„Größter Umbruch des medizinischen Systems seit dem Zweiten Weltkrieg“

„Größter Umbruch des medizinischen Systems seit dem Zweiten Weltkrieg“

3. PRAEVENIRE Gipfelgespräch „Kinder- und Jugendgesundheit 2030“ im Rahmen der Leadership-Kampagne des Fördervereins Kinder- und Jugendlichenrehabilitation in Österreich

Anlässlich des 3. PRAEVENIRE Gipfelgesprächs „Kinder- und Jugendgesundheit 2030“ am Fuße der Rax im Rahmen der Leadership-Kampagne des Fördervereins Kinder- und Jugendlichenrehabilitation in Österreich trafen am 28. Juni 2023 rund 100 Top-Fachleute aus Medizin und Gesundheitswesen mit Entscheidungsträger:innen zusammen, um vier Themen aus der Kinder- und Jugendmedizin zu diskutieren, mit der Zielvorgabe: Es geht um praktische Lösungen, die auch umgesetzt werden.

HILFERUF EINER GANZEN GENERATION

In ihrem Beitrag sprach als Podiumsgast Niederösterreichs Gesundheits-Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig emotionale und mitreißende Worte. „Wir haben alle gedacht, wenn wir die Pandemie bewältigen, wird alles wieder normal. Aber im Gegenteil, wir haben Krisen dazubekommen – der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, die Klimakatastrophe, die Gesundheitskrise. Die Probleme bei der Kinder- und Jugendgesundheit sind ein Hilferuf einer ganzen Generation. Das ist ein Auftrag an uns alle, Kinder in ihrem Kindsein ernst zu nehmen und sie nicht als kleine Erwachsene zu behandeln“, mahnt Königsberger-Ludwig. Sie ist von der Idee eines Kinder- und Jugendstaatssekretariats überzeugt, das vom gemeinnützigen Verein PRAEVENIRE und dem Förderverein „Kinder- und Jugendlichenrehabilitation in Österreich“ gefordert wird, denn „wir brauchen statt Schnittstellen zwischen den Ressorts Nahtstellen“, und zwar nicht nur in Niederösterreich, sondern bundesweit.

LOBBY UND ANWALT FÜR KINDER

Markus Wieser, der Obmann des Fördervereins Kinderreha, freut sich über das steigende Interesse an den Kinderreha Gipfelgesprächen in Hirschwang an der Rax. Wieser, der sich seit fast 15 Jahren für die Kinder- und Jugendlichenrehabilitation in Österreich einsetzt, wurde von vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern als „Motor“ für die Kinderreha bezeichnet. Wieser: „Wir haben schon viel bewegt und heute mit dem Freistellungsanspruch für Eltern von betroffenen Kindern einen weiteren Meilenstein erreicht! Und wir bleiben dran und engagieren uns weiter für die bestmögliche gesundheitliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Österreich.“

Wieser ruft zu noch engerer Zusammenarbeit aller Entscheidungsträger mit den unabhängigen PRAEVENIRE Expertinnen und Experten auf, um Lösungen für die brennenden Probleme auf den Boden zu bringen. Denn es brauche für Kinder und Jugendliche eigene gesetzliche Rahmenbedingungen und nicht ein „Mitlaufen lassen“ in Gesetzen für Erwachsene. Außerdem stellt er klar: „Prävention ist gescheiter als die x-fach teurere Rehabilitation“ und schließt mit den Worten: „Es kann uns nicht unberührt lassen, dass Suizide bei Kindern und Jugendlichen dramatisch zunehmen.“ Ähnlich sieht es der Generaldirektor-Stv. der ÖGK Mag. Alexander Hagenauer: „Lobby und Anwalt für betroffene Kinder und Jugendliche sein, das ist unsere Aufgabe.“

SPÄTE DIAGNOSEN MIT HOHEN FOLGEKOSTEN

Zum ersten Fachthema „Aktuelle Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen“ sprach der Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde MR Ass.-Prof. DDr. Peter Voitl, MBA, der in Wien eine Gruppenpraxis und ein Ambulatorium für Kinderkardiologie betreibt. Voitl betont, dass ein Personalmangel quer durch alle Gesundheitsberufe bestehe, bei den Kinderärzten vor allem im niederschwelligen, solidarischen Kassenärztebereich. Das duale Versorgungssystem – niedergelassene Ärzte und das Spital – habe ausgedient und sei derzeit „dem größten Umbruch seit dem Zweiten Weltkrieg“ unterworfen. Späte Diagnosen, die aus knappen Ressourcen entstehen, würden hohe Folgekosten verursachen. Ebenso das duale Befundsystem – wenn die gleichen Befunde zuerst beim Arzt und dann noch einmal im Spital gemacht werden –, das dringend durch Schnittstellen behoben werden muss.

