Inflation 2023 bei knapp 7 Prozent – Teuerung bleibt auch mittelfristig hoch

Inflation 2023 bei knapp 7 Prozent – Teuerung bleibt auch mittelfristig hoch

Preise für Nahrungsmittel werden bei hoher Inflation bis zu dreimal häufiger angepasst als bei Preisstabilität

Wien (OTS) – „Gemäß der aktuellen OeNB-Inflationsprognose wird die HVPI-Inflationsrate zwar zurückgehen, allerdings mittelfristig weiterhin hoch bleiben. Für 2023 erwartet die OeNB eine Teuerung von 6,9 Prozent; in den Folgejahren wird sie auf 4,0 Prozent (2024) bzw. 3,1 Prozent (2025) sinken“, so der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Robert Holzmann. 2023 lässt der von den Energiepreisen ausgehende inflationäre Druck deutlich nach. Allerdings wird die Inflationsrate zunehmend vom heimischen Preisdruck bestimmt, der auch von den kräftigen Lohnkostensteigerungen der letzten Zeit herrührt. Deshalb steigt die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) 2023 um einen Prozentpunkt auf 6,1 Prozent an. Erst 2024 sinkt die jährliche Kerninflationsrate wieder. Allerdings bleibt sie, ebenso wie die HVPI-Inflationsrate bis zum Ende des Prognosehorizonts 2025 deutlich über ihrem langfristigen Durchschnitt. Die aktuelle Schwerpunktanalyse in „Inflation aktuell Q1/23“ zeigt, dass in Zeiten hoher Inflation die Preise für Nahrungsmittel bis zu dreimal so häufig angepasst werden wie bei Preisstabilität.

Die österreichische HVPI-Inflationsrate war – auch im Vergleich mit dem Euroraum – in den ersten beiden Monaten des Jahres 2023 außergewöhnlich hoch. Sie erreichte im Februar 2023 11 Prozent und war damit seit September 2022 durchgängig zweistellig. Die hohe Inflationsdifferenz zum Euroraumdurchschnitt (8,5 Prozent) lässt sich zu einem großen Teil auf den Beitrag der Dienstleistungen zurückführen. Allerdings signalisiert der Rückgang der Inflationsrate im Februar – ausgehend von 11,6 Prozent im Jänner – eine Trendumkehr.

Laut aktueller Inflationsprognose der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) wird die HVPI-Inflationsrate im Lauf des Jahres deutlich zurückgehen, allerdings für das Gesamtjahr 2023 noch immer 6,9 Prozent betragen. In den Folgejahren sinkt sie auf 4,0 Prozent (2024) bzw. 3,1 Prozent (2025). Der nachlassende inflationäre Druck, der von den Energiepreisen ausgeht, wird von zunehmendem heimischen Preisdruck begleitet. Im Jahr 2023 führen sinkende Inflationsraten für Energie und das Auflösen der angebotsseitigen Verknappungen zu einem Rückgang der HVPI-Inflationsrate. Die Energiepreisentwicklung wird auch durch fiskalpolitische Maßnahmen im Jahr 2023 markant gedämpft, welche die HVPI-Inflationsrate um 0,9 Prozentpunkte abfedern. Nach dem Auslaufen der Maßnahmen geht von diesen in den Jahren 2024 und 2025 allerdings ein inflationstreibender Effekt aus. Die Arbeitnehmerentgelte steigen aufgrund der verzögerten Inflationsabgeltung 2023 kräftig an. Dies wird insbesondere im Dienstleistungssektor zu einer Beschleunigung der Inflationsrate führen. Die Preise von Agrarrohstoffen sowie die landwirtschaftlichen Produktionskosten sollten im Prognosezeitraum zurückgehen. Daher wird auch die Inflationsrate für Nahrungsmittel von 9,1 Prozent im Jahr 2023 sukzessive sinken und 2025 3,0 Prozent erreichen.

Die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) erreichte 2022 5,1 Prozent und steigt vor allem aufgrund kräftiger Lohnkostensteigerungen im Jahr 2023 auf 6,1 Prozent an. 2024 sowie 2025 sinkt die Kerninflationsrate auf 4,3 Prozent bzw. 3,1 Prozent, bleibt damit aber weiter deutlich über ihrem langfristigen Durchschnitt.

Preise für Nahrungsmittel werden bei hoher Inflation bis zu dreimal häufiger angepasst als bei Preisstabilität

Angesichts der aktuellen Inflationsentwicklung stellt sich die Frage, ob sich das Preissetzungsverhalten der Unternehmen in Zeiten hoher Inflation fundamental verändert hat. Eine auf Preisdaten aus dem Onlinehandel beruhende Analyse deutet darauf hin, dass es im Nahrungsmittelsektor im Hochinflationszeitraum (ab Jänner 2022) häufiger zu Preisänderungen kam als davor. Die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke wurden um bis zu dreimal häufiger verändert. Die durchschnittliche Preiserhöhung blieb hingegen konstant bei rund 10 Prozent. Die aktuell hohe Lebensmittelinflation – im Februar stiegen die Nahrungsmittelpreise (inkl. Alkohol und Tabak) um knapp über 14 Prozent – ist daher weniger auf stärkere als vielmehr auf häufigere Preiserhöhungen zurückzuführen. Das deutet darauf hin, dass die Häufigkeit von Preisänderungen – im Gegensatz zu früheren Zeiten mit vergleichsweise moderaten und stabilen Inflationsraten – nicht mehr weitgehend konstant ist. Vielmehr wird sie – zumindest angesichts eines großen Schocks – stärker von der aktuellen Wirtschaftsentwicklung beeinflusst.

„Inflation aktuell“ ist ein vierteljährlich erscheinender Bericht der Oesterreichischen Nationalbank zur Inflation in Österreich. Darin wird die Inflationsentwicklung der letzten Monate analysiert, die Inflationsprognose der OeNB vorgestellt sowie auf aktuelle Schwerpunktthemen eingegangen:
https://bit.ly/3zcgmN8

Oesterreichische Nationalbank
Dr. Christian Gutlederer
Pressesprecher
(+43-1) 404 20-6900
christian.gutlederer@oenb.at
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