Neues Integrationsbarometer: Mehrheit der Österreicher/innen sieht hohe Anzahl an Flüchtlingen als nicht oder eher nicht bewältigbar

Neues Integrationsbarometer: Mehrheit der Österreicher/innen sieht hohe Anzahl an Flüchtlingen als nicht oder eher nicht bewältigbar

Hajek-Befragung im Auftrag des ÖIF zeigt Integration von Flüchtlingen als zentrale Sorge der Österreicher/innen; Zustimmung zu Erleichterungen für Zuwanderung von Fachkräften

Für das seit 2015 kontinuierlich durchgeführte Integrationsbarometer im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) befragte Meinungsforscher Peter Hajek im Oktober 2023 erneut 1.000 österreichische Staatsbürger/innen ab 16 Jahren zum Zusammenleben von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Im Rahmen der Befragung werden in regelmäßigen Abständen gesellschaftliche Stimmungsströmungen erhoben, um Zahlen, Daten und Fakten für die Integrationsarbeit liefern zu können. Die Ergebnisse zeigen, dass den Österreicher/innen neben der hohen Inflation insbesondere Zuwanderungsthemen zunehmend Sorge bereiten. Im Vergleich zu den vergangenen Umfragewellen bewertet die Bevölkerung das Zusammenleben mit Flüchtlingen, Zuwander/innen und Muslim/innen zunehmend negativ.

INFLATION, ZUWANDERUNG UND ENGPÄSSE IM GESUNDHEITSSYSTEM ALS GROSSE SORGEN DER ÖSTERREICHER/INNEN

Im Vergleich zur letzten Befragung im März 2023, bei der insbesondere die Engpässe im Gesundheitssystem und in der Pflege Sorge bereiteten, führt im Rahmen des neuen Integrationsbarometers nun das Thema der Inflation die Liste an. Mit rund 48 Prozent macht sich fast jede/r zweite Österreicher/in sehr oft Sorgen rund um steigende Preise. Themen in Zusammenhang mit Migration und Integration folgen an zweiter und dritter Stelle mit der Verbreitung des politischen Islams und der Integration von Flüchtlingen und Zuwander/innen mit je 33 Prozent. Dahinter folgen auf dem vierten Platz (32 %) Engpässe in der Gesundheitsversorgung und Pflege.

ZUNEHMENDE SORGEN UNTER ÖSTERREICHER/INNEN AUFGRUND VON ZUWANDERUNGSTHEMEN

Im Hinblick auf den Themenkomplex Zuwanderung haben vor allem Sorgen zum politischen Islam sowie zur Integration an Bedeutung gewonnen: Hier sorgen sich die Österreicher/innen am stärksten um die Integration von Flüchtlingen und Zuwander/innen (33 %), dicht gefolgt von den Themenbereichen Verbreitung des politischen Islams (33 %), Konflikte zwischen Migrantengruppen (27 %) und einer erneuten Flüchtlingswelle wie 2015 (27 %). Im Vergleich zur letzten Umfragewelle hat sich mit 7 Prozentpunkten die Sorge um die Verbreitung des politischen Islams am stärksten erhöht. In Bezug auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt bewertet mehr als die Hälfte der Befragten (56 %) diesen als „sehr oder eher schlecht“, während 41 Prozent der befragten Personen den Zusammenhalt als „sehr oder eher gut“ bezeichnen würden. Eine Mehrheit (58 %) sieht eine Verschlechterung des Zusammenhalts im Laufe des vergangenen Jahres. Aus Sicht einer großen Mehrheit der Österreicher/innen kann das Land den Zuzug von Flüchtlingen und Asylsuchenden derzeit nicht gut bewältigen: 60 Prozent der Bevölkerung bewerten die Anzahl an Flüchtlingen, die aktuell im Land ankommen, als (eher) nicht bewältigbar.

KULTURELLE UND SPRACHLICHE UNTERSCHIEDE ALS GRÖSSTE HERAUSFORDERUNGEN BEIM ZUSAMMENLEBEN

Wie in den letzten Befragungen wird auch im Zuge der neuen Befragung das Zusammenleben von Österreicher/innen mit Flüchtlingen, Zuwander/innen und Muslim/innen vorwiegend negativ beurteilt. Dabei haben sich die Werte gegenüber März 2023 weiter verschlechtert: Eine Mehrheit von 65 Prozent nimmt ein schlechtes Zusammenleben mit Zuwander/innen wahr – einer der Höchstwerte seit 2016. Mehrheitlich negativ eingeschätzt wird das Zusammenleben in Schulen, Wohnvierteln und im öffentlichen Raum. Dahingegen wird das Zusammenleben mit Migrant/innen auf der Arbeit sowie in Einkaufsvierteln eher positiv wahrgenommen. Die drei größten Integrationsherausforderungen des Zusammenlebens sehen die Befragten in den folgenden Bereichen: kulturelle beziehungsweise sprachliche Unterschiede (57 %), die Einstellung gegenüber Frauen (53 %) sowie Gewaltbereitschaft und Kriminalität (51 %). Die Integrationsbereitschaft von Zuwander/innen und Flüchtlingen, die bei der letzten Umfragewelle noch den dritten Platz in der Kategorie Herausforderungen im alltäglichen Zusammenleben belegt hat, steht nun an vierter Stelle. Gegenüber der letzten Umfragewelle ist eine Eintrübung der Bewertung in den meisten Bereichen zu beobachten. Am stärksten zeichnet sich diese im Themenfeld „politischer Islam/Radikalisierung“ ab.

DEUTSCHERWERB ALS WESENTLICHER FAKTOR FÜR INTEGRATION; DREI VIERTEL FÜR EINE ERLEICHTERUNG DER ZUWANDERUNG VON QUALIFIZIERTEN ARBEITSKRÄFTEN

Aus Sicht der Österreicher/innen sind die Kenntnis und Anerkennung von Werten und Gesetzen, das Ausüben eines Berufs und gute Kenntnisse der deutschen Sprache mit über 90 Prozent ausschlaggebend für eine gelungene Integration. Im Bereich Zuwanderung und Integration befürwortet eine breite Mehrheit (82 %) den Erwerb der Grundkenntnisse in Deutsch von Flüchtlingen innerhalb bestimmter Fristen, andernfalls sollten Sanktionen folgen. Für das Gelingen der Integration sehen 60 Prozent der Österreicher/innen Zuwander/innen etwas stärker in der Pflicht, einen Anteil an der Integration zu leisten. Jedoch wird mit durchschnittlich 40 Prozent auch der Beitrag von Einheimischen an der Integration als hoch bewertet. Eine deutliche Mehrheit von 76 Prozent spricht sich für eine Erleichterung der Zuwanderung für gut qualifizierte Arbeitskräfte aus.

Das aktuelle Integrationsbarometer ist in der ÖIF-Mediathek abrufbar.

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