„kulturMontag“: Klimt, Stuck und Liebermann im Wien Museum, Kulturwandel in Polen, Helen Mirren als Golda Meir im Kino
„kulturMontag“: Klimt, Stuck und Liebermann im Wien Museum, Kulturwandel in Polen, Helen Mirren als Golda Meir im Kino
Danach: Doku „Der Wiener Jugendstil – Aufbruch in die Moderne“ – am 27. Mai in ORF 2
Wien (OTS) – Der von Peter Schneeberger präsentierte „kulturMontag“ am 27. Mai 2024 um 22.30 Uhr in ORF 2 befasst sich anlässlich einer neuen Ausstellung im Wien Museum mit dem Werk der Secessionisten Gustav Klimt, Franz von Stuck und Max Liebermann. Passend dazu ist nach dem Magazin die Dokumentation „Der Wiener Jugendstil – Aufbruch in die Moderne“ (23.15 Uhr) zu sehen. Weiters widmet sich der „kulturMontag“ in einer Reportage aus Warschau dem Kulturwandel in Polen, der mit der neuen Regierung des liberal-konservativen Ministerpräsidenten und glühenden Europäers Donald Tusk eingeläutet wurde. Weiters Thema der Sendung ist u. a. der neue Film mit Helen Mirren, in dem die Oscar-Preisträgerin Golda Meir, die erste und bisher einzige Ministerpräsidentin Israels, verkörpert.
Die Freiheit der Kunst – Klimt, Stuck und Liebermann im Wien Museum
Zum Fin de siècle, mit dem Aufbruch der Moderne, drängten die Avantgardisten, zu denen der Symbolist Franz von Stuck, der Impressionist Max Liebermann und der Jugendstilmaler Gustav Klimt zählten, nach inhaltlicher wie institutioneller Freiheit. Bisher hatten ständisch organisierte Künstlervereinigungen den akademischen Ton und auch die tradierte Stilistik vorgegeben. Die Folge: Es kam zu Abspaltungen, den sogenannten Secessionen. Stuck, Klimt und Liebermann standen an der Spitze der drei Secessionen, die 1892 in München, 1897 in Wien und 1899 in Berlin als Gegenentwurf, als Protestbewegung zum prüden, traditionsverhafteten Kunstgeschmack des wilhelminischen und habsburgischen Kaiserreichs entstanden. Ihr Credo war die Vielfalt der Kunststile, ihr Ziel, progressive Kunst aus dem Ausland vorzustellen und nationale Künstler auch international zu vernetzen. Schnell wurden die Ausstellungen damit zu einem Ort der neuesten avantgardistischen Kunst, wo es ums Sehen und Gesehenwerden ging – ein kulturelles Ereignis, das man sich in Kunst- und Künstlerkreisen nicht entgehen lassen durfte. Die Aura des Elitären, die diese Ausstellungen aufgrund von strengen Auswahlverfahren umgab, trug dabei eher noch zu ihrer Anziehungskraft bei. In gewisser Weise waren die Secessions-Ausstellungen damit auch Vorläufer heutiger Kunstbiennalen und eine Marke, die dem Fortschritt verpflichtet war. Das Neue, Unangepasste sorgte prompt für immer größeres Interesse, heute sind die Bilder der Secessionisten weltweit Publikumsmagneten. Es ist ein Blockbuster mit Tiefgang, den der designierte Albertina-Chef Ralph Gleis für das Wien Museum ermöglicht hat. Als Noch-Chef der Berliner Nationalgalerie wandert seine Ausstellung „Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann“ jetzt in das Haus am Karlsplatz, an dem er jahrelang Kurator war.
Noch ist Polen nicht verloren – Kulturwandel in Warschau
Bei der Parlamentswahl im Oktober 2023 wurde Polens rechtsnationale Partei PiS – „Recht und Gerechtigkeit“ –, die in ihrer achtjährigen Regierungszeit mit rechtspopulistischer Politik Demokratie und Rechtsstaatlichkeit demontierte, zwar erneut stärkste Kraft, fand aber keinen Koalitionspartner. Die Wählerschaft sorgte für einen Machtwechsel, indem sie ein Bündnis der Opposition mit einer Mehrheit im Sejm ausstattete. Der neue liberal-konservative Ministerpräsident und glühende Europäer Donald Tusk versucht, mit seiner Koalition zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zurückzukehren und einen Kulturwandel in seiner tief gespaltenen Heimat herbeizuführen. Er löste etwa die öffentlich-rechtlichen Medien auf, erklärte die umstrittene Justizreform als verfassungswidrig und will die EU-Skepsis des Landes überwinden. Wie sehen Kunst- und Kulturschaffende die Veränderungen? Etwa der Anchorman des Nachrichtensenders Teleexpress Maciej Orłoś, der kurz nach der Machtübernahme der PiS-Regierung seinen Job verloren hatte und jetzt wieder an Bord ist, oder die Kuratorin Marta Czyz, die den Polen-Pavillon auf der 60. Biennale verantwortet und den ursprünglich dafür vorgesehenen rechtsgerichteten Maler durch ein ukrainisches Kollektiv ersetzte. Der kulturMontag bringt eine Reportage aus Warschau.
