Langer Tag der Flucht: Caritas und UNHCR lassen 9 Meter langes „Boot der Hoffnung“ zu Wasser

Langer Tag der Flucht: Caritas und UNHCR lassen 9 Meter langes „Boot der Hoffnung“ zu Wasser

10 Jahre nach dem Bootsunglück vor Lampedusa wird ein riesiges Papierfaltboot zum „Symbol für eine Welt, in der flüchtende Menschen nicht vor den Toren Europas ertrinken müssen“.

Die Caritas der Erzdiözese Wien und die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR setzten am „Langen Tag der Flucht“ gemeinsam mit dutzenden Freiwilligen und Künstler Frank Bölter ein weithin sichtbares Zeichen gegen das Sterben tausender Menschen im Mittelmeer. Zehn Jahre nach dem tragischen Bootsunglück vor Lampedusa und wenige Monate nachdem vor der Küste Griechenlands erneut mehrere hundert Geflüchtete ums Leben kamen, wurde am Freitag im Brunnen am Karlsplatz ein großes, 9 Meter langes und 3 Meter hohes, Faltboot aus Papier zu Wasser gelassen. „Dieses Boot muss zum einen stellvertretend für die vielen klapprigen Boote stehen, mit denen Menschen auf der Flucht auch heute versuchen, Europa zu erreichen. Auch sie sind Booten aus Papier oft ähnlicher als echten Rettungsbooten“, betont Caritasdirektor Klaus Schwertner bei der Aktion. „Vor allem aber soll dieses Boot auch ein Zeichen der Hoffnung sein, weil wir überzeugt sind, dass sich der Schutz von Grenzen und der Schutz von Menschenleben nicht ausschließen dürfen und nicht ausschließen müssen. Das Sterben im Mittelmeer ist kein Naturgesetz! Schritte wie die von den EU-Staaten beschlossene ,Krisenverordung‘ werden jedoch nicht verhindern, dass Menschen auf der Flucht ihr Leben riskieren müssen, weil sie wesentliche humanitäre Erwägungen außer Acht lassen und der Schutz flüchtender Menschen darin keine Priorität hat. Wer Schleppern das Handwerk legen möchte, muss sichere und legale Fluchtwege schaffen und einen sicheren Zugang zu fairen Asylverfahren garantieren!“. Seit 2014 haben bereits mehr als 28.000 Menschen bei der Flucht übers Mittelmeer ihr Leben verloren. Allein heuer sind bereits mehr als 2.500 Männer, Frauen und Kinder auf der Überfahrt ertrunken. Gemeinsam mit rund 40 Freiwilligen, Mitarbeiter*innen und Passant*innen wurde deshalb innerhalb weniger Stunden direkt am Karlsplatz das riesige Papierboot mit 9 Metern Länge und 3 Meter Höhe gefaltet.

12. LANGER TAG DER FLUCHT IN ÖSTERREICH: „RECHT AUF ASYL NICHT VERHANDELBAR“

Die Faltaktion fand im Rahmen des „Langen Tag der Flucht“ statt, an dem dieses Jahr bereits zum 12. Mal österreichweit Veranstaltungen zu den Themen Flucht und Asyl stattfinden. Ruth Schöffl, Sprecherin von UNHCR Österreich: „Der ‚Lange Tag der Flucht’ bietet Besucher*innen die Möglichkeit, sich je nach persönlichem Interesse dem Themenkreis Flucht zu nähern, sei es bei einem Kinofilm, beim Austausch mit Geflüchteten oder bei einer Ausstellung. Gleichzeitig wollen wir – und das steht gerade bei dieser Faltaktion im Fokus – darauf aufmerksam machen, dass das Recht auf Asyl nicht verhandelbar ist und im wahrsten Sinn des Wortes Leben rettet.“

CARITAS APPELLIERT, HUMANITÄRE AUFNAHMEPROGRAMME WIEDER ZU AKTIVIEREN

Die künstlerische Leitung der Faltaktion wurde von Frank Bölter übernommen, der bereits ähnliche Projekte in der Vergangenheit realisiert hat. Bei seinen Projekten steht für den Künstler der gemeinsame Schaffungsprozess im Fokus. „Ob Einfamilienhäuser aus Pappe, Papierpanzer oder gefalteten Riesenpapierschiffchen – bei meinen Aktionen stehen stets die gemeinschaftsbildenden Prozesse im Vordergrund. Das ,entstandene Werk‘ erzählt am Ende von der gemeinschaftlichen Erstellung und ist mit allen positiven, als auch krisenhaften und fragilen Momenten des Schaffensprozesses aufgeladen“, so Bölter. Diesen Ansatz greifen Caritas und UNHCR mit der Aktion auf. „Wir sollten gemeinschaftlich an einem System bauen, das Menschen auf der Flucht schützt. Die internationale Staatengemeinschaft muss sich zu humanitären Aufnahmeprogrammen und Resettlement bekennen, statt Verantwortung abzuschieben. Dafür braucht es auch entsprechende EU-geführte Such- und Rettungsmissionen statt Freiwilligeneinsätzen, die diese Lücke der Rettung füllen und dafür zunehmend kriminalisiert werden. Es ist nicht ,Goodwill‘ der Staaten, Menschenleben zu retten, sondern eine internationale Verpflichtung“, so Schwertner.

Nina Starzer, MSc
Pressereferentin
Caritas der Erzdiözese Wien
0676/5582470
nina.starzer@caritas-wien.at

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