„kulturMontag“ am 21. März: Deix-Film im Kino, Stones „Wozzeck“ an der Staatsoper, Literatur gegen den Krieg
„kulturMontag“ am 21. März: Deix-Film im Kino, Stones „Wozzeck“ an der Staatsoper, Literatur gegen den Krieg
Danach: neues Porträt „Der Haneke Code“ zum 80. Geburtstag des Ausnahmeregisseurs
Wien (OTS) – Der von Peter Schneeberger moderierte „kulturMontag“ am 21. März 2022 um 22.30 Uhr in ORF 2 präsentiert eine breite Themenpalette: So stellt die Sendung den von Manfred Deix’ Lebenswelt und Figurenkosmos inspirierten Animationsfilm „Rotzbub“ vor, der demnächst in die heimischen Kinos kommt. Weiters steht u. a. ein Premierenbericht über Simon Stones „Wozzeck“-Inszenierung an der Wiener Staatsoper auf dem Programm, ebenso wie eine Reportage aus Leipzig, wo trotz Absage der Buchmesse Autoren und Verleger auf Pop-up-Veranstaltungen die Debattenkultur hochhalten und Solidarität für die Ukraine bekunden. Anschließend sind anlässlich des 80. Geburtstags von Filmemacher Michael Haneke (Details zu ORF-Schwerpunkt unter presse.ORF.at) das neue Porträt „Der Haneke Code“ (23.15 Uhr) und das preisgekrönte Drama „Caché“ (0.10 Uhr) zu sehen.
Ein „Rotzbub“ aus Siegheilkirchen – Manfred Deix auf der großen Leinwand
Keiner konnte die Spezies Österreicher bissiger karikieren als der 2016 verstorbene Manfred Deix, keiner lieferte eine derart schonungslose wie lustige Gesellschaftskritik. Denn Humor war dem 2016 verstorbenen „Beach Boy“ der Zeichner wichtig. Sein Figurenkosmos lernt jetzt in Marcus H. Rosenmüllers Film „Rotzbub“ laufen und erzählt in animierten Bildern ab 24. März in den heimischen Kinos von seinen Wurzeln. Zahlreiche Publikumslieblinge bevölkern mit ihren Stimmen den Filmort Siegheilkirchen: Markus Freistätter, Thomas Stipsits, Adele Neuhauser, Erwin Steinhauer, Katharina Straßer, Ulrike Beimpold, Roland Düringer, Branko Samarovski, Wolfgang Böck, Juergen Maurer, Gerti Drassl, Gregor Seberg, Karl Fischer und Mario Canedo. Zwei Cameos seien noch besonders hervorgehoben: Armin Assinger als Gendarm ist wohl der Glücksgriff des Jahrtausends und „Bilderbuch“-Frontman Maurice Ernst als Einfaltspinsel die Entdeckung des Jahrzehnts. Ein anarchistisches, hundsgemeines Charakterporträt von einem, der humorvoll aufbegehrte.
Misere der Machtlosigkeit – Simon Stones „Wozzeck“ an der Wiener Staatsoper
Der österreichische Komponist Alban Berg nahm 1915 das Dramenfragment „Woyzeck“ von Georg Büchner, damals beinahe ein Jahrhundert alt, als Vorlage für seine Oper „Wozzeck“, die am 21. März als Neuinszenierung von Regie-Berserker Simon Stone an der Wiener Staatsoper Premiere feiert. Die Sozialtragödie behandelt nicht nur Klassenunterschiede, sondern ist auch eine Analyse psychopathologischer Entstellungen eines verzweifelten Menschen, die unter die Haut geht. Simon Stone verlegt seinen „Wozzeck“ in die Gegenwart nach Wien und entwirft das Psychogramm eines Femizids – ein aktuelles Problem in Österreich, denn mehr als 30 Frauenmorde wurden im Vorjahr begangen. „Es gehört bei uns zur schrecklichen Normalität, dass Frauen von gedemütigten, ausgenutzten Männern für deren eigenes Versagen mit ihrem Leben büßen müssen. Daher muss das Stück genau im Jetzt spielen, weil es das Problem jetzt gibt, und es ist für mich keine Frage, dass dieses Werk in Wien spielen wird“, sagt Stone. Der „kulturMontag“ bringt einen Premierenbericht.
Mit Worten gegen den Krieg – Was kann Literatur?
Leipzig, seit mehr als 60 Jahren Partnerstadt Kiews, rechnet mit 12.000 Geflüchteten aus der Ukraine und hat die Messehalle, wo derzeit die coronabedingt abgesagte Buchmesse stattfinden sollte, zur Notunterkunft umfunktioniert. Hier, wo sich dieser Tage sonst Literaturfans tummeln, wollen Autorinnen, Autoren und Verlage trotz Messeabsage auf diversen Pop-up-Veranstaltungen die für Leipzig so bekannte Debattenkultur hochhalten und Solidarität mit der Ukraine bekunden. Aus Österreich, das schon jetzt in Leipzig auf den Gastland-Auftritt 2023 aufmerksam machen will, stammt der diesjährige Leipziger Buchpreisträger für Europäische Verständigung, der Autor und Publizist Karl-Markus Gauß. Neben Friedenskundgebungen lädt der Pen-Club zur Diskussion unter dem Titel „Ukraine, Russland, Belarus im Kampf gegen Putin. Was kann Literatur leisten?“. Mit dabei ist die ukrainische Autorin Marjana Gaponenko, ihr russischer Kollege Michail Schischkin, Volha Hapeyeva aus Belarus und der deutsche Historiker Karl Schlögel. Eine Reportage von der Leipziger Buchmesse, die keine ist.
Dokumentation „Der Haneke Code“ (23.30 Uhr)
Michael Haneke ist ein unbestechlicher Beobachter, der gekonnt und erbarmungslos den Finger auf jede offene Wunde zu legen versteht, ein Meister des schonungslosen, düsteren Blicks auf die Gesellschaft. Mit vielfach preisgekrönten Filmen wie „Funny Games“, „Die Klavierspielerin“, „Das weiße Band“ oder dem Oscar-gekrönten Drama „Amour“ hat Österreichs international erfolgreichster Regisseur Filmgeschichte geschrieben. Sein Erfolgsrezept: Michael Haneke bringt Schattenseiten und verdrängte Gefühle ans Tageslicht und stellt den Menschen so dar, wie er nun einmal ist: fehlerhaft, verletzlich und seinen Emotionen ausgeliefert; gefangen in einer Realität, die ihn überfordert. Hanekes Blick ist klar und unsentimental und doch dem Menschen nah; sein Publikum nimmt er ernst und provoziert es stets bis zur Überforderung.
Aufgewachsen in einer österreichisch-deutschen Künstlerfamilie, lernte Michael Haneke sehr früh das Theater und vor allem die Musik kennen und lieben. Angestrebte Karrieren als Musiker und Schauspieler wurden nicht verwirklicht – Haneke wendete sich dem Film zu. Zu Beginn waren es TV-Produktionen, mit seinem Kinofilm „Der siebente Kontinent“ gelang ihm der Durchbruch bei den Filmfestspielen in Cannes – eine internationale Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert. Filmhistoriker Alexander Horwath, Autor Philippe Rouyer und Schauspielerin Isabelle Huppert sprechen im Film von Marie-Ève de Grave u. a. über ihre Erfahrungen mit dem Ausnahmeregisseur. Als kompromissloser Künstler zieht er es vor, seine Arbeit für sich selbst sprechen zu lassen. Sein Werk ist enthüllend, humanistisch und zugleich von Düsterkeit und Anmut geprägt.
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