen Prozess mit dem im Oktober anstehenden zweiten Teil der Welt-Bischofssynode zur Synodalität bezeichnet. Die katholische Kirche habe damit einen Weg eingeschlagen, „und dieser Weg wird weitergehen, egal was nun konkret kommt“, sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz am Samstag im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress. Anlass gab ein dreitägiges Arbeitstreffen der europäischen Synodenteilnehmerinnen und -teilnehmer, das von Donnerstag bis Samstag im Linzer Priesterseminar stattgefunden hat.
Ebenso wie Papst Franziskus eine Überraschung für die Kirche darstelle, kämen auch die von ihm eingeführten Prozesse für viele überraschend, „und die Überraschungen werden nicht aufhören“, so Lackner, der seine Grundhaltung dazu mit dem „Prinzip Hoffnung“ beschrieb: „Hoffnung ist der Glaube an das, was man noch nicht sieht.“ Das gelte auch für die Kirche selbst.
Freilich sei für ein Weiterkommen ein „realistischer Blick“ vonnöten, weshalb in Österreich bei manchen mit allzu hohen Erwartungen – „von denen manche auch gepusht waren“ – eine anfängliche Begeisterung der Enttäuschung und Frustration gewichen sei. Dazu beigetragen habe, dass bestimmte Themen vom Papst aus der Synode und damit auch aus dem Arbeitspapier („Instrumentum laboris“) herausgenommen und an Arbeitsgruppen delegiert wurden. Dass dies so sei, gelte es zu respektieren, „mich würde aber interessieren, wie es da weitergeht“, so der Erzbischof.
Blumenwiese statt Monokultur
Das im Juli präsentierte Arbeitsdokument selbst sei „wirklich gut“, befand Lackner, der besonders das Kapitel über die Unterscheidung lobte. Die Kirche habe in Sachen „Unterscheiden“ einiges dazugelernt, hätten für ihn auch die Begegnungen und Sitzungen des Workshops in Linz bestätigt. Im Grunde gehe es bei dem von Papst Franziskus eingeforderten Schritt darum, vor Entscheidungen zu sehen, dass es „nicht nur ja und nein gibt, sondern dass man auch die Unterschiede sieht und zum Leuchten kommen lässt. Die Unterschiede machen die Vielfalt aus, sind, bildlich gesprochen, eine Blumenwiese, nicht eine Monokultur.“
Die Verschiedenheit sei in Linz durchaus zum Ausdruck gekommen, vermerkte der Erzbischof. „Das ist wichtig, denn es ist gefährlich, wenn Leute nur still sind.“ Lackner würdigte zudem, dass in Linz ein offenes, aufrichtiges Gespräch gelungen sei, das es auch im Oktober bei der Weltsynode zu praktizieren gelte, ebenso jedoch auf allen Ebenen darunter. Bildlich gesprochen, müsse Synodalität „in der Nussschale“ beginnen und es gelte der Versuchung zu widerstehen, immer gleich auf die nächste Ebene gelangen zu wollen, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende.
Er selbst habe bei den Beratungen in Linz von Erfahrungen mit Jugendlichen berichtet, sagte der Salzburger Erzbischof. Oft werde er bei Begegnungen von deren Fragen geradezu „durchlöchert“ und bemühe sich dann, Antworten zu geben, was nie ganz gelinge. Dann habe jedoch auch er selbst eine Frage gestellt, nämlich: „Wie geht es euch wirklich?“ In die Stille, die daraufhin eingetreten sei, habe er seine jungen Gäste gefragt, was die Kirche für die Jugend tun solle. Der Tenor des daraufhin sich ergebenden Gesprächs: „Kirche soll ein Ort sein, wo man sich aussprechen kann, wo das Gesagte nicht gleich die Runde macht, wie das sonst im Internet geschieht.“
Säkularität positiv verstehen
Deutlich geworden sei für ihn auch, dass die Kirche in Westeuropa einen „positiven Begriff einer säkularen Welt“ einbringen müsse. Lackner: „Säkularität ist nicht nur Abfallprodukt. Der Mensch ist zu einer Größe aufgelaufen, aus sich heraus Gutes zu tun. Diese Erfahrung machen wir hier als Kirche, wenn wir sagen müssen: Wir haben keine bevorzugte Behandlung mehr, es gibt auch andere. Wir Gläubige tun zwar Gutes aus gutem Grund, da Gott gut ist, aber der Mensch hat aus seiner Ursprünglichkeit heraus die Fähigkeit, gut zu sein – was sich in der Säkularität zeigt.“
Als weiteren Aspekt vermerkte der dem Franziskanerorden zugehörige Bischofskonferenz-Vorsitzende auch die Erkenntnis, „dass wir Westler mit leeren Händen kommen sollen“. Europa habe über Jahrhunderte in der Theologie den Ton angegeben, was nun vorbei sei. „Ich glaube, wir sollen unseren Weg weitergehen, uns bemühen, Schritte setzen und wagen, aber wir sollen nicht länger kommen und der Welt erklären, wie es geht.“ Die „Leere“ sei positiv zu verstehen – „nicht gähnende Leere, sondern jene, die offen für anderes macht“, so Lackner.
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