Totschnig: Kompetenz für EU-Forstpolitik liegt in Mitgliedsstaaten

Totschnig: Kompetenz für EU-Forstpolitik liegt in Mitgliedsstaaten

EU-Landwirtschaftsrat in Brüssel: Totschnig setzt sich für aktive Waldbewirtschaftung und Holznutzung ein – EU-Kommission legt Düngemittelstrategie und Algeninitiative vor

„Für eine nachhaltige europäische Forstpolitik und eine effektive Umsetzung der EU-Waldstrategie ist es wesentlich, die forstlichen Stakeholder in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, nationale Expertise zu nützen und Anreize für eine aktive Waldbewirtschaftung zu setzen. Der Dialog zwischen Kommission und  Mitgliedsstaaten zu waldpolitischen Maßnahmen sollte daher verstärkt werden, zumal die Kompetenz hier klar bei den Mitgliedsstaaten liegt“, betonte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig im Rahmen des heutigen Agrarrates in Brüssel. Aus österreichischer Sicht und auch anderer waldreicher Staaten wird das Subsidiaritätsprinzip der europäischen Waldpolitik nicht ausreichend berücksichtigt. 

„Ideen 30 Prozent der Landfläche Außernutzung zu stellen, wären angesichts unserer land- und forstwirtschaftlichen Strukturen in Österreich kaum realisierbar. Auch Einschränkungen bei der Holznutzung wären nicht zielführend, weil ein Wald, der aktiv bewirtschaftet wird, mehr CO2 bindet, als ein Wald, der nicht bewirtschaftet wird. Die vorliegenden Pläne missverstehen auch die Rolle unserer Schutzwälder. Wir kämpfen bereits jetzt im Schutzwald mit Überalterung, weswegen aktive Eingriffe durch nachhaltige Aufforstungen unabdingbar sind. Der Verordnungsentwurf wirft also noch eine Reihe von Fragen auf. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, unsere aktive und nachhaltige Waldbewirtschaftung in Österreich zu schützen und auch die energetische Verwendung von Holz zu forcieren. Gerade in Zeiten der Energiekrise müssen wir die erneuerbaren Ressourcen, die der Forstsektor bietet, nützen statt beschränken. Atomstrom bekommt ein grünes Mascherl, Kohlekraftwerke werden wieder aktiviert, aber nachhaltige Biomasse soll beschränkt werden – das passt nicht zusammen“, so Totschnig. 

Weiters wurde die Situation der Düngemittel diskutiert. Um die Verfügbarkeit und damit die Lebensmittelversorgungssicherheit in Europa zu gewährleisten, hat die EU-Kommission Anfang November eine Düngemittelstrategie vorgelegt. Vorgeschlagen werden Maßnahmen, die u.a. auf Markttransparenz, finanzielle Unterstützung sowie Förderung von neuen und grünen Technologien abzielen. „In Österreich sind derzeit ausreichend Düngemittel verfügbar. Die internationale Verfügbarkeit ist nicht nur für die europäische, sondern für die globale Ernährungssicherheit zentral. Ich habe mich dazu mit Vertretern der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ausgetauscht. Wir müssen sicherstellen, dass Düngemittel weiterhin verlässlich nach Europa importiert werden. Entscheidend ist auch, mit dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energie zu einer Senkung der Erzeugerpreise und damit auch der Düngemittelpreise beizutragen. Nachhaltige Biomasse ist hier Teil der Lösung“, hält Totschnig fest.

Zudem hat die EU-Kommission eine neue Algeninitiative vorgelegt. Sie soll dazu beitragen, neue und nachhaltige Wege für die Ernährung zu entwickeln. Die EU ist einer der größten Importeure von Algenprodukten weltweit. Es wird erwartet, dass die Nachfrage im Jahr 2030 rund 9 Milliarden Euro erreichen wird. Landwirtschaftsminister Totschnig dazu: „Algen werden derzeit nur zu zwei Prozent für Lebensmittel gewonnen, obwohl diese über 70 Prozent der Ozeane bedecken. Die Verwendung von Algen hat also großes Potenzial – nicht nur im Bereich der Lebensmittel, sondern auch für Kosmetika, Arzneimittel, Futter-, Düngemittelproduktion oder in der Energieerzeugung. Darum ist es wichtig, dass die EU-Kommission eine europäische Algeninitiative erarbeitet hat, um rechtzeitig auf den Zug der Zeit aufzuspringen und die Versorgung in Europa zusätzlich abzusichern.“ 

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