Second Victim: psychosoziale Belastung im Berufsalltag anerkennen!
Second Victim: psychosoziale Belastung im Berufsalltag anerkennen!
Der Begriff Second Victim liest sich im ersten Moment erst einmal sperrig und lässt viele Fragezeichen auftauchen.
Wien (OTS) – Dabei dient der Begriff einfach dazu, einem bekannten Phänomen einen Namen zu geben, denn konkret geht es darum, dass Ärzt*innen, Pflegepersonal, aber auch andere Angehörige von Gesundheitsberufen, wie zum Beispiel Ergotherapeut*innen, durch besonders belastende Ereignisse in der Patient*innenversorgung traumatisiert werden (können) und daher selbst Hilfe benötigen.
Second Victim Phänomen
Die COVID-19-Pandemie hat einen Scheinwerfer auf das – bis dahin nur in Fachkreisen diskutierte – Second Victim Phänomen gerichtet. Während das Phänomen im angloamerikanischen Raum bereits relativ gut wissenschaftlich untersucht ist, entwickelt sich auch im deutschsprachigen Raum zunehmend mehr Forschung. Besonders belastende Situationen im Berufsalltag, die eine psychosoziale Krise auslösen und eine behandelnde Person zu einem „second victim“ machen, sind vielfältig. Dies können beispielsweise der unerwartete oder qualvolle Tod eines*einer Patient*in, eine mögliche Verantwortung für den Tod oder Schaden eines*einer Patient*in, ein schwerverletztes, sterbendes oder misshandeltes Kind, eine Gewalterfahrung, Bedrohung oder schwerwiegende Anschuldigung durch Patient*innen oder deren Bezugspersonen, Todesfälle von Kolleg*innen im Dienst, eine große Anzahl von Toten und Verletzten durch ein Großschadensereignis oder andere belastende Ereignisse im Berufsalltag, die Hilfs- und Machtlosigkeit auslösen, sein. Für die Gesundheit des Gesundheitspersonals und in weiterer Folge die Patient*innensicherheit ist es wichtig, dass nach einem kritischen Ereignis so schnell wie möglich psychosoziale Unterstützung zur Verfügung steht, um die Auswirkungen der Traumatisierung zu minimieren.
Enttabuisierung und Unterstützung sind dringend notwendig!
Ergotherapie Austria, Bundesverband der Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten Österreichs, begrüßt die Angebote von Institutionen in Österreich, die ihren Mitarbeiter*innen bereits entsprechende Angebote zur psychosozialen Entlastung bieten und unterstützt den wichtigen Einsatz von „Second Victim – Verein zur Unterstützung von medizinischem Personal nach kritischen Ereignissen“. Marion Hackl, Präsidentin von Ergotherapie Austria, betont die Bedeutung der Enttabuisierung und Unterstützung für Betroffenen mit den Worten „In der Ausbildung, im Praktikum, im Klinikalltag und auch in der Gesellschaft ist es bisher ein Tabuthema, dass Angehörige von Gesundheitsberufen im Rahmen der Patient*innenversorgung Traumatisierung erleben können. Anstatt darüber zu reden und zuzuhören, unterstreichen Beinamen wie ‚Held*innen in der Krise‘ und ‚Halbgött*innen in weiß‘ die vermeintliche Unverletzbarkeit und Unfehlbarkeit. Dabei ist die Sicherheit von Gesundheitsfachpersonal ein entscheidender Faktor für die Sicherheit von Patient*innen.“
Aktionstag „Second Victim“
Es freut uns sehr, dass im Rahmen dieser Presseaussendung bereits auf den Aktionstag zum Thema „Second Victim“ am 11. Mai 2022 in Wien verwiesen werden darf, der von der Arbeitsgruppe Second Victim der Plattform Patientensicherheit und dem Verein Second Victim organisiert wird. Mehr Informationen dazu werden in Kürze veröffentlicht.
Marion Hackl, Präsidentin Ergotherapie Austria
E‐Mail: m.hackl@ergotherapie.at | Tel: 0664 455 60 22
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