„kulturMontag“: Wiener Festwochen, Fortsetzung der Dialektserie #sogamoi, 70er Karl-Markus Gauß
„kulturMontag“: Wiener Festwochen, Fortsetzung der Dialektserie #sogamoi, 70er Karl-Markus Gauß
Festwochen-Intendant Milo Rau live Studio; danach: „Wechselspiele: Ganes in St. Corona“ – am 13. Mai in ORF 2
Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 13. Mai 2024 um 22.30 Uhr in ORF 2 widmet sich u. a. den bevorstehenden Wiener Festwochen, die schon im Vorfeld ob ihrer politischen Ausrichtung für Kontroversen sorgen. Neo-Intendant Milo Rau ist live zu Gast im Studio. Weiters steht die nächste Ausgabe der Dialektserie #sogamoi auf dem Programm, die nach Vorarlberg blickt, außerdem würdigt die Sendung mit einem Porträt Schriftsteller Karl-Markus Gauß zum 70. Geburtstag.
Anschließend an das Magazin zeigt ORF 2 eine neue Ausgabe des Konzert-Talkformats „Wechselspiele in St. Corona“ (23.25 Uhr). Diesmal zu Gast bei Teresa Vogl: die Südtiroler Gruppe Ganes.
Revolution und Widerstand – Milo Raus erste Wiener Festwochen
„Wir schulden der Welt eine Revolution“. Unter diesen Leitspruch stellt Neo-Intendant Milo Rau seine erste Ausgabe der Wiener Festwochen, die bereits vor der Eröffnung in aller Munde sind und aufgeheizte Debatten auslösen – zuletzt mit der „Rede an Europa“ des deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm, der sich dafür mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert sieht. Die Rede regte zum Nachdenken, zum eigenständigen Denken, zum Dialog an, ganz im Sinne von Intendant Rau – ein politischer Mensch durch und durch, wie sein bisheriges internationales Schaffen zeigt. Auch in Wien wolle der Schweizer ein vielstimmiges, leidenschaftliches, kämpferisches und umstrittenes Welttheater auf die Beine stellen und beschreitet dabei ungewöhnliche Wege. „Wie kann eine Selbstermächtigung der Zivilgesellschaft aussehen?“ lautet eine der zentralen Fragen, der Rau während des Festivals nachgehen will und dafür die Wiener Festwochen zur Freien Republik erklärt hat. Mit den „Wiener Prozessen“ sollen reale Richter und Juristen wesentliche gesellschaftliche Themen verhandeln. Etwa die Rolle der Medien während der Corona-Pandemie. Damit will Rau einen Diskursraum eröffnen und Politik, Medien, Aktivistinnen und Aktivisten sowie die Kunstszene zur Verantwortung ziehen. Die Mitglieder des Rates der Republik wie Sandra Hüller, Annie Ernaux, Kirill Serebrennikov, Carola Rackete, Jean Ziegler, Elfriede Jelinek und eine vielfältige Gruppe von 70 Wienerinnen und Wienern bilden das Zentrum der Freien Republik. Nach intensiven Debatten halten sie am Ende des Festivals ihren Willen als Souverän in der Wiener Erklärung fest und gestalten damit die Zukunft der Festwochen entscheidend mit.
Auf der Bühne treffen große Namen der internationalen Theaterszene auf radikale Performance-Künstler:innen. Darunter der renommierte russische Regisseur Kirill Serebrennikow mit seinem Projekt „Barocco“ oder die österreichische Künstlerin Florentina Holzinger mit „Sancta“, einer musikalischen und performativen Reflexion über weibliche Identität und Körper in religiösen Systemen und Riten. Festwochen-Chef Milo Rau selbst nimmt sich Mozarts letzter Oper „La Clemenza di Tito“ an. Gemeinsam mit 18 in Wien lebenden Menschen, die teils selbst Erfahrungen mit repressiven Systemen gemacht haben, hinterfragt er die Macht der politischen Kunst. Der „kulturMontag“ bringt einen Überblick über die Produktionen. Über die Neuausrichtung der Wiener Festwochen, über Teilhabe, Kunst und Politik, Provokation und Dialog spricht Milo Rau mit Clarissa Stadler live im Studio.
