FIFA Fußball-WM Katar 2022 – Unser Spiel für Menschenrechte

FIFA Fußball-WM Katar 2022 – Unser Spiel für Menschenrechte

Die neue Initiative „Unser Spiel für Menschenrechte“ fordert eine Kultur der Menschenrechte im Sport. Expert*innen der Verhältnisse in Katar berichten.

Wien (OTS) – Von 21.11 bis 18.12.2022 findet die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Katar statt. Eine WM, die nicht nur aufgrund der Austragung im Winter seit Jahren in der Kritik steht, sondern auch wegen der menschenrechtlichen Situation vor Ort. Für die Einhaltung der Menschenrechte im Rahmen von Sportgroßereignissen gibt es klare Verantwortungen und die liegen nicht nur bei einem, sondern bei mehreren Akteur*innen.

Tim Noonan vom Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) meint, dass die öffentliche Aufmerksamkeit zu Recht auf die Katarische Regierung und FIFA gerichtet ist, gleichzeitig aber auch Unternehmen und Sportverbände in der Pflicht stehen: „Katar hat wesentliche rechtliche Reformen umgesetzt, welche das Kafala System beenden und wichtige Schutzmaßnahmen für Arbeiter*innen bieten. Jetzt ist die Herausforderung, sicherzustellen, dass alle migrantischen Arbeiter*innen in Katar von diesen Reformen profitieren.“

Mustafa Qadri, Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation Equidem, hat 2016 in der ersten unabhängigen Untersuchung zur Situation von Arbeiter*innen in Katar Zwangsarbeit an den WM-Baustellen aufgedeckt. Qadri war erst vor zwei Wochen das letzte Mal in Katar, um sich ein aktuelles Bild zu verschaffen. Er weist darauf hin, dass zahlreiche Arbeiter*innen in der unerbittlichen Hitze von Katar gestorben sind, ohne dass eine angemessene Untersuchung und Entschädigungen für ihre Angehörigen erfolgt sind.

Aktuelle Untersuchungen von Equidem zeigen, dass Arbeiter*innen an WM-Standorten immer noch mit Zwangspraktiken wie Schuldknechtschaft, Verzögerungen bei der Auszahlung der Gehälter und mit Drohungen konfrontiert sind, wenn sie sich über die Arbeitsbedingungen beschweren oder einfach nur versuchen, den Arbeitsplatz zu wechseln. „Katar, die FIFA und ihre Geschäftspartner werden mit diesem Turnier Millionen verdienen. Das Mindeste, was diese Akteure tun könnten, ist sicherzustellen, dass die Arbeiter*innen ihren Lohn erhalten und mit Würde behandelt werden.“

Auch Thomas Hinum, früherer Bundesliga-Spieler und Player Relations Officer der österreichischen Spielergewerkschaft Vereinigung der Fußballer (VdF), sieht die Hauptverantwortung bei der FIFA, schließlich sei der Fußball-Weltverband verantwortlich für die Vergabe: „Diese WM ist für Spieler sicherlich eine Gratwanderung. Einerseits will jeder bei der WM dabei sein und stellt einen Karrierehöhepunkt dar. Andererseits bedauern die Spieler die Umstände und Menschenrechtsverletzungen.“

Kurt Wachter, Bereichsleiter der fairplay Initiative am Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC), Träger-Organisation von „Unser Spiel für Menschenrechte“, weist daraufhin, dass auch auf die Einhaltung der Frauenrechte, der Rechte von LGBTIQ-Personen und der Meinungs- und Pressefreiheit in Katar genau geachtet werden muss: „Die Realisierung der Menschenrechte ist eine geteilte Verantwortung, und wir wollen den Punkt erreichen, an dem auch österreichische Sportverbände ihre Stimme in internationalen Verbänden nutzen und sich entschieden für bindende Menschenrechtsstandards als Kriterium der Vergabe von Sportgroßereignissen einsetzen.“

Österreichweite Kampagne

Unter dem Motto „Unser Spiel für Menschenrechte“ tritt eine gemeinsame Allianz aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Sport und Medien für einen demokratischen Sport für alle ein. Die Initiative wird im Vorfeld der WM in Katar genau auf die menschenrechtliche Situation vor Ort blicken, regelmäßig Hintergrundinformationen liefern und eine breite Aufmerksamkeit für eine Kultur der Menschenrechte im Sport schaffen. Dabei werden Fußballvereine, Sportverbände und Fans genauso eingebunden, wie Jugendliche und migrantische Communities. Zu den vielfältigen Maßnahmen gehören:
Schulungen von Sportjournalist*innen, Workshops für Lehrlinge, eine mobilen Streetkick-Tour, Dialogveranstaltungen, die Südwind Speakers Tour durch Österreich, Schwerpunkt beim Filmfestival This Human World, ein Event im Österreichischen Parlament und der „Cup der Menschenrechte“ im September, bei dem migrantische Communities, die auch in Katar ausgebeutet werden, gemeinsam Fußball und Cricket spielen.

Die Initiative wird zudem internationale Synergien nutzen, um gemeinsam für einen Sport einzutreten, der die Menschenrechte fördert und nicht verletzt.

Barbara Helige, Präsidentin der Österreichischen Liga für Menschenrechte, welche Partnerin der Initiative ist, weist in diesem Zusammenhang auch auf das Wechselverhältnis von Sport und Politik hin: „Sportgroßereignisse haben eine enorme Strahlkraft, und viele, auch autokratisch geführte Staaten, machen sich dieser zunutze, wodurch es oft zu massiver Korruption kommt. Es braucht eine Demokratisierung von Entscheidungsfindungen für die Austragung von Sportgroßereignissen, aber auch eine Demokratisierung der Sportstrukturen im Allgemeinen, auch hier in Österreich.“

„Unser Spiel für Menschenrechte“ ist eine gemeinsame Initiative von fairplay am VIDC, Südwind, Frauen*solidarität, Österreichische Liga für Menschenrechte, Vereinigung der Fußballer, this human world, weltumspannend arbeiten im ÖGB und dem Medienpartner radio FM4.

Die Initiative wird maßgeblich von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (Austrian Development Agency) gefördert.

Pressefotos zum Download: [PK Unser Spiel für Menschenrechte, 30.3.22 ] (https://www.fairplay.or.at/presse/pressefotos)Weitere Informationen zur Initiative: [www.unserspiel.at] (https://www.unserspiel.at/)

Eva Baumgartner
fairplay Initiative / Public Relations
VIDC – Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation
+43 1 713 35 94-63
baumgartner@vidc.org
www.unserspiel.at

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