Verspekulieren die betrieblichen Pensionskassen tatsächlich das Geld der Arbeitnehmer?
Verspekulieren die betrieblichen Pensionskassen tatsächlich das Geld der Arbeitnehmer?
Österreichs SPÖ-Pensionistenvertreter und Gewerkschafter der Privatangestellten kritisieren, dass es bei der betrieblichen Pensionsvorsorge Verluste von bis zu 50 Prozent geben würde. Dabei handelt es sich allerdings um einen Taschenspielertrick. Denn die Versicherten haben nicht etwa 50 Prozent ihrer Beiträge verloren; lediglich die Rendite, die sie auf ihre Einzahlungen erzielt haben, ist gesunken. In Summe bekommen sie damit weiterhin mehr Geld ausbezahlt als eingezahlt wurde.
Das hier aufgeworfene Thema sollte die Aufmerksamkeit jedoch auf ein wichtigeres systemisches Problem lenken: Dass die erzielte Rendite gesunken ist, liegt auch daran, dass in Österreich konservativ veranlagt wird. Das bedeutet: Es wird großteils eben nicht in den Aktienmarkt investiert, sondern auf Staatsanleihen gesetzt – und das war in Zeiten von Nullzinsen ein Verlustgeschäft. So legen laut Oesterreichischer Kontrollbank die betrieblichen Pensionskassen 44 Prozent der Gelder in Anleihen, 38 Prozent in Aktien und 16 Prozent in Immobilien an. Der Fehler ist also nicht, dass zu viel, sondern dass zu wenig Geld am Aktienmarkt veranlagt wird.
Österreich setzt vorwiegend auf eine stark ausgebaute staatliche Pension. Das kostet die Arbeitnehmer eine Menge Geld: In kaum einem anderen Land zahlen Beschäftigte und Arbeitgeber mehr in ein gesetzliches Umlagesystem ein. Zudem müssen über Steuergeld weitere Milliarden zugeschossen werden, weil die Beitragszahler im System demografiebedingt immer weniger werden. Rendite gibt es im Umlagesystem gar keine. Die Pensionsanpassungen müssen 1:1 durch Beitrags- und Steuerzahler aufgefangen werden.
Aufgrund der demografischen Entwicklung lasten wir der ersten, gesetzlichen Säule immer mehr auf. Neben der Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters – wie zuletzt auch von der Alterssicherungskommission gefordert – braucht es daher eine Stärkung der betrieblichen, kapitalmarktgedeckten, zweiten Säule. Denn tatsächlich performt die betriebliche Vorsorge in Österreich nicht so, wie sie könnte.
Hierfür sollte ein verpflichtendes betriebliches Pensionssystem eingeführt werden. Dieses sollte sich zum Teil aus den Beiträgen der ersten Säule finanzieren. Zudem sollten Arbeitgeber und -nehmer einen Teil des Bruttoeinkommens dort einzahlen. Damit die Arbeitskosten nicht steigen, sind im Gegenzug arbeitsfremde Abgaben wie Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) oder Beiträge zur Wohnbauförderung zu streichen und aus dem allgemeinen Steuertopf zu finanzieren. Zudem sollte die derzeitige Regelung der Abfertigung neu in das System integriert werden.
Die Gelder sind ähnlich wie in den nordischen Ländern am Kapitalmarkt zu veranlagen. So können Pensionsfonds deutlich höhere Erträge für die Versicherten erwirtschaften. Breit gestreute Anlagen wie ETFs oder sogar nach dem Vorbild des norwegischen Staatsfonds reduzieren das Risiko deutlich. Über einen langfristigen Anlagezeitraum, wie dies für die Pensionsvorsorge relevant ist, hinterlassen deswegen auch Kurseinbrüche, wie in der Finanzkrise oder der Corona-Pandemie, keinen nachhaltigen Wertverlust der Pension. Entgegen der landläufigen Meinung ist nämlich eine Veranlagung in Aktien – langfristig – das wertsteigernste Investment.
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Christoph Beranek, MSc
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