„kreuz und quer“ gibt Einblick in „Das Leben der Amish“

„kreuz und quer“ gibt Einblick in „Das Leben der Amish“

Am 12. März um 22.30 Uhr in ORF 2; danach: „Eine Heimkehr – Auf den Spuren der Täufer in Österreich“

Wien (OTS) – Sie leben wie vor 300 Jahren: die Amish in den USA. Die religiöse Gemeinschaft hat ihren Ursprung in Europa und folgt ihren ganz eigenen Regeln. Tief in ihrem Glauben verwurzelt praktizieren die Amish die Erwachsenentaufe und verweigern sich – je nach Strenge der Gemeinde – dem technischen Fortschritt. Sie tragen altmodische Kleidung, Hüte, Hauben und lange Bärte. Barbara Völkels Film „Das Leben der Amish“, den „kreuz und quer“ am Dienstag, dem 12. März 2024, um 22.30 Uhr in ORF 2 zeigt, gibt Einblick in eine traditionelle Welt. Um 23.15 Uhr begibt sich Birgit Mosser-Schuöcker in „Eine Heimkehr“ auf die Spuren der Täufer in Österreich.

„Das Leben der Amish“ – Ein Film von Barbara Völkel

Wer den Amish begegnet, taucht in eine vergangene Welt ein. Ursprünglich aus Süddeutschland und der Schweiz stammend, hat die Amish-Gemeinschaft ihre Kultur und Sprache in die Neue Welt getragen:
Sie sprechen Pennsylvaniadeutsch – eine Mischung aus Englisch und deutschen Dialekten – und leben wie vor 300 Jahren. Tief verwurzelt in ihrem Glauben folgen die Amish strengen Richtlinien und lehnen moderne Technologien und Lebensformen ab. Für Außenstehende können diese Regeln manchmal rätselhaft erscheinen. Mit Pferdekutschen durchstreifen sie ihre ländlichen Gemeinden, doch wenn es zu weit ist, darf ein Shuttleservice genutzt werden, an dem einige Amerikaner viel verdienen. Das Telefon wird nicht benutzt, außer wenn es sich um geschäftliche Belange handelt und sich das Gerät außerhalb des Hauses befindet. Trotz ihrer einfachen Lebensweise haben die Amish keine Nachwuchsprobleme: Kinder gelten als Segen Gottes, entsprechend reich ist der Kindersegen in den Familien. Auch die Geschäfte laufen gut, denn die landwirtschaftlichen Produkte aus ökologischem Anbau sind genauso gefragt wie das handwerkliche Geschick der Amish.

Die Amish haben ihre eigenen Privatschulen, besuchen diese aber meistens nur bis zum 14. Lebensjahr. Der Lehrplan gibt neben Lesen, Schreiben, Rechnen, Geografie und Deutsch vor allem Bibelunterricht vor. Bereits während der Schulzeit arbeiten die Kinder zu Hause mit. Doch bevor sie sich als junge Erwachsene taufen lassen, um dann endgültig zur Amish-Gemeinschaft dazuzugehören, haben sie die Möglichkeit zum sogenannten Rumspringa: In dieser Zeit dürfen sie alles ausprobieren, was auch andere Jugendliche gewöhnlich tun – danach müssen sie sich für einen Lebensstil entscheiden. Wer jedoch nach der Taufe ein moderneres Dasein wählt, wird exkommuniziert. Der Film gibt einen faszinierenden Einblick in eine traditionelle Welt.

„Eine Heimkehr – Auf den Spuren der Täufer in Österreich“ – Ein Film von Birgit Mosser-Schuöcker

Die römisch-katholische Kirche scheint seit ewigen Zeiten fester Bestandteil der Tiroler Identität zu sein. Doch das war nicht immer so: „Ohne die Gewalt der Habsburger wäre Tirol wahrscheinlich protestantisch“, stellt der katholische Theologe Prof. Dr. Josef Gelmi fest, „oder sogar hutterisch oder täuferisch geworden“. Die Dokumentation begibt sich auf die Spuren der christlichen Radikalreformer, erzählt die Geschichte ihres Glaubens, ihre Verfolgung und Vertreibung im Mittelalter und entdeckt neue Gemeinden im heutigen Niederösterreich.

Im kleinen Weinviertler Dorf Retz hat sich vor zwei Jahren eine Gemeinschaft, ein sogenannter Bruderhof, aus rund 35 Menschen angesiedelt. Gemeinsam versuchen sie ihren Traum von einem einfachen täuferischen Leben zu leben und sich an der christlichen Urgemeinde zu orientieren. Ein Biobauernhof sichert die Existenz, es gilt das Prinzip der Gütergemeinschaft, eine Idee von hoher Anziehungskraft. So erzählt die junge Mutter Asenath Keiderling, welche Kraft sie aus ihrer Überzeugung schöpft: „Für mich bedeutet es, dass ich nicht nur Sonntag in die Kirche gehe, sondern meinen Glauben jeden Tag lebe.“

Die Idee der Bruderhöfe geht auf die Täufer zurück, die vor rund 500 Jahren in Österreich weit verbreitet waren. Zu ihrem bekanntesten Sprecher und Vorbild wurde Jakob Huter, ein Südtiroler, der sich gegen Kirche und Fürsten stellte. Mit seinem einfachen volksnahen Glauben forderten er und seine Gemeinden die Herrschenden heraus. Die Hutterer wandten sich gegen den Ablasshandel, der bedeutete, dass man für das eigene Seelenheil bezahlen musste – und sie prangerten Unterdrückung und soziale Not an. Mit Gefängnis, blutiger Folter und öffentlichem Verbrennen sicherte das Haus Habsburg schließlich seine Herrschaft – und der römisch-katholischen Kirche die alleinige Interpretation christlichen Glaubens in Tirol. Mit einer ersten gemeinsamen Andacht hat eben jene Kirche im Wiener Stephansdom im Herbst 2021 um Vergebung für die Verfolgung dieser Christen gebeten.

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