Kärntens Wirtschaft blickt verhalten ins nächste Jahr

Kärntens Wirtschaft blickt verhalten ins nächste Jahr

Gedämpfte Erwartungen zeigte heute die bereits 17. Kärntner Investitions- und Konjunkturkonferenz (KIKK)

Klagenfurt (OTS) – Hohe Energiepreise und fehlende Arbeitskräfte sind die größten Herausforderungen für 2023. Der europaweit einzigartige Zollkorridor zwischen Triest und Villach wird als große Chance gesehen.

Außer Kontrolle geratene Gas- und Strompreise gefährden die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Europa, der Ukraine-Krieg geht in ein neues Jahr und auch die Inflation bleibt hoch: Gemischte Gefühle für Betriebe und Konsumenten. Doch wie beurteilen die Unternehmerinnen und Unternehmer in Kärnten konkret die näheren Zukunftsaussichten? Das war heute zentrales Thema der 17. Kärntner Investitions- und Konjunkturkonferenz (KIKK), bei der die Spartenobleute der Kärntner Wirtschaftskammer die Spitzen der Landesregierung über den aktuellen Status, signifikante Trends und daraus resultierende Forderungen in ihren Branchen informierten.

Ausblick und Rückblick

Der Ausblick auf das Jahr 2023 ist sehr verhalten. „Es wird im kommenden Jahr deutliche Risse in der Konjunktur geben, die Perspektiven zeigen, wo die Reise hingehen wird. Auch wenn die Zeiten gerade nicht die einfachsten sind: Es gilt, den Blick nach vorne zu richten, die Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten und Kärntens Unternehmer bestens zu unterstützen“, betonte Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl. So sei bereits die Exportförderung für weitere drei Jahre fixiert worden, denn der Wohlstand Kärntens sei auch auf die kontinuierlichen Überschüsse zurückzuführen, die der Export in der Vergangenheit erwirtschaftet habe. Ein entscheidender Sprung für das Land sei die Unterfertigung des Europaweit einzigartigen Zollkorridor zwischen dem Hafen in Triest und dem Logistik Center Austria Süd (LCAS) in Villach/Fürnitz, hob Mandl hervor: „Der gesamte Wirtschaftsstandort Österreich wird dadurch gestärkt.“ Große Sorgen bereitet den Unternehmen die Mitarbeitersuche, was inzwischen in vielen Branchen mit sichtbaren Leistungsreduktionen verbunden sei. Deutlich bemerkbar machen sich für Mandl auch die demografischen Themen: „Wir müssen, um die Kernkräfte zu erhalten, auf die Ausbildung der Mitarbeiter setzen. Es muss aber auch Entlastungen für Überstunden und steuerliche Anreize für jene geben, die in der Pension weiterarbeiten möchten. Die Bürokratie muss vereinfacht werden.“

Das sagt die Landespolitik

Für die Kärntner Landespolitik ist die KIKK eine wertvolle Orientierung. Kärntens Landeshautmann Peter Kaiser lobte das Veranstaltungsformat, bei dem — neben der Präsentation des Wirtschaftsbarometers — auch die Spartenobleute der Wirtschaftskammer in knapp zwei Stunden die Spitzen der Landesregierung über die aktuelle Situation in ihren jeweiligen Branchen informieren. „Für unsere politische Arbeit sind die Ergebnisse des KIKK sehr wichtig“, fasste Kaiser die Ergebnisse zusammen. Es gelte, an den kleinen Schrauben zu drehen, die dann ein gemeinsames großes Ganzes ergeben würden. Zum Fachkräftemangel erklärte Kaiser, der Zugang zur Rot-Weiß-Rot-Karte müsse erleichtert werden. „Wir haben ein großes Migrationspotential.“ Auch Kaiser sieht den ersten europäischen Zollkorridor als große Chance für den Wirtschaftsstandort Süd. Auch wenn die derzeitige wirtschaftliche Situation nicht gerade einfach sei, spüre er einen grundsätzlichen Optimismus.

