Bauernbund: Putenfleisch-Skandal erfordert Maßnahmen gegen importierte Tierqual

Bauernbund: Putenfleisch-Skandal erfordert Maßnahmen gegen importierte Tierqual

Bauernbund, Geflügelwirtschaft und ARGE Pute: 3-Punkte-Plan, um heimische Produktion zu stärken und Tierleid vom Teller zu verbannen

Eine Recherche der Initiative „Oekoreich“ hat vergangene Woche aufgezeigt, dass Puten eines ausländischen Herstellers, deren Fleisch in österreichischen Supermarktregalen liegt, mit sogenanntem „Toe Trimming“ behandelt werden: Die Krallen der Küken werden bereits kurz nach dem Schlüpfen weggeschmolzen, damit sich die Tiere nicht gegenseitig verletzen. In Österreich, wo die Besatzdichte in Ställen wesentlich geringer ist, ist diese Praxis gesetzlich verboten – in anderen EU-Ländern hingegen nicht.

Damit die österreichischen Putenmästerinnen und Putenmäster wettbewerbsfähig wirtschaften können, stellt der Bauernbund gemeinsam mit der Geflügelwirtschaft Österreich (GWÖ) und der ARGE Pute Österreich (APÖ) einen 3-Punkte-Plan auf, um die heimische Produktion zu stärken und Tierleid vom Teller zu verbannen.

Bauernbund-Präsident Abg.z.NR DI Georg Strasser: „Unsere Bäuerinnen und Bauern produzieren unter deutlich höheren Auflagen, als das in der EU die Norm ist – besonders in der Putenmast. Wir haben uns dazu entschieden, diesen Weg konsequent zu gehen, doch es braucht auch seitens des Handels und der öffentlichen Hand ein Bekenntnis zu den Erzeugnissen unserer Landwirtschaft. Deshalb sehen wir diese Schlüsselspieler jetzt in der Pflicht, unsere Bauernfamilien wirksam zu unterstützen. Wir fordern ein EU-weites Verbot des tierquälerischen „Toe Trimmings“ und eine generelle Angleichung der Haltungsstandards. Im naBe-Plan zur nachhaltigen Beschaffung von Lebensmitteln braucht es wirksame Vorgaben und die notwendigen finanziellen Mittel, um diese auch umsetzen zu können.“

GWÖ-Obmann Markus Lukas: „Der Selbstversorgungsgrad bei Putenfleisch liegt in Österreich bei 51 Prozent, im Regal sieht man davon oftmals aber wenig. Es kann nicht sein, dass wir hochwertigstes Putenfleisch produzieren, das wir dann ins Ausland exportieren müssen, weil es bei uns keine Nachfrage dafür gibt. Auch mit der Anonymität von Lebensmitteln muss Schluss sein. Daher braucht es eine durchgängige Herkunftskennzeichnung von Frischfleisch im Handel. Diese bestehende Lücke müssen wir schließen, damit die Konsumentinnen und Konsumenten Gewissheit beim Einkauf haben.“

APÖ-Obmann Dietmar Hipp: „Die Putenbranche in Österreich hat sich dafür entschieden, dem Tierwohl mehr Platz einzuräumen als das in der EU die Regel ist. Die Besatzdichte liegt bei 40kg/m2, während der Wert EU-weit mit 70kg/m2 fast doppelt so hoch ist. Die flächengebundene Wirtschaftsweise ermöglicht es, die Futtermittel weitgehend selbst am Betrieb zu produzieren und so viel klimafreundlicher zu arbeiten. Deutlich höhere Haltungsstandards haben aber auch ihren Preis, der unseren Bäuerinnen und Bauern abgegolten werden muss. Daher braucht es jetzt Maßnahmen, um die Putenmast in Österreich zu stärken und die Mehrleistungen der heimischen Landwirtschaft gebührend zu honorieren.“

Der jüngste Skandal rund um das „Toe Trimming“ bei ausländischen Puten im heimischen Lebensmitteleinzelhandel ist für Strasser, Lukas und Hipp Anlass, den Handel und die öffentliche Hand in die Pflicht zu nehmen und entsprechend nachzuschärfen, um für volle Transparenz beim Einkauf zu sorgen und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Geflügelwirtschaft zu stärken.

3-PUNKTE-PLAN ZUR STÄRKUNG DER HEIMISCHEN PUTENPRODUKTION:

* EU-Politik: Gleiche Standards im freien Binnenmarkt

In der Putenmast gelten in Österreich deutlich höhere Haltungsstandards als im EU-Ausland. Damit die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft gegeben ist, braucht es eine Angleichung. Konkret bedeutet das etwa, die Methode des „Toe Trimmings“ EU-weit zu verbieten. Hier ist die EU-Politik gefordert.

  2. Handel: Tierleid auslisten, Herkunft kennzeichnen

Der Lebensmitteleinzelhandel muss seiner Verantwortung nachkommen und Produkte, die unter derartigen Bedingungen hergestellt wurden, sofort auslisten. Es kann nicht sein, dass die ausländische Tierqual-Pute im Regal direkt neben der österreichischen Qualitätspute liegt. Außerdem gibt es eine gesetzliche Lücke: Putenfrischfleisch, das unverpackt in der Theke liegt, muss bislang nicht gekennzeichnet werden. Das muss sich ändern.

  3. Öffentliche Beschaffung: Österreich-Anteil erhöhen

Mit dem österreichischen Aktionsplan für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung (naBe-Plan) müssen Möglichkeiten geschaffen werden, den Österreich-Anteil der Lebensmittel zu erhöhen. Dazu gehören auch finanzielle Anreize, mit denen sichergestellt werden soll, dass hochwertiges österreichisches Putenfleisch in der öffentlichen Beschaffung bevorzugt wird.
Strasser, Lukas und Hipp betonen, dass die Konsumentinnen und Konsumenten bereits jetzt durch das AMA-Gütesiegel die Sicherheit haben, dass das Putenfleisch zu europaweit höchsten Standards hergestellt und transparent kontrolliert wurde. „Wo das rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel draufsteht, ist auch rot-weiß-rote Qualität enthalten. Neben den Maßnahmen des 3-Punkte-Plans ist es unser Ziel, das AMA-Gütesiegel auszubauen und heimische Qualität entsprechend zu würdigen“, so Strasser abschließend. (Schluss)

Christian Esterl, BA
Pressesprecher & Leitung Kommunikation
Tel.: +43 664 8850 9559
c.esterl@bauernbund.at
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