Gesundheitswesen: „Cyber Security ist keine Spaßbremse“

Gesundheitswesen: „Cyber Security ist keine Spaßbremse“

Fünf prominente Experten sprachen in ihren Keynotes am 5. PRAEVENIRE Digital Health Symposion über die Zukunft des Gesundheitssystems in Österreich.

Die von Prof. DI Dr. Reinhard Riedl (Berner Fachhochschule) und Lisa Holzgruber, MBA, MSc (rotable GmbH) hochkarätig moderierte Veranstaltung stieß auf enormes Interesse und war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Riedl betonte in seiner Begrüßung die „Notwendigkeit, die Digitalisierung anhand konkreter Beispiele aus der Praxis bis zum Ende durchzudenken.“

DAMOKLESSCHWERT DEMOGRAFIE

Anknüpfend an die Eröffnungsreden starteten die Keynotes mit der Einführung in die vier Themenblöcke der Veranstaltung, die gestern und heute noch in zahlreichen Veranstaltungspunkten   von den Teilnehmenden vertiefend diskutiert werden.  Dr. Florian Moosbeckhofer, Leiter der Abteilung Innovation und Digitalisierung bei der WKO, warnt in seiner Keynote zum ersten Programmblock „Intelligente Automatisierung und kreative Digitalisierung im Gesundheitswesen “ vor der Überalterung unserer Gesellschaft, die Probleme wie Arbeitskräftemangel und letztlich einen Zusammenbruch der Finanzierung nach sich ziehen kann.

VOM VERSORGER ZUM VORSORGER

„Das Gesundheitssystem muss von einem Versorger zum Vorsorger werden“, so Moosbeckhofer. „Das Gesundheitssystem in Österreich ist teuer, aber wir können mit vielen internationalen Vorreiterprojekten aufwarten. Diesen Vorsprung in der Innovation verspielen wir derzeit.“ Weiter führt er aus, dass eine personalisierte Präzisionsmedizin zwar die Zukunft, aber ohne sinnvolle Datennutzung nicht möglich ist. Weiter gibt er einen Ausblick auf zukunftsweisende Entwicklungen – auch hier ist Österreich ein Innovationsleader. Bspw. habe ein österreichisches Start-up einen Drucker für Knochen- und Gewebeersatzmaterial entwickelt, der bereits weltweit in Spitälern im Einsatz sei. Sogar tastbare Hologramme seien bereits möglich. „Wie wird uns KI verändern? Wir sollten das nicht nur risiko-, sondern auch chancenzentriert betrachten, ohne die ethischen Überlegungen außer Acht zu lassen.“

ELGA IST WELTKLASSE

Priv.-Doz. DI Dr. Günter Schreier, MSc (AIT) forscht am Thema datengetriebene Gesundheitsversorgung. „Österreichische Firmen sind bei Data Privacy führend.“ Das sollte uns motivieren, unser gigantisches Daten- und Wissenspotenzial auszuschöpfen: „Viele Länder beneiden uns um ELGA, das Weltklasse ist. Aber uns sind gesetzliche Grenzen gesetzt, die eine sinnvolle Nutzung unmöglich machen. Eine Lösung wäre der Wechsel von einem Opt-in zum Opt-out, wie es andere vormachen.“ Es ginge auch darum, Daten aus der Versorgung – de-identifiziert – für die Forschung nutzbar zu machen. „Wir brauchen eine nationale dHealth-Initiative.“ Schreier nennt auch Beispiele für bereits erfolgreich laufende DIGAS (digitale Gesundheitsanwendungen), wie das „Herzmobilsystem“, mit dem Herzinsuffizienz begleitet werde. „Chronische Erkrankungen lassen sich mit solchen Apps sehr gut versorgen“, so Schreier.

VERTRAUEN IN ROBOTIK STÄRKEN

Dr. Rainer Hasenauer (WU Vienna) stieg mit dem Satz ein: „Bei PRAEVENIRE ist Umsetzung eine zentrale Denk- und Handlungskategorie.“ Er bestätigt die erfolgreiche Einführung von OP-Robotern in der Chirurgie, in der Pflege gäbe es aber noch wenig zufriedenstellende Ergebnisse. Insgesamt sei der Vertrauensindex gegenüber Robotik in der Gesundheitsversorgung niedrig. De facto seien die Zuverlässigkeit und Qualität bspw. des DaVinci-Systems jedoch sehr hoch. „Bildung und Aufklärung erhöhen Verständnis und Vertrauen “, so Haslauer. Pflege – und Reha-Roboter, sog. sozialassistive Roboter, würden Pflegepersonal und pflegende Angehörige entlasten – sowohl körperlich als auch psychisch. Doch es brauche noch viel mehr Forschung, um diese Systeme optimal zu kalibrieren.

RECHTSSICHERHEIT ALS INNOVATIONSMOTOR

Univ.-Prof. Dr. Michael Mayrhofer (LIT Law Lab) lässt keinen Zweifel darüber offen, dass die rechtlichen Aspekte eines Einsatzes von Robotik und vor allem KI bis zum Ende gedacht werden müssen und dies ein laufender Prozess sein wird. „Ethische Grundlagen müssen auch in rechtlichen Standards Ausdruck finden“, wofür es auch dringend Qualitätssicherungsinstrumente brauche. Er sei überzeugt, „Rechtssicherheit wird nicht zum Bremser, sondern zum Innovationsmotor werden – denn ein klarer rechtlicher Rahmen schafft Vertrauen.“ Dennoch weist er auf die Fußangeln der Situation hin, denn die Erarbeitung rechtlicher Rahmenbedingungen hinke immer der rasend schnellen Innovation hinterher: „Wir können bei derart komplexen Themen keine Regelungen schaffen, die tatsächlich fertig sind. Zu überlegen ist, ob wir von der klassischen Gesetzgebung in Praxiserprobung und regulatorisches Lernen kommen – sonst gelangen wir in Regelungsdefizite mit allen Konsequenzen.“ Zuletzt warnt er: „Entwicklungen zur Selbstregulierung wie bspw. bei META sind bedenklich, weil es hier zu einer Privatisierung des Rechts kommt.“

SICHER IM CYBER SPACE

Ing. Robert Scharinger, BSc, MSc (CIO Gesundheitsmanagement im BM für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz) betont im Themenblock DIGITALE SICHERHEIT UND RESILIENZ die immense Bedeutung des Themas Cyber Security in einem digitalisierten Gesundheitswesen: „Cyber Security ist keine Spaßbremse, wenn sie Unglücke verhindert. Jede Krankenanstalt ist kritische Infrastruktur.“ Das gehe bis in kleinste Details – schon heute werden bspw. Herzschrittmacher digital gesteuert. Er schließt mit dem Hinweis Cyber-Sicherheit ist auch eine Schulungsaufgabe“, für die Bürgerinnen und Bürger wie auch die Behörden. Deshalb erarbeite die Zielsteuerungskommission aus Bund, Ländern und Gemeinden derzeit eine Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen. „Cyber-Sicherheit ist ein wichtiger Teil davon.“

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