Ärztekammer für Wien: Verwunderung über „Sportsackerl“-Aktion der Bildungsdirektion Wien

Ärztekammer für Wien: Verwunderung über „Sportsackerl“-Aktion der Bildungsdirektion Wien

Kamaleyan-Schmied: „Süßigkeiten bei Kindern als ‚gesund‘ zu bewerben, ist die falsche Botschaft“

Unter dem Motto „Gesund & fit in Schule und Freizeit“ hat eine Kooperation von Bildungsdirektion Wien und anderen Sponsoringpartnern in dieser Woche Sportsackerl mit Schokodragees und Schokomilch an Schulen geschickt. Nicht nur zahlreiche Eltern und die Schulen selbst wundern sich über dieses Verständnis von Kindergesundheit, auch die Ärzteschaft zeigt sich irritiert. ***

„Dass Schokoprodukte nichts mit einer gesunden Ernährung von Kindern zu tun haben, ist mehr als offensichtlich und bedarf keiner näheren Erklärung. Umso mehr stellt sich die Frage, warum die Bildungsdirektion Wien, die hier als Kooperationspartner auftritt, Kindern ein absolut falsches Verständnis von gesunder Ernährung vermitteln möchte“, kritisiert Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Obfrau der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien.

MED4SCHOOL – MIT WISSEN ZUR GESUNDHEITSKOMPETENZ

Die unüberlegte Sportsackerl-Aktion sei auch deshalb ärgerlich, „weil sie die vielfältigen Bemühungen der Ärzteschaft konterkariert, Kinder bei der Erlangung von Gesundheitskompetenz zu unterstützen“, erklärt Kamaleyan-Schmied.

Mit dem Projekt „Med4School – die Gesundheitsdrehscheibe“ hat die Ärztekammer für Wien vor zwei Jahren etwa eine gemeinsame Initiative mit den Wiener Krankenversicherungsträgern und ihren Kooperationspartnern ins Leben gerufen, welches auch durch die Bildungsdirektion unterstützt wird. Im Rahmen dieses Schulprojekts lernen Schülerinnen und Schüler der Primarstufe, wie ihr Körper funktioniert und was alles für einen gesunden Körper notwendig ist.

Es gibt zahlreiche Herausforderungen für die Kinder- und Jugendgesundheit, die sich zum Teil auch durch die Pandemie verschlechtert haben. Die Probleme reichen dabei von Long-COVID über orthopädische Probleme als Resultat der Homeschooling-Situation bis hin zu psychischen Beeinträchtigungen, Konzentrationsschwächen, einer Zunahme von Mediensucht vor allem im Bereich Social Media, Bewegungsarmut und Adipositas. „Es wäre daher dringend notwendig, Initiativen und Projekte zum Wohl der Kinder zu fördern, gesundheitsfördernde und wirkungsvolle Maßnahmen im Bildungssystem zu implementieren, Bewegungsangebote auszuweiten und vor allem die Gesundheitskompetenz zu steigern, anstatt Sportsackerl mit Schokodragees und Schokomilch zu verteilen“, fasst die Vizepräsidentin zusammen.

Kamaleyan-Schmied abschließend: „Bildung bezüglich Gesundheit bei Kindern ist mir ein großes Anliegen, deshalb ist es mir besonders wichtig, das Projekt ‚Med4school‘ zu forcieren und alles daran zu setzen, dieses auch bundesweit zu etablieren. Es geht um die Zukunft unserer Kinder, damit diese auch möglichst viele gesunde Lebensjahre vor sich haben – dafür muss bereits in der Schule Gesundheit zum Thema gemacht werden.“ 

Ärztekammer für Wien
Mag. Kathrin McEwen
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