„Das RSO bei den Salzburger Festspielen: Musik als Widerstand“

„Das RSO bei den Salzburger Festspielen: Musik als Widerstand“

Luigi Dallapiccolas Kurzoper „Il prigioniero“ am 6. August in ORF 2 und auf ORF ON

Wien (OTS) – Zwischen Hoffen und Zweifeln: In den 1940er-Jahren entstanden, ist Luigi Dallapiccolas ausdrucksstarke Kurzoper „Il prigioniero“ („Der Gefangene“) ein bewegendes Schlüsselwerk des Widerstands gegen den Faschismus und eines jener vergessenen Oeuvres, an das zu erinnern es sich lohnt. Der ORF hat die Produktion, die Teil eines zur Gänze in Ö1 gesendeten Salzburger Gastspielabends des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien ist, aufgezeichnet, und zeigt diese am Dienstag, dem 6. August 2024, um 23.20 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON. In der konzertanten Aufführung eines der bedeutendsten Opern-Einakters des 20. Jahrhunderts interpretiert der Österreicher Georg Nigl die Titelpartie, weiters sind Tanja Ariane Baumgartner, John Daszak, Andrew Lepri Meyer und Timo Janzen zu erleben. Es singt der Chor des Bayerischen Rundfunks, am Pult des ORF RSO Wien dirigiert Maxime Pascal. Für die Bildregie der ORF-Übertragung aus der Felsenreitschule zeichnet Leopold Knötzl verantwortlich.

Der gesamte Gastspielabend, bei dem neben Luigi Dallapiccolas „Il prigioniero“ auch Luigi Nonos Kantate „Il canto sospeso“ – eine Vertonung der Abschiedsbriefe zum Tode Verurteilter aus dem europäischen Widerstand mit Tobias Moretti als Sprecher – dargeboten wird, war bereits am Freitag, dem 2. August, um 19.30 Uhr in Ö1 zu hören.

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Die Illusion von Freiheit und Hoffnung in Zeiten eines totalitären Regimes stellt kein gutes Ende in Aussicht. Was in Dallapiccolas Einakter zunächst als Versprechen erscheint, ist eine ganz besonders perfide Art der Täuschung. Planvoll und heimtückisch wird der Protagonist in die totale Ohnmacht getrieben. Immer wieder schürt der Wärter die Hoffnung auf Freiheit, was sich aber bald als schlimmste Folter überhaupt erweist, denn am Ende wartet doch nur der Scheiterhaufen. Dieses Gefühl der Haltlosigkeit wird in der Musik durch die erstmalige Verwendung der Zwölftontechnik in der italienischen Oper verstärkt.
Auch wenn Dallapiccolas „Il prigioniero“ in der Zeit Felipe II während der spanischen Inquisition spielt, erscheint die Darstellung korrupter Machtpolitik und menschlichen Leids erschreckend aktuell. Ein Gefangener, religiös und politisch verfolgt, bleibt namenlos und zeitlos. An jeden Ort, zu jeder Zeit könnte man ihn versetzen, denn Aufruhr, Umbrüche und trügerische Hoffnungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte.

Entstanden ist der Einakter in den Jahren 1944 bis 1948, uraufgeführt wurde er 1949 durch die Radiotelevisione Italiana Turin. Szenisch feierte das Werk erstmals 1950 in Florenz Premiere. Das Libretto verfasste Luigi Dallapiccola selbst, nach der Erzählung „La torture par l‘espérance“ von Auguste Villiers de l‘Isle-Adam und dem Roman „La Légende d’Ulenspiegel et de Lamme Goedzak“ von Charles de Coster.

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