Erneuter Antrag auf Aufnahme der Fiaker in die Liste des immateriellen UNESCO Kulturerbes

Erneuter Antrag auf Aufnahme der Fiaker in die Liste des immateriellen UNESCO Kulturerbes

VIER PFOTEN warnt vor Einzementierung von Tierquälerei

VIER PFOTEN schlägt Alarm: Wie bereits im Jahr 2016 haben offenbar Wiener Fiakerunternehmen bei der UNESCO 2023 einen erneuten Antrag auf Aufnahme in die Liste des immateriellen Kulturerbes gestellt. Sollte die UNESCO den Antrag positiv entscheiden, würde dies eine Einzementierung von Tierquälerei unter dem Deckmantel des Kulturguts bedeuten: Verbesserungen für die Pferde oder gar ein Verbot der Fiakerei, etwa in der Innenstadt, wären dann wohl kaum mehr möglich. 2017 wurde der Antrag von der UNESCO abgelehnt; VIER PFOTEN hatte im Vorfeld Tausende Unterschriften gesammelt, um gegen eine Aufnahme zu mobilisieren.

„Es ist mehr als peinlich: Immer mehr Städte weltweit – etwa Prag, Melbourne, Chicago, Mumbai, Petra, Verona oder Marbella – verbieten Pferdekutschen , weil sie absolut aus der Zeit gefallen sind und der Tierschutz erfreulicherweise mittlerweile einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft hat. Nur in Wien will die Fiakerbranche eine ewiggestrige Tradition hochhalten. Wir hoffen sehr, dass die UNESCO, wie bereits 2017, erneut eine weise Entscheidung trifft und den Antrag ablehnt“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.

Für VIER PFOTEN ist die Initiative der Fiakerunternehmen ein klarer Missbrauch der Institution UNESCO. Weissenböck: „Den Status des immateriellen Kulturerbes als Vehikel zu sehen, um sich existierenden Tierschutzproblemen und dringend erforderlichen Anpassungen zu verschließen, kann nicht im Sinne der Kommission sein. Traditionen sind gut und wichtig, aber wenn sie auf dem Rücken von Lebewesen existieren, dann sind sie einfach nur ein Anachronismus, der abgeschafft gehört.“

Die Fiaker stoßen auch in der Bevölkerung immer mehr auf Unverständnis. VIER PFOTEN wird jedes Jahr, besonders im Sommer und im Winter (bei Glatteis), mit zahlreichen Beschwerden und Augenzeugenberichten von erbosten Menschen konfrontiert, die sich über die Situation der Fiaker-Pferde in der Wiener Innenstadt echauffieren. Darunter sind nicht nur viele Wiener Bürger:innen, die konkrete Missstände beobachtet haben, sondern auch zahlreiche Tourist:innen, die sich darüber erzürnen, dass in Wien noch immer eine derartig antiquierte Nutzung von Tieren zum Amüsement einiger Hauptstadtbesucher:innen zulässig ist. Eine von VIER PFOTEN initiierte Petition für ein Fahrverbot in der Innenstadt und bessere Arbeits- und Lebensbedingungen wurde von über 80.000 Bürger:innen unterschrieben und 2021 an die Stadt Wien übergeben.

Seit Jahren fordert VIER PFOTEN ein Verbot von Fiakern in der Innenstadt und eine Verlagerung in Grünzonen. Denn Lärm, Menschenmassen, Auspuffgase und hektischer Innenstadtverkehr bei jedem Wetter sind alles andere als artgemäß für die sensiblen Tiere, es gibt keine adäquate Versorgung mit Raufutter. Zudem passieren immer wieder schwere Unfälle, bei denen Mensch und Tier zu Schaden kommen. Die Folgen der Arbeitsbedingungen für die Pferde sind oft deformierte Hufe, Probleme mit dem Verdauungstrakt, Kollaps oder Verhaltensstörungen.

„Wien hat so viel für Tourist:innen zu bieten und ist in so vieler Hinsicht innovativ – es braucht wahrlich nicht die Fiaker, um attraktiv für Besucher:innen zu bleiben. Im Gegenteil: Wien kann es sich mit seinem tollen Angebot leisten, im 21. Jahrhundert anzukommen “, so Weissenböck. Auch weil Tierschutz in Österreich im Verfassungsrang steht, ist dieser prioritär zu berücksichtigen. Daher ist aus Sicht von VIER PFOTEN eine Aufnahme des Fiaker-Gewerbes in die Liste des Immateriellen UNESCO-Kulturerbes eindeutig abzulehnen.

Mag. Elisabeth Penz
Press Office Austria
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
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