Für Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig bilden die Erkenntnisse aus dem KIKK ebenfalls eine wertvolle Arbeitsgrundlage: „Der Austausch mit allen Sparten ist sehr wichtig, man bekommt nicht nur ein Stimmungsbild im Rückspiegel, sondern es wird ein zukünftiges Szenario skizziert.“ Auch Schuschnig sieht den Mitarbeitermangel als große Herausforderung. Wobei er anmerkte, dass weniger die Mitarbeiter, sondern mehr die Arbeitsstunden fehlen würden: „Man muss künftig Anreize bieten, um Vollzeit zu arbeiten. Wer Überstunden macht, soll nicht belastet werden.“ Zur Energiekrise meinte Schuschnig: „Wir haben ein großes Potential zur Eigenversorgung und stehen im großen internationalen wie nationalen Wettbewerb. Die Investitionsbereitschaft hinsichtlich erneuerbarer Energie ist hoch. Es braucht keine Förderung, sondern eine Genehmigung“, hofft er auf eine baldige Beschleunigung von Behördenverfahren.

Ergebnisse im Detail

Es hat bereits Tradition, dass die Investitions- und Konjunktureinschätzung der Kärntner Unternehmer und Unternehmerinnen im Rahmen einer Umfrage zweimal jährlich abgefragt werden. Die Ergebnisse liefern jedes Jahr eine treffsichere Prognose für die nächsten Monate des Folgejahres. Im Erhebungszeitraum zwischen Mitte Oktober und Anfang November 2022 nahmen insgesamt 570 Kärntner Betriebe bzw. österreichweit an die 5.400 Betriebe, die mittels Zufallsstichprobe ausgewählt wurden, an einer Umfrage teil. Im Fokus standen dabei die Indikatoren Gesamtumsätze, Auftragslage und Investitionen. Höhen und Tiefen zeichneten die Konjunktur der vergangenen beiden Jahre aus. Der Sommer 2021 war wirtschaftlich auf einem sehr hohen Niveau, danach folgte pandemiebedingt eine Eintrübung. Daraus entwickelten sich Anfang 2022 erste Anzeichen eines Konjunkturabschwunges. Diese konjunkturelle Abwärtsbewegung zeigt im Privatkonsum erst gegen Ende 2022 seine Auswirkung. Die unternehmerischen Zahlen sind hier schon über das Jahr 2022 in einer Abwärtsbewegung.

Auf die Frage, ob die Unternehmen von der Wirtschaftskrise betroffen sind, geben 60 % an, sehr stark bzw. stark betroffen zu sein. Vor allem die massiv steigenden Energiepreise und Rohstoffpreise sowie die Lieferkettenprobleme dämpfen die Stimmung. „Aber auch der Arbeits- und Fachkräftemangel sowie die Arbeitskosten im Allgemeinen werden für die nächsten zwölf Monate als größte Herausforderung gesehen. Sie treffen die Betriebe sämtlicher Branchen und Größenklassen“, analysiert Herwig Draxler, Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik der WKK, im Pressegespräch nach der KIKK.

Die Investitionsbereitschaft war bereits verhalten und ist weiter gesunken. Zwei Drittel der Unternehmen gaben in der Umfrage an, investieren zu wollen, vor allem im ökologischen und nachhaltigen Bereich. Die Exporterwartungen sind überraschend positiv: 82 % der exportierenden Betriebe rechnen mit steigenden bzw. gleichbleibenden Exportumsätzen (Juni 2022: 62 %). Nur noch 18 % der Unternehmen rechnen mit einem Einbruch bei den Exportzuwächsen, im Juni waren es noch 39 %.

Auftragserwartungen sind branchenunterschiedlich

Die Auftragserwartungen sind von Branche zu Branche unterschiedlich – je energieintensiver, desto größer ist der erwartete Auftragsrückgang. Konsumnahe Dienstleistungen erwarten geringere Einbußen, bei Handelsunternehmen sieht es anders aus: Sie rechnen aufgrund der Preissteigerungen mit einem Nachfragerückgang. Trotz Teuerung ist der private Konsum derzeit noch kaum eingebremst und somit ein wesentlicher Wachstumstreiber.

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