Paketzusteller:innen auf Mangelberufsliste: Tür und Tor für Lohndumping geöffnet
Paketzusteller:innen auf Mangelberufsliste: Tür und Tor für Lohndumping geöffnet
vida-Hebenstreit: „Wenn Regierung Forderung der Wirtschaft durchwinkt, steht erstmals ein Job auf der Liste, der keine Berufsausbildung voraussetzt. Alle Alarmglocken müssen läuten.“
Die Mangelberufsliste für 2023 ist die umfangreichste und umfasst 100 bundesweite sowie 58 regionale Berufe. Jetzt soll – wie die Tageszeitung „Der Standard“ berichtet – eine weitere Berufsgruppe dazukommen, die Paketzusteller:innen. Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida, sieht darin Tür und Tor für Lohn- und Sozialdumping geöffnet. „Es ist nicht gerade so, dass die Mangelberufsliste kurz ist. Die Anzahl der Berufe auf der Mangelberufsliste steigt und steigt immer weiter. Wo bleiben die Gegenmaßnahmen der Bundesregierung, der Länder und der Unternehmen?“, kritisiert Hebenstreit und betont, dass es kein Wunder sei, dass die Branche keine Mitarbeiter:innen findet. „Schlechte Arbeitsbedingungen und miese Bezahlung sind eben nicht unbedingt der Renner, wenn es um die Jobwahl geht“, so der vida-Gewerkschafter.
Die Erweiterung der Mangelberufsliste nicht genug, sollen Paketzusteller:innen künftig ohne Berufsausbildung ihre Arbeit verrichten können. „Allein durch diese Forderung sollten bei der Bundesregierung alle Dumping-Alarmglocken laut läuten. Wenn die Forderung von der Regierung so durchgewunken wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Selbiges in anderen Branchen passiert“, so Hebenstreit: „Dass Logistiker bessere Rahmenbedingungen und Impulse seitens der Politik fordern, ist nicht neu. Bevor man aber noch weitere Berufsgruppen auf die Mangelberufsliste setzt, müssen Arbeitsbedingungen verbessert werden und Löhne steigen“, so Hebenstreit und betont, dass die Rot-Weiß-Rot-Karte und die erweiterte Mangelberufsliste vollkommen falsche Anreize setzen würden: „Branchen, die sich nicht um Personalvorsorge kümmern, werden belohnt. Sie dürfen mit den Maßnahmen der Bundesregierung noch einfacher außerhalb der Europäischen Union nach Arbeitskräften suchen.“ Diese Arbeitskräfte würden immer noch nicht ausreichend vor Ausbeutung geschützt, da die Mechanismen gegen Lohn- und Sozialdumping nicht greifen. „Damit kommen Arbeitsbedingungen und Einkommen in Österreich immer weiter unter Druck, ohne dass die grundsätzlichen Probleme gelöst werden“, sagt Hebenstreit.
Die Vorsorge bezüglich ausreichender Fachkräfte am Arbeitsmarkt gehe in Österreich in eine vollkommen falsche Richtung. Arbeitsminister Kocher habe noch immer nicht erkannt, dass die Arbeitsbedingungen zu verbessern sind, anstatt Arbeitskräfte aus dem Ausland zu holen, die für wenig Geld bereit sind, alles zu tun, schließt Hebenstreit.
Gewerkschaft vida/Öffentlichkeitsarbeit
Martin Mandl
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