Die Rückkehr der Inflation
Die Rückkehr der Inflation
49. Volkswirtschaftliche Tagung der OeNB und 35. SUERF-Kolloquium
Wien (OTS) – Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) veranstaltet am 23. und 24. Mai 2022 gemeinsam mit SUERF – The European Money and Finance Forum eine zweitägige Konferenz zum Themenschwerpunkt Inflation. Rund 35 führende Expertinnen und Experten aus Zentralbanken, der Finanzwelt und dem universitären Bereich werden sowohl vor Ort im Kassensaal der OeNB als auch virtuell via Webex diskutieren.
Nach Jahren beständig unter dem Zielwert liegender Inflationsraten zieht die Teuerung seit 2021 deutlich an. Getrieben wird diese Entwicklung von mehreren Faktoren: der kräftigen Konjunkturerholung nach dem pandemiebedingten Abschwung; Störungen in den globalen Wertschöpfungsketten für Vorleistungsgüter und Endprodukte, die zum einen auf kurzfristige Faktoren im Zusammenhang mit der Pandemie, zum anderen auf eine mögliche Umkehr der Globalisierung zurückzuführen sind; der zyklischen Entwicklung bei Rohstoff- und Energieproduktion bzw. -preisen, die zum Teil auch mit bereits bestehenden oder erwarteten Klimaschutzmaßnahmen zusammenhängen könnte; sowie Engpässen am Arbeitsmarkt infolge pandemiebedingter struktureller Veränderungen von Arbeitskräftenachfrage und -angebot.
Die Frage, ob es sich bei den steigenden Inflationsraten um ein vorübergehendes oder eher dauerhaftes Phänomen handelt, wird intensiv diskutiert. Die Antwort hängt u. a. davon ab, wie sich Erwartungen und Löhne in Reaktion auf den Anstieg der Gesamtinflation entwickeln. Weltweit stehen Zentralbanken vor der Notwendigkeit, ihren Kurs zu verschärfen. Abzuwägen sind hierbei auf der einen Seite das Risiko, dass die geldpolitischen Zügel verspätet angezogen werden und die Inflation sich verfestigt, und auf der anderen Seite die Sorge, den Aufschwung nach der COVID-19-Krise vor dem Hintergrund der Folgen des Kriegs in der Ukraine und der Sanktionen des Westens gegen Russland abzuwürgen. Auf wirtschaftspolitischer Ebene ist das Zusammenspiel von Geldpolitik, Fiskalpolitik und Finanzstabilität insofern komplexer geworden, als hohe Verschuldung, hohe Vermögenspreise und klimapolitische Herausforderungen die wahrgenommene Entschlossenheit der Zentralbanken, die Inflation zu bekämpfen, potenziell beeinträchtigen.
Bei der diesjährigen Konferenz kommen rund 35 führende Expertinnen und Experten bzw. Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Zentralbanken, der Finanzwelt und dem universitären Bereich zu Wort. Den Auftakt bilden die Eröffnungsreden von OeNB-Gouverneur Robert Holzmann und SUERF-Präsident Jakob de Haan am Montagnachmittag (23. Mai 2022). Im anschließenden Keynote-Referat wird Manoj Pradhan, Chefökonom und Gründer von Talking Heads Macro Ltd, die langfristigen Inflationstendenzen in den 2020er-Jahren beleuchten. Der Einfluss von Inflationserwartungen auf die Inflationsentwicklung ist das Thema der darauffolgenden Podiumsdiskussion mit Spitzenökonominnen und -ökonomen der EZB, des Vermögensverwalters Amundi, der University of California, Berkeley, und der University of Chicago. Dabei wird nicht nur der Frage nach den Treibern von Inflationserwartungen nachgegangen, sondern auch diskutiert, wessen Inflationserwartungen konkret beobachtet werden sollten. Den letzten Programmpunkt des Nachmittags bildet ein hochrangiges Panel zum Thema „Geldpolitik, das Wechselspiel verschiedener Politikbereiche und Inflation in einem von geopolitischen Spannungen geprägten post-pandemischen Umfeld“. Unter der Leitung von Gouverneur Holzmann diskutieren Tobias Adrian, Financial Counsellor und Director des Monetary and Capital Markets Department des IWF, Andrew Bailey, Governor der Bank of England, Claudio Borio, Leiter des Monetary and Economic Department der BIZ und SUERF-Fellow, und Joachim Nagel, Präsident der Deutschen Bundesbank. Der Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, Martin Selmayr, wird beim Dinner aktuelle und künftige europäische Fragestellungen aus seinem Blickwinkel präsentieren.
Die neuesten Erkenntnisse aus der internationalen akademischen Forschung im Hinblick auf zwei Kernfragen der aktuellen Inflationsdebatte bilden den Schwerpunkt am Vormittag des zweiten Konferenztags (24. Mai 2022). Zunächst werden in Session A Inflationswahrnehmung und -erwartungen der privaten Haushalte und Unternehmen beleuchtet. Session B ist den Fragen gewidmet, wie Inflationsmodelle und -prognosen verbessert werden können und wie sich der Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Inflation, die so genannte Phillips-Kurve, im Lauf der Zeit verändert hat.
Den Nachmittag eröffnet Professor Harold James von der Princeton University. Im Rahmen der SUERF Marjolin Lecture wird er die Beziehung zwischen Inflation und (De-)Globalisierung aus einer Langzeitperspektive erörtern. Daran anschließend findet die Verleihung des diesjährigen SUERF Marjolin-Preises für herausragende Forschungsarbeiten zu geld- und finanzpolitischen Themen statt. Eine mit Vertreterinnen und Vertretern der EZB, der Bank of Canada, der OeNB, der OECD, der International Energy Agency und des Vermögensverwalters Blackrock hochkarätig besetzte Diskussionsrunde bildet den Abschluss der Konferenz. Sie wird sich mit den Auswirkungen von Klimawandel und Klimaschutzmaßnahmen auf die Inflation auseinandersetzen und abwägen, inwiefern die Analyse von Mikropreisdaten dazu beitragen kann, Erklärungen zur Inflationsentwicklung zu liefern.
Das vollständige Konferenzprogramm und Informationen zur Anmeldung finden Sie auf der SUERF- bzw. der OeNB-Website:
https://www.suerf.org/Colloquium2022
https://www.oenb.at/en/Calendar/2022/2022-05-23-economics-conference
Oesterreichische Nationalbank
Dr. Christian Gutlederer
Pressesprecher
(+43-1) 404 20-6900
christian.gutlederer@oenb.at
www.oenb.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
© Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender