Digital Health: ELGA kann mehr
Digital Health: ELGA kann mehr
Die 8. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Stift Seitenstetten starteten am Mittwoch mit dem Thema Digital Health durch und zeigten die gemeinsamen Ziele auf.
Der erste Themenblock zu Digital Health widmete sich dem Thema ELGA – der elektronischen Patientenakte. Moderiert wurde das höchst prominent besetzte Gipfelgespräch von Dr. Franz Leisch, vormaliger ELGA-Chef und jetzt Chief Digital Officer (CDO) bei der Gesundheitsplattform PRAEVENIRE.
Wie der Name schon sagt, geht es bei der elektronischen Patientenakte um die Patientinnen und Patienten. Das ist in den letzten Jahren aufgrund interner Diskussionen und Befindlichkeiten der Entscheidungsträger in den Hintergrund getreten – zulasten der Bürgerinnen und Bürger. Denn ELGA, so sind sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dem Gipfelgespräch einig, hat enorme unausgeschöpfte Potenziale.
„Österreich hat vor rund 20 Jahren mit ELGA ein absolutes Vorreitersystem entwickelt, um das wir immer noch beneidet werden. Aber was machen wir daraus, wie entwickeln wir uns weiter? Es geht jetzt darum, dieses enorm kraftvolle System auch zu nutzen“, so PRAEVENIRE CDO Franz Leisch.
Die Gipfelgespräche in Seitenstetten sind eine Fortsetzung und Vertiefung des 5. PRAEVENIRE Digital Health Symposions „Shape the Future“, das Ende April in Wien unter der Leitung von Prof. Dr. Reinhard Riedl, Dozent der Berner Fachhochschule, stattgefunden hat.
ELGA MEHR NUTZEN
„Die Menschen vertrauen auf ELGA und erwarten, dass ihre Gesundheitsdaten verfügbar sind, wenn sie gebraucht werden“, berichtet Dr. Stefan Sabutsch, der neue technische Geschäftsführer der ELGA GmbH, über eine aktuelle Umfrage. ELGA funktioniert, wird aber noch zu wenig genutzt und für einen Gesamtüberblick über die Gesundheitssituation von Patientinnen und Patienten müssen noch weitere Daten in ELGA bereitgestellt werden.
Dr. Alexander Moussa, Leiter des Referats „e-Health in Ordinationen“ der Österreichischen Ärztekammer, fordert die frühzeitige Einbindung der Ärzteschaft in die Weiterentwicklung, ausreichende Finanzierung und Anwenderfreundlichkeit der Benutzeroberflächen. „Das öffentliche Gesundheitssystem bekennt sich zum Ausbau von ELGA“, berichtet der Arbeitnehmer-Obmann der ÖGK Andreas Huss, MBA und wünscht sich insbesondere die rasche Einbindung von Wahlärzten und die anonyme Nutzung der Daten für die Gesundheitsversorgungsplanung und Wissenschaft.
ELGA BIETET RASCHE INFORMATION
„Wir nutzen e-Medikation, e-Impfpass und erstellen für unsere Patientinnen und Patienten jetzt ELGA-Facharztambulanzbefunde, weil die vollständige und zeitnahe Bereitstellung im Einzelfall entscheidend sein kann“, berichtet Mag. Maria Lesterl, Geschäftsführerin des Gesundheitszentrums für Selbstständige in Wien. Leider macht das sonst kaum eine Einrichtung. Auch der Abruf von Bilddaten über ELGA wurde bereits erfolgreich getestet und punktuell in den Routinebetrieb überführt, erklärt David Maurer Msc. von den Siemens Healthineers, doch sei die Finanzierung der österreichweiten Ausrollung noch nicht geklärt. Patientenvertreter Andreas Röhrenbacher von der Hepatitis Hilfe Österreich betont die Wichtigkeit der Datensicherheit, sieht aber andererseits die hohe Bedeutung einer Gesamtverfügbarkeit aller Patientendaten in ELGA, um beispielsweise Fehlmedikationen zu vermeiden.
ELGA FÜR PRIVATE INNOVATIONEN ÖFFNEN UND „ROADMAP“ ABSTIMMEN
Dr. Manfred Müllner, Geschäftsführer des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie und Vertreter der Softwareindustrie, wünscht sich mehr Selbstsicherheit im technologischen Bereich. Österreich schiele gern ins Ausland, dabei hätten heimische private Softwarefirmen höchste Innovationskraft. Er fordert die Öffnung der ELGA-Technik für private Innovationen und die strategische Abstimmung mit den Stakeholdern zur Erstellung einer nationalen e-Health-Roadmap inkl. der gesicherten Finanzierung für beschlossene Projekte.
In die gleiche Bresche schlägt Stefan Speiser, Gründer und Geschäftsführer von Latido Health Tech, dem Marktführer im Bereich Wahlarzt-Software: „Das Ziel muss ein technisch möglichst einfacher Zugang zu ELGA für Wahlärzte sein, denn deren Software-Ausstattung ist mittlerweile weitgehend sehr gut.“
KI FÜR BENUTZERFREUNDLICHES ELGA
Es sei kurzsichtig, betreffend Nutzung der anonymisierten Patientendaten für die Infrastrukturplanung und Forschung (Sekundärdatennutzung) auf den European Health Data Space zu warten, meint abschließend Dr. Alexander Biach (WKO) – denn ein auf nationaler Ebene perfekt vorbereitetes System schaffe einen enormen Vorsprung.
Auch für andere Gesundheitsberufe, wie beispielsweise die Physiotherapie oder Ergotherapie, müsse ein Zugriff und eine Befüllung von ELGA möglich sein, so Prof. (FH) Mona Dür, PhD, MSc, Geschäftsführerin Duervation GmbH. „Zudem sollte ELGA so konzipiert sein, dass anhand Künstlicher Intelligenz (KI) die smarte Darstellung von Gesundheitsdaten möglich ist“, meint Dür – so könnte diese zur Entlastung des Gesundheitswesens beitragen.
PRAEVENIRE – Gesellschaft zur Optimierung der solidarischen Gesundheitsversorgung
Mag. Dora Skamperls
Senior PR-Consultant
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