„kulturMontag“ am 18. Juli: Start der Bregenzer und Salzburger Festspiele sowie das Spiel mit dem Schock
„kulturMontag“ am 18. Juli: Start der Bregenzer und Salzburger Festspiele sowie das Spiel mit dem Schock
Danach: Die ORF-Dokumentation „Georg Kreisler gibt es gar nicht“
Wien (OTS) – Der von Peter Schneeberger präsentierte „kulturMontag“ am 18. Juli 2022 um 22.30 Uhr in ORF 2 widmet sich u. a. den Bregenzer Festspielen – heuer mit Giacomo Puccinis weltbekannter Tragödie „Madame Butterfly“ auf der Seebühne und „Sibirien“ von Umberto Giordano im Festspielhaus. Weiters befasst sich die Sendung mit dem New Yorker Jordan Wolfson, der mit seiner Kunst provoziert, polarisiert und schockiert. Im Kunsthaus Bregenz ist eine Ausstellung des künstlerischen Bad Boys zu sehen – Diskussionsstoff inklusive. Außerdem Thema: der Start der Salzburger Festspiele mit dem Publikumsmagneten „Jedermann“. Neben dem amtierenden Traumpaar Lars Eidinger und Verena Altenberger ist eine Riege junger Schauspieler/innen mit an Bord – sowie mit Kristina Hammer auch eine neue Festspielpräsidentin.
Anschließend an das Magazin steht die ORF-Dokumentation „Georg Kreisler gibt es gar nicht“ (23.15 Uhr) zum 100. Geburtstag des Autors, Regisseurs, Kabarettisten, Komponisten und Liedermachers auf dem Programm.
Details zum „kulturMontag“-Magazin:
„Madame Butterfly“ und „Sibirien“ bei den Bregenzer Festspielen
Giacomo Puccinis weltbekannte Tragödie „Madama Butterfly“ rund um die Samurai-Tochter Cio-Chi-San und ihre unglückliche Liebe zu dem nicht ernsthaft an ihr interessierten US-amerikanischen Leutnant Pinkerton war bei der Uraufführung im Jahr 1904 an der Mailänder Scala ein Debakel. Doch selbst der Misserfolg konnte den italienischen Komponisten nicht von seiner Überzeugung abbringen, mit ihr seine „am tiefsten empfundene und stimmungsvollste Oper“ geschrieben zu haben. Er arbeitete den Stoff kurzerhand um und konnte wenige Monate später in Brescia seinen Siegeszug um die ganze Welt antreten. Der internationale Publikumsmagnet erobert heuer erstmals auch die Seebühne der Bregenzer Festspiele. Regisseur Andreas Homoki und sein Bühnenbildner Michael Levine haben sich für eine leicht gewellte, 1.340 Quadratmeter große japanische Zeichnung als zentrales Podium für die Inszenierung entschieden, das sich mittels Projektionen im Laufe der Handlung verändert. East meets West – ein Aufeinanderprallen der Kulturen will Homoki erzählen. „Kein Spektakel, sondern große Emotionen werden heuer auf der Seebühne gezeigt“, freut sich „Noch-Intendantin“ Elisabeth Sobotka auf die populäre Produktion, die in ORF 2 am Freitag, dem 22. Juli, live zeitversetzt ab 21.20 Uhr und in 3sat am Samstag, dem 13. August, ab 20.15 Uhr zu sehen ist. Die Bregenzer Festspiele widmen sich seit Langem auch der Raritätenpflege, diesmal „Sibirien“ von Puccinis Zeitgenossen Umberto Giordano. Die Kombination der beiden Stücke liegt auf der Hand, sind „Madame Butterfly“ und „Sibirien“ fast gleichzeitig entstanden – und beide Komponisten ließen sich vom damals modischen Exotismus inspirieren. Giordanos Protagonistin ist eine im Luxus lebende Kurtisane in St. Petersburg, die ihrem Geliebten nach Sibirien in ein Straflager folgt. Die klassische Dreiecks-Konstellation, die der russische Regisseur Vasily Barkhatov mit der Einführung einer neuen Figur ins Heute transferieren will, ist am Sonntag, dem 31. Juli, um 22.45 Uhr in ORF III zu sehen.