Israels Eiserne Lady – Helen Mirren als Golda Meir
Sie ist eine schauspielerische Kampfnatur, wurde als „Queen“ mit dem Oscar prämiert und begibt sich in ihrem neuen Film auf eine Höllenfahrt in den Polit-Abgrund. Dame Helen Mirren hat immer schon gewagte Rollen geliebt. In Guy Nattivs Film „Golda“ spielt die heute 78-jährige Britin die legendäre erste Ministerpräsidentin Israels, Golda Meir. Diese war eine Zionistin aus Überzeugung und hatte in Israel den Spitznamen „Eiserne Frau“, zeigte Härte gegenüber den arabischen Nachbarn und war Israels erste und bisher einzige Ministerpräsidentin. Für den Staatsgründer und ersten Ministerpräsidenten des jungen Landes, David Ben-Gurion, war sie schon zum Zeitpunkt der israelischen Unabhängigkeitserklärung am 14. Mai 1948 „der einzige wirkliche Mann“ in seinem Kabinett. Trotz der ihr nachgesagten Unbeugsamkeit zerbrach die 1898 in Kiew als Golda Mabowitsch geborene Politikerin am Jom-Kippur-Krieg des Jahres 1973, der für Israel beinahe katastrophal endete. Der israelische Regisseur Guy Nattiv liefert mit „Golda“ kein Biopic, sondern ein Kammerspiel über jenes dunkle Kapitel des dreiwöchigen Krieges, der am 6. Oktober 1973, am höchsten jüdischen Feiertag, das jüdische Volk kalt erwischte. In seinem Film geht es um die Frau, die sich in einer brandgefährlichen Situation in einer Männergesellschaft behaupten muss. Dass sich Nachbarstaaten wie Syrien und Ägypten genau jenen Tag für ihre Invasion ausgesucht hatten, ohne dass Israels Geheimdienst und Militär etwas ahnten bzw. eindeutigen Warnungen nachgingen, ist der Stoff, der „Golda“ besondere Brisanz verleiht. Welche Parallelen lassen sich von damals zu heute ziehen? Live zu Gast bei Peter Schneeberger im Studio ist der Schriftsteller und Historiker Doron Rabinovici.
Dokumentation „Der Wiener Jugendstil – Aufbruch in die Moderne (23.15 Uhr)
Wien um 1900, eine Stadt der radikalen Kontraste. In den Arbeitervierteln verelendet ein Teil der Bevölkerung, im Zentrum der k.u.k.-Metropole aber weht ein frisches Lüftchen – nein, es ist geradezu ein Sturm: Wissenschaft und Wirtschaft, Kunst und Kultur entfalten sich fast explosionsartig. „Ver Sacrum“ – heiliger Frühling – lautet der Titel der von der Wiener Secession herausgegebenen Zeitschrift, und er treibt üppige Blüten, dieser Frühling. Ein Gutteil der Künstlerschaft hatte sich von den Fesseln des Historismus freigesprengt. Gustav Klimt wird zum ersten Präsidenten der Secession, der Jugendstil zur prägenden Kunstrichtung jener Jahre. Rudolf Klingohr erzählt in seiner Dokumentation von der Zeit, als Wien den Weg in die Moderne beschritt – und von den meist jüdischen Mäzenen, die als Förderer und Auftraggeber Künstlerinnen und Künstlern zu Weltgeltung verhalfen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfolgte das Kaiserhaus eines seiner gigantischsten Prestigeprojekte: den Bau der Wiener Ringstraße, der „Via Triumphalis“ Habsburgischer Machtentfaltung. Mit der Schleifung der Stadtmauer wurde viel Bauland frei und dank einer geänderten Gesetzeslage konnten Juden hier Parzellen erwerben. Es sind finanzkräftige Industrielle oder Bankiers aus den Kronländern und aus Deutschland, die sich jetzt mit ihren Bauten im Stadtbild wiederfinden und zu den wichtigsten Financiers der Ringstraße werden. Die Familien Schey und Ephrussi zählen zu den prominentesten Investoren. Oder Karl Wittgenstein, ein ewiger Ausreißer und Schulabbrecher, der sich lieber als Barmusiker in New York verdingte, bevor er zum Industriellen, wichtigen Vertreter der Gründerzeit und Förderer der Kunst wurde. Waren die Palais und Repräsentationsgebäude der Ringstraße ganz dem Historismus verpflichtet, so brachen die Secessionisten radikal mit der Tradition. Angelehnt am französischen art nouveau, wurde der Jugendstil Wienerischer Prägung zur bestimmenden Kunst- und Architekturrichtung. Gustav Klimt malte Porträts seiner prominenten Auftraggeber, die deren Reputation beförderten. Josef Hoffmann gehörte zu den Architekten, die deren Eigenheime erbauten und sie mit seinen Designarbeiten aus der Wiener Werkstätte ausstattete. Heute sind diese Arbeiten teure Sammlerstücke oder als Exponate in den wichtigsten Museen der Welt zu sehen. Kontakte geknüpft wurden in den Salons umtriebiger Netzwerkerinnen wie Berta Zuckerkandl.
Hinter der Förderung des Jugendstils durch jüdische Mäzene stand auch der Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung. So ergab sich eine große Symbiose aus den Kunstschaffenden der Secession und den wohlhabenden Familien des späten 19. Jahrhunderts. Die Akzeptanz jüdischer Großbürger und Industrieller blieb allerdings über weite Strecken ein Wunschtraum. Selbst in ihrer Hochblüte wurden viele von ihnen vom alten Establishment als „Parvenus“ ausgegrenzt. Die politische Agitation des antisemitischen Bürgermeisters Karl Lueger und das Aufkommen der Nazis ließen diese Erzählung erst recht im frühen 20. Jahrhundert abreißen.
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