Sprachliche Spurensuchen in Vorarlberg – Neue Folge der neunteiligen #sogamoi-Serie über Österreichs Dialekte
Das westlichste und zugleich zweitkleinste Bundesland der Alpenrepublik überrascht nicht nur mit seinen innovativen Unternehmen, nachhaltiger wie moderner Baukultur und eigenständigem Handwerk, in dem Innovation und Tradition verschmelzen. Auch die Sprache dieser Region, die an Deutschland, die Schweiz und Liechtenstein grenzt, erstaunt. Denn während der Rest Österreichs dem bayrisch-österreichischen Sprachraum angehört, pflegen die Vorarlberger:innen ihre alemannischen Dialekte. Diese klingen ähnlich wie das Schwäbische oder „Schwyzerdütsch“ und sind aufs Erste gar nicht so leicht zu verstehen. Wobei es „Vorarlbergerisch“ als Sprache eigentlich gar nicht gibt. Jedes Tal, bisweilen jede Gemeinde, hat ihre sprachlichen Eigenheiten und Färbungen – und die vielen Dialekte unterscheiden sich teils auch noch erheblich voneinander. Aufgrund der alemannischen Sprachverwandtschaft ist die mundartliche Kommunikation zwischen Vorarlbergern und den meisten Deutsch-Schweizern in der Regel problemlos möglich, die Kommunikation mit dem Rest von Österreich gestaltet sich allerdings schwierig. Der Vorarlberger Dialekt genießt innerhalb Österreichs den zweifelhaften Ruf, völlig unverständlich zu sein. „Fast jeder in Österreich spricht mindestens zwei Sprachen“ sagt der Vorarlberger Schriftsteller Michael Köhlmeier und meint damit Deutsch und den Dialekt. Beide sind für ihn ganz eigene Sprachen. Dass der Umgang damit uns lehren kann, Differenzen nicht nur anzuerkennen, sondern als gewünscht, schön und heilsam zu begreifen, davon ist der bald 75-Jährige überzeugt.
Was bedeuten den Gsibergerinnen und Gsibergern, wie sie liebevoll genannt werden, ihre Dialekte, wie tun sich Zugereiste damit, wie nutzen Künstler wie Michael Köhlmeier Hochdeutsch und Mundart und was heißt das eigentlich alles, was die Vorarlberger:innen von sich geben? Diesen Fragen geht diese Ausgabe der neuen Dialektreihe #sogamoi auf den Grund.
Zum 70er eines kritischen Beobachters – Hommage an Karl-Markus Gauß
Seit mehr als 30 Jahren erkundet der Autor, Essayist, Kritiker und Chronist Karl-Markus Gauß den europäischen Kontinent, liefert in seinen Texten oft scharfzüngige wie poetische Kommentare. Er bezieht Stellung für eine menschliche Welt, unterstreicht die unterschiedlichen Paradoxien und Perversionen des modernen Lebens, allerdings ohne in einen Kulturpessimismus zu verfallen. Immer wieder drehen sich seine schriftstellerischen Gedanken um Minderheiten und Ethnien, etwa um Roma oder Sepharden, und es zieht ihn immer wieder nach Mittel- und Südosteuropa. Gauß schildert seine Begegnungen mit Intellektuellen aus diesen Regionen genauso wie mit Menschen auf der Straße oder in Gasthäusern. Zu seinem 70. Geburtstag schenkt er sich und seinen Lesern das neue Buch „Schiff aus Stein – Orte und Träume“. Es ist kein Reisebuch geworden und doch zeigt es den Jubilar als Reisenden. Die titelgebende schiffsförmige Hotelruine findet der Salzburger Schriftsteller etwa in Albanien. Es sind politische Notizen, Tagträume oder Fantasien. Offen erzählt Gauß darin auch von den beiden Herzanfällen, durch die er buchstäblich aus dem Gleichgewicht geriet, und von seiner Angst, einmal auf dem Podium einer Literaturveranstaltung oder am Tisch eines Restaurants vom Blitz getroffen zu werden. Doch weder gesundheitliche Krisen noch das fortschreitende Lebensalter hätten ihn zu einem anderen Menschen gemacht. „Ich habe sicher vieles im Leben vergeudet, aber das Vergeuden war das Schönste am Leben“, sagt Karl-Markus Gauß. Der „kulturMontag“ mit einer Würdigung zum 70. Geburtstag.
Neue Ausgabe „Wechselspiele in St. Corona“ mit Ganes (23.25 Uhr)
Das intime Gesprächs-Konzertformat „Wechselspiele in St. Corona“ geht in die 15. Runde. Diesmal folgt eine Formation aus den Südtiroler Dolomiten der Einladung des ORF nach St. Corona am Wechsel: die Gruppe Ganes. Das Poptrio hat eine wechselvolle Besetzungsgeschichte – diesmal musizieren zwei der drei Damen, nämlich die Schwestern Elisabeth und Marlene Schuen, mit den beiden Musikern Johannes Bär (Trompete, Tuba und Sousaphon) und Raffael Holzhauser (Gitarre). Sie führen das Publikum in die Welt der Dolomitensagen, die ihre Kindheit in La Val in Südtirol geprägt haben. Auch der Bandname Ganes bezieht sich auf die Wassernixen der Sagenwelt.
In ihren auf Ladinisch gesungenen Liedern verbinden die Musiker:innen die Kultur und Sprache ihrer Heimat, die sie auch in ihren Texten weitertragen, mit komplexen Soundteppichen – gewoben aus dem Klang weniger Instrumente mit viel Stimme. In St. Corona präsentiert die Formation nun Klassiker aus ihrem abwechslungsreichen Repertoire sowie aktuelle Stücke, die demnächst im neuen Album mit dem Titel „Vives“ veröffentlicht werden. Im Gespräch mit Kulturmoderatorin Teresa Vogl geben die vier Künstler:innen zwischendurch Einblick in ihre Gedankenwelt rund um die Musik. Die TV-Regie übernahm Alex Wieser.
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