„kulturMontag“ am 26. Juni: Wiens Vorstadt-Gründerzeitbauten, 30 Jahre Festival der Regionen, „Mermaids don’t cry“ im Kino

„kulturMontag“ am 26. Juni: Wiens Vorstadt-Gründerzeitbauten, 30 Jahre Festival der Regionen, „Mermaids don’t cry“ im Kino

Danach: Porträt Manfred Bockelmann zum 80. Geburtstag, „Aus dem Archiv“ mit Harald Sicheritz zum 65er

Wien (OTS) – Der von Peter Schneeberger präsentierte „kulturMontag“ am 26. Juni 2023 um 22.30 Uhr in ORF 2 unternimmt zunächst einen architekturhistorischen Streifzug zu Wiens Vorstadt-Gründerzeithäusern, auf der Suche nach Antworten, wie sich diese ökologisch nachhaltig und gleichzeitig ökonomisch sinnvoll sanieren lassen. Weiters befasst sich die Sendung mit dem oberösterreichischen Festival der Regionen, das sein 30-jähriges Jubiläum heuer mit einem besonderen Programm begeht. Außerdem u. a. Thema: „Mermaids don’t cry“, das Anfang Juli in den heimischen Kinos startende Spielfilmdebüt der Wiener Regisseurin und Drehbuchautorin Franziska Pflaum – Hauptdarstellerin Stefanie Reinsperger ist live zu Gast im Studio.
Anschließend an das Magazin steht das Filmporträt „Damit etwas bleibt – Der Künstler Manfred Bockelmann“ (23.15 Uhr) zu dessen 80. Geburtstag auf dem Programm. Danach gratuliert „Aus dem Archiv“ (0.00 Uhr) Filmemacher Harald Sicheritz zum 65er.

Shabby Chic – Die übersehenen Gründerzeitbauten in Wiens Außenbezirken

Wer an die Gründerzeit in Wien denkt, hat wahrscheinlich sofort die Prachtbauten am Ring im Kopf: Von Theophil Hansen bis hin zu Otto Wagner haben die Architekten im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert den Grundstein für neue, moderne und städtische Architektur gelegt. Doch der Bauboom der damaligen Zeit beschränkte sich längst nicht nur auf die Wiener Ringstraße oder die Innenstadt. Auch am Rand der Stadt wurde gebaut, was das Zeug hält, denn die Metropole wuchs rasant:
Hatte Wien 1850 rund 430.000 Einwohnerinnen und Einwohner, waren es 1910 schon knapp zwei Millionen. Der Großteil von ihnen lebte in bescheidenen Verhältnissen auf äußerst wenig Raum, dafür hinter schönen Fassaden, außerhalb des Linienwalls – des heutigen Gürtels. Die Zinshäuser aus der damaligen Zeit, die bis heute erhalten geblieben sind, zeugen von Industrialisierung und wirtschaftlichem Aufschwung, aber auch von großen sozialen Missständen. Vielen von ihnen droht der Abriss – denn ein Neubau ist oft günstiger als die Sanierung. Stadtbildschützer sprechen schon jetzt von einem unwiederbringlichen Verlust. Der „kulturMontag“ hat mit Architekturhistoriker Andreas Nierhaus einen Stadt-Spaziergang unternommen und fragt Expertinnen und Experten, wie sich Gründerzeithäuser ökologisch nachhaltig und gleichzeitig ökonomisch sinnvoll sanieren lassen.

Höchste Eisenbahn – Das Jubiläumsprogramm des Festivals der Regionen

Das oberösterreichische Festival der Regionen zählt zu den renommiertesten zeitgenössischen Kunstfestivals Österreichs und feiert heuer sein 30-Jahr-Jubiläum. Jede Ausgabe widmet sich einer anderen Region des Bundeslandes, diesmal steht das Mühlviertel, genauer die Strecke entlang der Summerauerbahn, im Fokus. Seit 150 Jahren verbindet diese Bahnstrecke Oberösterreich mit Tschechien und auch das Festival selbst blickt über die Grenze: Eröffnet wird es mit einer Zugfahrt von Linz nach Horní Dvořiště. Unter dem Titel „Höchste Eisenbahn“ setzen sich 100 regionale, nationale und internationale Kulturschaffende mit aktuellen Zukunftsfragen auseinander, allen voran mit dem Klimawandel. Was passiert, wenn wir weitermachen wie bisher? Welche Weichenstellungen braucht es dringend? Oder ist eine Vollbremsung unablässig? Dass der Zug noch nicht abgefahren ist, das will das Festival der Regionen mit 40 Projekten entlang der 65 Kilometer langen Strecke beweisen. Leerstehende Bahnhöfe werden zu Ausstellungsräumen, eine öffentliche Straße zur Asphaltstockbahn, eine Kirche und ein altes Hallenbad zu Begegnungszonen. Klimafreundlich reist das Publikum mit dem Zug von einem Schauplatz zum nächsten und erlebt junge, kritische und auch subversive Kunst am Land. Der „kulturMontag“ bringt eine Reportage vom Eröffnungswochenende.

Fantastische Traumwelten – Kinostart für „Mermaids don’t cry“

Nach dem pink gefärbten Hashtag #barbiecore erobert mit #mermaidcore nun ein weiterer hyperfemininer Trend, der auf langes Haar, Korsage und Sanduhrfigur setzt, nicht nur das Internet, sondern auch die Leinwand. Während diese Mischung aus Fantasy und Nostalgie bei den Millennials wie bei der Generation Z gut ankommt, pfeift die Wiener Regisseurin Franziska Pflaum, selbst ein Millennial, auf diese gefährliche Reproduktion ewig gleicher Geschlechterstereotype. Ihr Spielfilmdebüt „Mermaids don’t cry“ ist ein Plädoyer für Akzeptanz, Respekt und Freiheit. Ihre Protagonistin Annika, die von Stefanie Reinsperger dargestellt wird, arbeitet in einem alles andere als mystisch-schillernden Supermarkt, in dem es Neonlicht, Sonderangebote und unkleidsame Arbeitsuniformen gibt. Nach Dienstschluss taucht die Verkäuferin in einem Schwimmbad in eine andere Welt ein. Sobald sie unter Wasser ist, verändert sich auch die Realität, eine Welt voller Schönheit und Geheimnisse tut sich auf. Doch irgendwann muss sie aus ihrer Traumwelt auftauchen und wird von der Realität eingeholt. Annika ist ein selbstloser Mensch, dem für seine eigenen Wünsche und Hoffnungen kein Platz bleibt. Ihr großer Traum ist eine teure Meerjungfrauflosse, die sie zur Lösung aller Probleme hochstilisiert. Über die Suche nach Liebe und Anerkennung, den Selbstoptimierungswahn, Body Positivity, Stärken und Schwächen sowie Humor spricht Peter Schneeberger mit Stefanie Reinsperger live im Studio.

Dokumentation „Damit etwas bleibt – Der Künstler Manfred Bockelmann“ (23.15 Uhr)

In der Dokumentation von Gernot Stadler streift der Kärntner Künstler Manfred Bockelmann kurz vor seinem 80. Geburtstag (am 1. Juli) mit einem Fotoapparat durch die Gassen von Venedig, wo für ihn alles begonnen hat. Als Elfjähriger malte er gleich nach einem Venedig-Urlaub mit den Eltern ein Bild der Lagunenstadt. Seither ist die Serenissima einer der Orte, die von großer Bedeutung sind für den Fotografen, Maler und Bildhauer. Im Film führt Bockelmann aber auch an andere Lebensorte, wie München, Wien und natürlich Ottmanach in Kärnten, den Ort seiner Kindheit.
So wird die Dokumentation zu einer Reise durch das Leben des Künstlers, auf der immer wieder Halt gemacht wird. Auch an andere Schauplätze erinnert sich Manfred Bockelmann im Film. An Ostafrika, an New York oder an Auschwitz. Die Weite der ostafrikanischen Landschaft hat zu jenen Bildern geführt, die er als Malerei der Stille bezeichnet. Eine Ausstellung in New York in den 1980er Jahren war ein wichtiger Meilenstein für den Künstler. Und Auschwitz, jenen Ort, der zum Synonym für das Grauen wurde, hat er für sein Projekt „Zeichnen gegen das Vergessen“ besucht. Die Kohlezeichnungen von Kindern, die in den Konzentrationslagern des Naziregimes ermordet wurden, sind sein wichtigstes künstlerisches Projekt.
Der Film nähert sich Manfred Bockelmann auf behutsame Weise, beobachtet ihn beim Malen in seinem Atelier auf dem Magdalensberg, am Strand von Venedig oder beim Blättern in Fotoalben mit seiner Frau Maria. Sein Bruder, der berühmte Sänger Udo Jürgens, hat einmal zu ihm gesagt: „Ich beneide Dich, weil Du etwas machst, das bleibt, wenn Du nicht mehr bist, etwas, das man sieht, das man begreifen kann“.

„Aus dem Archiv – Harald Sicheritz“ (0.00 Uhr)

Am 25. Juni feiert der österreichische Kultregisseur Harald Sicheritz seinen 65. Geburtstag. Gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin, der Schauspielerin Proschat Madani, lässt der Jubilar in einer Ausgabe des Gesprächsformats „Aus dem Archiv“ die Stationen seiner erfolgreichen Karriere Revue passieren. Kaum einer hat die heimische Film- und Fernsehlandschaft so sehr geprägt wie er. Sicheritz gilt als Mitbegründer des österreichischen Kabarettfilms und hat unter anderem mit „Muttertag“, „Hinterholz 8“, der „MA 2412“, „Poppitz“ oder den„Vorstadtweibern“ Kino- und Fernsehgeschichte geschrieben. Bei Christian Reichhold und Regina Nassiri berichtet er etwa von der „Naturgewalt Roland Düringer“ und hält fest, dass dessen legendärer Ausspruch „I sogs glei, i woars net“ (aus Sicheritz’ Debütfilm „Muttertag“) die österreichische Seele ziemlich treffend beschreibt. Proschat Madani schwärmt von der Geduld ihres Lebenspartners – fast hätte sie ihm seinen Film „Bad Fucking“ durch ihre Talentlosigkeit beim Motorrollerfahren kaputt gemacht. Nach dem Abend im ORF RadioKulturhaus ist unbestritten: Harald Sicheritz ist nicht nur einer der herausragendsten Regisseure des Landes geworden, sondern dabei auch ein sympathischer und bescheidener Mensch geblieben.

Flimmit (flimmit.at) widmet dem Kultregisseur Harald Sicheritz eine eigene Kollektion mit zahlreichen Highlights wie „Muttertag“, „Hinterholz 8“, „Poppitz“, „MA 2412“ u. v. m.

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