VERSCHIEDENE VERSORGUNGSMODELLE

Voitl stellt die verschiedenen Arbeitsmodelle mit allen Pros und Cons gegenüber: Einzelordination/Wahlarztpraxis, Praxis mit angestellten Ärzt:innen, Gruppenpraxis, nicht bettenführendes Ambulatorium, PVE. Nicht allein finanzielle Überlegungen geben den Ausschlag für die Entscheidung für ein Modell. Ein Ambulatorium habe als nicht bettenführende Krankenanstalt mit einem sehr aufwendigen Bewilligungsverfahren, das bis zu fünf Jahre dauert, und einer Bedarfsprüfung durch alle Stakeholder gegenüber einer Gruppenpraxis erhebliche Nachteile. Die Gruppenpraxis braucht zwar keine Bedarfsprüfung, aber einen sehr umfangreichen Gesellschaftsvertrag.

SIND PRIMÄRVERSORGUNGSEINHEITEN DIE LÖSUNG?

Bei PVE in Form von Pädiatrischen Versorgungszentren ist ein interdisziplinäres Leistungsangebot mit erweiterten Öffnungszeiten an den Tagesrandzeiten, am Wochenende und an Feiertagen vorgesehen. Durch die größeren Kapazitäten und die Verbreitung des fachlichen Spektrums ist bei den PVE eine Verbesserung für die Patient:innen im Sinne geringerer Wartezeiten und generell kürzerer Wegstrecken zu erwarten. Sowohl für das Personal als auch die Betreiber haben PVE erhebliche Vorteile. Der entscheidende Unterschied zwischen einem Primärversorgungszentrum und einem Ambulatorium liegt in der Rechtsgrundlage für Verträge mit den Sozialversicherungsträgern. Während die Ambulatorien lediglich über Einzelverträge verfügen, die durch die Sozialversicherung einseitig und auch deutlich modifiziert oder sogar gekündigt werden können, so bewegen sich die PVE im Rahmen des Gesamtvertrages zwischen der Ärztekammer und den Krankenkassen. Dies garantiert ein sehr hohes Maß an Rechtssicherheit und Kündigungsschutz.

WAHLARZT-BASHING MOTIVIERT NIEMANDEN

Voitl: „Eine sehr starke Tendenz hin zur Privatmedizin ist klar erkennbar. Dies wird nur durch eine Verbesserung der Strukturen im öffentlichen Gesundheitssystem in Zusammenarbeit der Sozialversicherungsträger zu verändern sein. Verbote oder Einschränkungen der Wahlarzttätigkeit greifen zu kurz und sind nicht dazu geeignet, Ärztinnen und Ärzte zu einer Mitarbeit im solidarischen Gesundheitssystem zu motivieren.“ Diesem Apell schließt Voitl seine FORDERUNGEN an: Investitionen in die medizinische Infrastruktur, Schaffung von besseren Anreizen für Gesundheitspersonal, Ausbau der Telemedizin und die Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich der Kindermedizin.

Alle Keynotes im Überblick:

Thema 1: Aktuelle Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen

Prim. MedR. Ass. -Prof. DDr. Peter VOITL, MBA | Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde

Thema 2: Von der Krise zur Pille? Psychopharmakaverschreibungen bei Kindern und Jugendlichen!

Univ.-Prof. Dr. Paul PLENER | Leiter Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien

Thema 3: Plötzlich erwachsen! Transitionsmedizin als Begleitung in die Erwachsenenmedizin

Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang HOLTER | Ärztlicher Direktor des St. Anna Kinderspitals

Thema 4: Aktuelles aus der Kinder- und Jugendlichenrehabilitation

Dr. Gudrun SEIWALD | Österreichische Gesundheitskasse

Information:

https://praevenire.at/kindergesundheit/

VIDEOS UND FOTOS ZUM DOWNLOAD:

https://praevenire.at/kindergesundheit/mediathek/

NÄCHSTER PRAEVENIRE TERMIN:

10.PRAEVENIRE

PRAEVENIRE – Gesellschaft zur Optimierung der solidarischen Gesundheitsversorgung
Mag. Dora Skamperls
Senior PR-Consultant
+43/664 3540437
d.skamperls@welldone.at
https://praevenire.at/
Lazarettgasse 19/OG 4, 1090 Wien

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender