Österreichische Ärztekammer: Minister Rauchs Zwangsarbeits-Forderung absurd und enttäuschend

Österreichische Ärztekammer: Minister Rauchs Zwangsarbeits-Forderung absurd und enttäuschend

Für übermenschliche Leistungen in der Pandemie gebührt Ärztinnen und Ärzten höchster Dank statt Disziplinarmaßnahmen. ÖÄK fordert dringende Attraktivierung der Kassenarzt-Tätigkeit.

Wien (OTS) – Die Österreichische Ärztekammer verwehrt sich ganz klar gegen die Forderungen von Gesundheitsminister Johannes Rauch nach Zwangsarbeit von Jungärztinnen und Jungärzten – diese sollen seiner Ansicht nach dazu verpflichtet werden, für eine bestimmte Zeit als Kassenarzt zu arbeiten. „Ausgerechnet eine Berufsgruppe, die während der Pandemie Übermenschliches geleistet hat, derart disziplinieren zu wollen, ist mehr als enttäuschend. Wir hätten uns Anerkennung erwartet und nicht, dass uns der zuständige Minister Zwangsarbeit in Aussicht stellt“, ärgert sich der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres.

Der drohende Ärztemangel sei sicher nicht durch Zwang abzuwenden, „viel wichtiger wäre es, endlich die Tätigkeit des Kassenarztes zu attraktivieren – mit weniger Administration sowie besserer Honorierung für Zuwendung und ärztliches Gespräch“, sagt Szekeres. „Und vielleicht sollte man endlich faktenbasiert herausfinden, wie viele Kassenstellen wirklich nachbesetzt werden können. Bevor man Menschen zu etwas zwingt, sollte man die Situation nüchtern bewerten.“ Außerdem hält der ÖÄK-Präsident fest, dass eine solche Änderung erst in Jahren wirksam würde: „Wollen die Politiker in zehn Jahren dann die Zeche zahlen und wirklich auf Ärztinnen und Ärzte setzen, die zwangsweise tätig sind?“ Zudem könne man nicht willkürlich in der Lebensplanung einer Berufsgruppe herumfuhrwerken:
„Warum wir Ärzte? Was ist dann mit anderen Berufen, für die man vorher studieren muss? Müssen diese dann auch Zwangsdienste verrichten? Wird es dann auch ein Auswanderungsverbot geben? Ich lehne das kategorisch ab.“

Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, zeigte sich ebenfalls über die Aussagen des Gesundheitsministers entsetzt: „Ich habe eigentlich gedacht, dass wir in einem freien Land leben und nicht in einem Land, in dem man offen totalitären Ideen von Zwangsarbeit nachhängt. Der Arztberuf ist ein freier Beruf und das muss auch so bleiben. Deshalb wehre ich mich entschieden dagegen, dass mit derartigen Ideen in das Leben von jungen Menschen eingegriffen werden soll und wir in Österreich planwirtschaftlichen Träumereien erliegen, die seit Jahrzehnten zurecht im Mistkübel der Geschichte liegen.“ Für den von Minister Rauch heraufbeschworenen Konflikt sei man „jederzeit bereit.“

„Die Diskussion rund um die Wahlärzte ist an Absurdität kaum mehr zu überbieten. Viele Spitalsärzte haben daneben ohnehin schon kleine Wahlarzt-Ordinationen. Sollen diese dann auch noch als Kassenärzte arbeiten und drei Jobs gleichzeitig ausüben?“, fragt sich auch Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. „Die Wahlarzttätigkeit ist ein Entgegenkommen der Ärzte gegenüber den Patienten, denn Wahlärzte verrechnen praktisch Kassentarife. Wenn die Politik so weitermacht, wird es künftig nur noch Privatärzte geben und diese verrechnen dann, was ihre Leistung wirklich wert ist. Bereits 2008 habe ich davor gewarnt, dass wir in einen Ärztemangel steuern – nach 14 Jahren draufzukommen, dass das nun akut wird und das mit wildem Aktionismus abwenden zu wollen, zeigt die Mängel in unserer Gesundheitspolitik auf.“

Österreichische Ärztekammer
Mag. Sascha Bunda
Öffentlichkeitsarbeit
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