Das Spiel mit dem Schock – Bad Boy Jordan Wolfson im Kunsthaus Bregenz
Er gilt als Lieblingsfeind der US-amerikanischen Kunstszene, Kuratoren bezeichnen ihn gar als Psycho oder Monster – und stellen doch seine Arbeiten aus. Fest steht: Der 42-jährige New Yorker Jordan Wolfson provoziert und polarisiert mit seiner Kunst – u. a. unheimlichen Androiden, gruseligen Pornoqueens oder mörderischen Puppen. Starke Emotionen will Wolfson mit seinen Werken auslösen, das Spiel mit Schock und Affekt begeistert nicht nur sein Publikum, sondern auch die angesagtesten Galeristen. So etwa hat ihn die mächtige Galerie David Zwirner unter Vertrag genommen und wohl auch ihre Probleme mit dieser medialen Reizfigur. Es sei ein Wunder, schrieb der „New Yorker“, dass Jordan Wolfson in der Debatte um Identitätspolitik noch nicht „gecancelt“ sei. Ein Zyniker durch und durch? Nein, meint seine berühmte Tante Erica Jong, die mit ihren Romanen in den 1970ern selbst für Skandale gesorgt hat. Er sei wie ein kleiner Bub, der noch nicht wisse, was einmal aus ihm wird. Kann sein, dass er es nie herausfindet. Mit seinen gruseligen, beunruhigenden Werken will er unbequeme Fragen zu Themen wie Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie stellen. Und: Was machen unsere Ängste mit uns? Das Kunsthaus Bregenz widmet dem künstlerischen Bad Boy eine umfassende Ausstellung, die sicher für Diskussionsstoff sorgen wird.
Der letzte Schrei – Die Salzburger Festspiele beginnen
Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ hat auch nach 102 Jahren nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Der Publikumsmagnet vor der einzigartigen Kulisse des Salzburger Doms ist für die Festspiele eine wahre Cashcow, denn das Mysterienspiel vom Sterben des reichen Mannes ist Jahr für Jahr ausverkauft. Dafür sorgt nicht nur das amtierende Traumpaar: Lars Eidinger in der Titelpartie und Verena Altenberger als „Buhlschaft“. Auch eine ganze Riege junger Schauspieler/innen ist mit an Bord. Als „Guter Gesell“ gab der 33-jährige Berliner Anton Spieker, der sich schon in der Filmszene – etwa in einer Hauptrolle der Serie „Das Boot“ – einen Namen gemacht hat, im Vorjahr sein Debüt bei den Festspielen. Anna Rieser, ebenfalls 33, ist als „Schuldknechts Weib“ neben Verena Altenberger die zweite Salzburgerin im „Jedermann“-Ensemble. Oder: Paula Nocker und Skye MacDonald als Mitglieder der Tischgesellschaft – beiden sind die Schauspielgene wohl in die Wiege gelegt, ist doch die 25-Jährige die Tochter von Publikumsliebling Maria Happel und der 26-Jährige der Spross von Sona MacDonald. Was interessiert die junge Garde an diesem auf der Tradition mittelalterlicher Mysterienspiele basierenden Stück? Wie fühlt es sich an, Teil eines international gefeierten Ensembles zu sein? Was lernt man von Stars wie Lars Eidinger, der großen Edith Clever oder der unvergleichlichen Angela Winkler? Wie geht man mit Lampenfieber um? Mit dem „Flattermann“ hat vielleicht auch sie zu kämpfen – Kristina Hammer, die neue Festspielpräsidentin, die seit Anfang des Jahres die Agenden ihrer Vorgängerin Helga Rabl-Stadler übernommen hat. Der „Jedermann“-Premiere fiebert die 53-jährige Deutsch-Schweizerin besonders entgegen, ist es doch ihre erste Produktion in neuer Funktion. Und gerade in Zeiten von Krisen und Krieg sieht die promovierte Juristin und Markenexpertin in der Kunst einen Mutmacher und eine Kraftquelle, die Denkanstöße zu den großen Fragen des Menschseins gibt. Über das große Welttheater aus junger und neuer Perspektive berichtet der „kulturMontag“ am Tag der Premiere.
„Georg Kreisler gibt es gar nicht“ (23.15 Uhr)
Wer kennt sie nicht – seine populären Lieder wie „Tauben vergiften im Park“ oder „Was wäre Wien ohne Wiener“. Sie stehen stellvertretend für den schwarzen, tiefsinnigen und durchaus giftigen Humor des Wieners jüdischer Herkunft, der während des Nationalsozialismus in die USA emigrierte. Georg Kreisler: Autor, Regisseur, Kabarettist, Komponist, Liedermacher. In der Dokumentation des Grimme-Preisträgers Dominik Wessely, entstanden kurz nach Kreislers Tod im Jahr 2011, erzählen die Schauspielerin und Sängerin Barbara Kreisler-Peters, Eva Menasse, Daniel Kehlmann und Konstantin Wecker von ihren Begegnungen mit Georg Kreisler. Ihre Erzählungen, verwoben mit cartoonartigen Clips und Musikvideos von Kreislers bekanntesten Liedern, zeichnen das faszinierende Bild eines vielschichtigen und vielbegabten Künstlers.
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