„Gräfin – Ordensfrau – Befreierin“: „kreuz und quer“ erzählt das außergewöhnliche Leben der Maria Theresia Ledóchowska
„Gräfin – Ordensfrau – Befreierin“: „kreuz und quer“ erzählt das außergewöhnliche Leben der Maria Theresia Ledóchowska
Am 29. November um 22.35 Uhr in ORF 2; danach: „Eine Geschichte des heimlichen Widerstands“
Wien (OTS) – Maria Theresia Ledóchowska (1863–1922) – ein heute fast vergessenes Leben voller Kontroversen und Konflikte: Wer war die zierliche, zerbrechlich wirkende Frau, die ihr privilegiertes Leben als adelige Hofdame hinter sich ließ, um sich der Sklavenbefreiung zu widmen? Gabriele Neudeckers neue „kreuz und quer“-Dokumentation „Gräfin – Ordensfrau – Befreierin“ erzählt am Dienstag, dem 29. November 2022, um 22.35 Uhr in ORF 2 Ledóchowskas außergewöhnliches Leben.
Gauleiter Franz Hofer will Adolf Hitler zum 50. Geburtstag am 20. April 1939 ein „juden- und klosterfreies“ Tirol „schenken“ und setzt daher in Tirol antikirchliche Maßnahmen von besonderer Härte. Die Dokumentation „Eine Geschichte des heimlichen Widerstands“ von Anita Lackenberger wirft um 23.15 Uhr einen Blick auf einen bisher kaum beleuchteten Teil der österreichischen Geschichte.
„Gräfin – Ordensfrau – Befreierin: Das außergewöhnliche Leben der Maria Theresia Ledóchowska“
Mit einer damals technisch hochmodernen Dia-Schau reist Maria Theresia Ledóchowska um die Jahrhundertwende durch halb Europa. Die Dame aus polnisch-österreichischem Adel, geboren im niederösterreichischen Loosdorf, gründet den Orden der St.-Petrus-Claver-Schwestern und wirbt in flammenden Reden für die Unterstützung der Missionen in afrikanischen Ländern: ein Wagnis in einer Zeit, in der Frauen in ihrer privaten und öffentlichen Lebensführung starken Einschränkungen durch gesellschaftlich normierte Rollenbilder unterworfen waren. Die Entrüstung über eine Frau, die sich herausnimmt, öffentlich zu sprechen, erreicht ihren Höhepunkt, als sie beschließt, eine Druckerei zu gründen. Es braucht drei Anläufe, bis ihr die Drucker-Konzession erteilt wird, und sofort läuft der Druck der Schwestern auf Hochtouren. In ihren Schriften und Reden für die Sklavenbefreiung kritisiert Ledóchowska immer wieder das Eindringen von Kolonialismus in traditionelle afrikanische Länder und legitimiert ihr öffentliches Auftreten mit Maria Magdalena als erster Apostelin, lange bevor die Kirche die biblische Heilige auch offiziell als Apostelin anerkennt.
„Eine Geschichte des heimlichen Widerstands – Die Kirche und die Nationalsozialisten in Tirol“
Die Vertreibungen und Klosteraufhebungen der Innsbrucker Jesuiten und des Frauenklosters der Ewigen Anbetung ermöglichen einen Blick auf die Gesamtsituation der (Nord-)Tiroler Kirche während der NS-Zeit. Die Nordtiroler Kirche hat eine Besonderheit, noch ist sie keine Diözese. Der junge, frisch geweihte Bischof Rusch wird vor allem vom Gauleiter nicht anerkannt. Die Tiroler Kirche ist einem enormen Druck ausgesetzt. Zahlreiche Todesopfer und KZ-Inhaftierungen sind an der Tagesordnung. Trotzdem wehren sie sich, im Untergrund arbeiten sie weiter. Der einflussreichste Orden zu dieser Zeit ist in Innsbruck jener der Jesuiten. Sie sind in vielen Bereichen aktiv und prägen auch die Innsbrucker Universität. Mit dem Canisianum verfügen sie über eine internationale Ausbildungsstätte. Den Nationalsozialisten sind sie ein Dorn im Auge: Es werden alle Jesuitenbesitztümer beschlagnahmt, sie selbst aus dem „Gau“ vertrieben. Vor allem ein Gebäude, das Jesuitenkolleg, hat eine wechselhafte Geschichte. Während des Nationalsozialismus wurde es für die Polizei genutzt. Nach dem Krieg verbleibt die österreichische Polizei noch lange in dem Gebäude und verlässt es erst nach einem erfolgreichen Gerichtsverfahren der Jesuiten gegen den Staat Österreich. Noch bemerkenswerter sind die finanziellen Gebarungen der Nationalsozialisten: Das „volks- und staatsfeindliche Vermögen“ der Innsbrucker Jesuiten, das Collegium Canisianum, wird an das Deutsche Reich verkauft. Die erlösten 1,5 Millionen Reichsmark dienen zur Teiltilgung des Kredits, der für den Bau des Gauhauses, des heutigen Landhauses, aufgenommen wird. Auch die Schwestern des Klosters der Ewigen Anbetung werden aus ihrem Kloster vertrieben. Sie wehren sich massiv gegen die Aufhebung und werden letztlich mit Gewalt aus dem Kloster gebracht. Die Vehemenz ihres Aufstandes erstaunt selbst die damalige Polizei.
Noch gibt es Menschen, die sich an die Geschehnisse aus Erzählungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erinnern. Mit seltenen Fotos kann die Zeit authentisch erarbeitet werden. Ein Interview von Bischof Hermann Glettler gibt einen Einblick in schwere Zeiten. Christian Marte SJ, Rektor des Jesuitenkolleg in Innsbruck, führt durch die Geschichte der Aufhebung. Anna Siegele und Margareta Eberhöfer lassen die Aufhebung ihres Klosters „lebendig“ werden.
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