„Universum History“ zeichnet ein überraschendes Sittenbild Großbritanniens vor dem Viktorianischen Zeitalter

„Universum History“ zeichnet ein überraschendes Sittenbild Großbritanniens vor dem Viktorianischen Zeitalter

„Sex und Sinnlichkeit – Das liebestolle England vor Victoria“ am 23. August um 22.35 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON

Großbritannien am Ende des 18. Jahrhunderts: Nicht zuletzt durch die Netflix-Serie „Bridgerton“ herrscht ein romantisiertes Bild vom Liebesleben der gehobenen britischen Gesellschaft jener Epoche vor. Auch die gefühlsseligen Jane-Austen-Romane spielen in dieser Zeit. Doch die Wahrheit sieht anders aus: Die Ehe ist zu jener Zeit in Großbritannien keineswegs eine romantische Angelegenheit; geheiratet wird wegen Geld und Ansehen. Das Sexleben wird anderswo ausgelebt, zumal von Männern. Seitensprünge, Pornografie und Prostitution sind für die britische Oberschicht nur scheinbar ein Tabu. Die neue „Universum History“-Dokumentation „Sex und Sinnlichkeit – Das liebestolle England vor Victoria“ von Mimi Templar-Gay und Jack Carey (ORF-Bearbeitung: Hans Wu), gedreht in den Kulissen von „Bridgerton“, zeigt am Freitag, dem 23. August 2024, um 22.35 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON ein überraschendes Sittenbild Großbritanniens zur Zeit vor dem prüden Viktorianischen Zeitalter.

Die Georgianische Ära bezeichnet die Zeit von 1714 bis 1937, als vier von fünf Königen in Großbritannien „George“ heißen. Es ist eine Zeit großer Veränderungen: Das British Empire steigt zur dominierenden Großmacht in der Welt auf. Die Industrielle Revolution verändert Wirtschaft und Gesellschaft. Doch auch bei Sitte und Moral der britischen Oberschicht ändern sich die Zeiten. „Es ist eine Zeit des sexuellen Erwachens“, erzählt der Autor und Historiker Edson Burton in der „Universum History“-Dokumentation über „Sex und Sinnlichkeit“. Nach außen hin wahrt die englische Oberschicht den Schein von Moral und Etikette, doch hinter den Kulissen führt man ein ausschweifendes Sexualleben. Zahlreiche Berichte sprechen von Prostitution, Pornografie und geheimen Clubs, in denen sexuelle Exzesse zelebriert werden. Es ist eine Welt erotischer und sexueller Extreme, denen vor allem die Männer der Oberschicht frönen. Junge Frauen hingegen müssen weiter dem Ideal der Keuschheit bis zu Ehe folgen. Aber auch bei der Ehe geht es zu dieser Zeit nicht nur um Liebe. Oft stecken hinter Eheschließungen Business und geschäftliche Abmachungen zwischen Familien.

Die Doku zeigt die fiktive Liebesgeschichte zwischen der jungen Miss Harding und dem jungen Lord Banfield. Sie ist die Tochter eines gesellschaftlichen Aufsteigers, der von der Industriellen Revolution profitiert hat. Doch zum Ansehen fehlt der Adelstitel, und den soll die Tochter durch Heirat in die Familie einbringen. Da trifft es sich gut, dass der junge Lord Banfield um das Mädchen wirbt. Seine Familie ist adelig und genießt hohes Ansehen, ist jedoch ständig knapp bei Kasse. Die Heirat mit einer Neureichen soll die Familie wieder aus den roten Zahlen bringen.

Die Doku verfolgt das junge Liebesglück beim ersten Treffen auf dem Ball der Königin, die ersten schüchternen Begegnungen der beiden, aber auch die sexuellen Eskapaden, denen der junge Lord heimlich nachgeht. Mit der Eheschließung hören diese für ihn nicht auf. Doch auch die Ehefrau kommt auf ihre Kosten. Nachdem sie einen Erben zur Welt gebracht und damit ihre gesellschaftliche Pflicht erfüllt hat, kann auch sie sich gewisse sexuelle Freiheiten erlauben.

„Sex und Sinnlichkeit“ ist eine Sittengeschichte über eine vergangene Zeit, die über Bücher und Fernsehserien auch heute noch lebendig ist. Die „Universum History“-Dokumentation zeigt den Widerspruch zwischen einem sittsam und vorgeblich empfindsamen Großbritannien, wie man es etwa aus den Büchern von Jane Austen kennt, und einer Epoche von sexuellen Ausschweifungen, wie sie eher durch die amerikanische Netflix-Serie „Bridgerton“ vermittelt wird.

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