Hungern für den Auftritt: Greifvogelschauen sind hochproblematisch

Hungern für den Auftritt: Greifvogelschauen sind hochproblematisch

VIER PFOTEN: Tiere werden auf den Menschen und damit fehlgeprägt

Elefantenreiten oder Fotos mit Tigerbabys – vieles, das TouristInnen im Auslandsurlaub als Attraktion angeboten wird, ist aus Tierschutzsicht problematisch. Aber auch in Österreich gibt es Veranstaltungen, die mehr als fragwürdig sind, Gerade im Frühherbst sind die zahlreichen Greifvogelschauen ein besonders beliebtes Ziel für Familienausflüge. VIER PFOTEN warnt: Flugshows mit Greifvögeln sind reine Tierquälerei!  Dass die Tiere für ihren Auftritt hungern müssen und völlig fehlgeprägt werden, sind nur einige der Probleme.

„Die Vögel werden vor dem Start der Show regelmäßig ausgehungert, um ein Wegfliegen zu verhindern. Aufmerksamen BesucherInnen fällt deshalb auch auf, dass sie sofort nach Anflug auf die Faust der Falkners gierig das in der Hand versteckte Futter fressen. Die Saison von Frühjahr bis Herbst bedeutet daher für sie ständigen Hunger“, erklärt VIER PFOTEN Tierarzt Dr. Hans Frey, der auch der Leiter der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee ist.

Mindestens ein genauso großes Problem ist die Fehlprägung der Vögel. Für Flugschauen werden bevorzugt von Hand aufgezogene und daher auf Menschen fehlgeprägte Greifvögel verwendet, da sie leichter abzurichten sind. Das bedeutet aber auch, dass diese Greifvögel mit Erreichen der Geschlechtsreife dem Menschen gegenüber aggressiv werden. Dr. Frey dazu: „Menschen sind damit für den Vogel Konkurrenten, gegen die das eigene Revier verteidigt werden muss. Aus Sicherheitsgründen werden deshalb fast nur Jungtiere bei Greifvogelshows präsentiert. Das wirklich Tragische daran: Da fehlgeprägte Vögel sehr oft nicht mit Artgenossen vergesellschaftet werden können, verbringen sie den Rest ihres Lebens in Einzelhaft.“

PSYCHISCH GESTÖRTE EULEN

Auch Eulen werden für Vogelshows verwendet und ausgestellt. Als nachtaktive Tiere verstecken sie sich gewöhnlich untertags. Jede Veranstaltung ist für sie daher gegen ihre innere Uhr – dementsprechend unsicher fühlen sie sich bei der Präsentation. Zur Qual wird es für sie, wenn die Menschen sie berühren oder gar streicheln, was sie als Bedrohung empfinden. „Nur Jungvögel, die ihren Eltern weggenommen und von Menschen handaufgezogen werden, dulden Berührungen von Menschen – aber auch nur von demjenigen, der sie aufgezogen hat. Solche fehlgeprägten Vögel halten sich selber für Menschen und sind durch ihre Aufzucht psychisch gestört. Sie sind ihr ganzes Leben nicht fähig, ein normales, artgerechtes Leben mit Artgenossen zu führen“, warnt Dr. Frey. Die Fehlprägung von Eulen wird nicht umsonst im Österreichischen Tierschutzgesetz als Tierquälerei angeführt und ist daher verboten.

Außerdem werden Eulen und Greifvögel außerhalb der Shows meistens angebunden. Die Bewegungsfreiheit der Vögel wird dadurch natürlich extrem eingeschränkt. „Sobald der Vogel auf der Hand des Falkners gelandet ist und seine Futterration gierig gefressen hat, wird er sofort an seinen Fußfesseln fixiert und auf seinen Platz getragen. Damit wird ein Wegfliegen unmöglich gemacht“, erläutert Dr. Frey.

FALKENHAUBEN UND FUSSFESSELN, UM TIERE GEFÜGIG ZU MACHEN

Besonders perfide sind die sogenannten Falkenhauben: Sie werden den Tieren aufgesetzt, um sie ruhig zu stellen. Dr. Frey: „Sie sitzen nicht deshalb still, weil sie so entspannt sind, sondern weil sie blind und taub gemacht wurden und damit keine andere Möglichkeit mehr haben zu reagieren. Der Verlust des so stark ausgeprägten Sehsinnes und die starke Beeinträchtigung des Gehörs bedeuten für die Tiere extremen Stress und Angst.“

Greifvogelshows vermitteln also ein absolutes Zerrbild des natürlichen Verhaltens. Wo die Vögel normalerweise als „Könige der Lüfte“ weite Strecken fliegen, werden sie auf ein Kurzfliegen und ein jämmerliches Flattern von Hand zu Hand reduziert. Das dauernde Piepsen oder Schreien, das die meisten BesucherInnen für liebevolle Kommunikation der Tiere mit ihrem Betreuer halten, ist eigentlich ein für erwachsene Tiere völlig abnormales infantiles Bettelverhalten. „Normalerweise tun diese Arten das sonst nur in extremsten Stresssituationen, etwa bei Aggressionen seitens Artgenossen. Sie wollen damit Gegner besänftigen oder auch in extremen Hungersituationen von Artgenossen Futter erbetteln“, sagt Dr. Frey.

Abschließend richtet VIER PFOTEN Tierarzt Dr. Frey noch eine Bitte an alle Österreicherinnen und Österreicher: „Besuchen Sie bitte keine Greifvogelshows, denn Sie finanzieren damit immer Tierquälerei!“

Mag. Elisabeth Penz
Press Office Austria
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
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