„40 Jahre Menschlichkeit“ im Wiener Rathaus
„40 Jahre Menschlichkeit“ im Wiener Rathaus
Anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens lud die Organisation Menschen für Menschen WegbegleiterInnen und UnterstützerInnen ins Wiener Rathaus
Wien (OTS) – Rund 140 Gäste begrüßte Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe am Samstag, 13.11. im Wappensaal des Wiener Rathauses. Anlässlich des 40. Gründungstages ließ die Organisation Erfolge und Herausforderungen Revue passieren und informierte über die aktuelle Situation in Äthiopien. Direkt aus Addis Abeba angereist, berichtete Yilma Taye, Landesrepräsentant der Organisation, vom Stand der Entwicklungen vor Ort: „Die Projektregionen von Menschen für Menschen liegen nicht in den Konfliktregionen, dennoch kommt es aber aus Sicherheitsgründen zeitweise zu Einschränkungen. Mittelfristig gehen wir davon aus, dass unsere Arbeit in gewohnter Weise fortgesetzt wird. Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage im Land ist es für uns selbstverständlich, zusätzlich zu unserer normalen Projektarbeit Nothilfe für die Betroffenen zu leisten. Im September haben wir bereits Soforthilfe für 6.200 geflüchtete Menschen geleistet, die behelfsmäßig in Schulen in der Region Amhara untergebracht waren. Zusätzlich bereiten wir weitere Nothilfe-Maßnahmen vor. Diese sind abhängig von der weiteren Entwicklung der Lage vor Ort. Ich möchte betonen, dass Menschen für Menschen in den letzten 40 Jahren immer wieder Herausforderungen wie diese meistern musste und immer einen Weg gefunden hat, für die Menschen da zu sein.“
Erinnerungen an die Anfangstage
Neben Yilma Taye kam auch sein Vorgänger Berhanu Negussie nach Wien, der sich Ende letzten Jahres nach knapp 40 Jahren bei Menschen für Menschen in den Ruhestand verabschiedete. Berhanu Negussie stand Karlheinz Böhm bei dessen erstem Projekt in Äthiopien als Übersetzer zur Seite und war sein engster Berater. Im Gespräch mit Moderatorin Sandra Szabo erinnert er sich an den Tatendrang Karlheinz Böhms:
„Karl kam nicht als Experte zu den Menschen, der ihnen sagte, was sie zu tun haben – sondern als Zuhörer und Unterstützer. Er setzte sich mit den Menschen zusammen und ließ sie zuerst zu Wort kommen. Gemeinsam mit ihnen wollte er herausfinden, wo ihre Probleme lagen und was sie selbst dazu beitragen können, um ihre Situation zu verbessern. Diese Nähe zu den Menschen und das Vertrauen zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Familien in den Projektgebieten hat die Organisation bis heute beibehalten. Das ist die große Stärke von Menschen für Menschen.“
Bildungschancen verbessern
Im Laufe der Jahre entwickelte Menschen für Menschen in gemeinschaftlicher Arbeit mit der Bevölkerung das bewährte Konzept der „Hilfe zur Selbsthilfe“: Miteinander verbundene Maßnahmen aus den Bereichen Wasser, Landwirtschaft, Gesundheit, Einkommen sowie Bildung. Für bessere Bildungschancen setzt sich auch der langjährige Begleiter der Organisation Peter Krasser mit seinem Verein „Schule Äthiopien“ ein, der im kommenden Jahr das 20-jährige Bestehen begeht. In dieser Zeit wurde bereits der Bau von 14 Schulen ermöglicht und der ehemalige Schuldirektor wird nicht müde, sich weiter für die Kinder und Jugendlichen in Äthiopien einzusetzen: „Mein Leitsatz lautet: Ich habe nichts dazu beigetragen, in Österreich geboren worden zu sein und nicht in Bangladesch, Burkina Faso oder Äthiopien. Dann wäre mein Leben ganz anders verlaufen. Aus Dankbarkeit für das schöne Leben in Österreich, wollte ich vor 20 Jahren Kindern die Chance auf Schulbildung geben, die in einem Land leben, wo das nicht selbstverständlich ist. Ich bin dabei rasch bei Karlheinz Böhm und Menschen für Menschen gelandet, da ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ für mich der einzig richtige Ansatz für eine dauerhafte Unterstützung ist“, so Peter Krasser.
Immer für die Menschen
Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch Rupert Weber, zuletzt Vorstandsvorsitzender für Menschen für Menschen in Österreich, gedacht, dessen Lebensweg im April dieses Jahres zu Ende ging. Rupert Weber war über ein Jahrzehnt für die Organisation tätig und gestaltete die Arbeit sowohl in Österreich als auch in Äthiopien wesentlich mit – insbesondere in den Projektregionen Ginde Beret, Abune Ginde Beret, Jeldu und Chobi. Rund 450.000 Menschen leben in den vier Projektregionen, in denen die Arbeit ausschließlich durch UnterstützerInnen des österreichischen Vereins ermöglicht wird. „Durch die Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender haben wir gemeinsam viel bewegt, aber auch schwierige Zeiten erlebt und persönliche Schicksale kennengelernt. Denn eines müssen wir immer bedenken: Bei unserer Arbeit geht es immer um jeden einzelnen Menschen, den wir mit der ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ erreichen und damit auf dem Weg in ein Leben ohne Armut unterstützen“, so Alexandra Bigl, Vorstand von Menschen für Menschen Österreich. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Äthiopien ist es umso wichtiger, für die Menschen da zu sein. Als Menschen für Menschen leisten wir deshalb selbstverständlich Soforthilfe, zusätzlich zu unserer laufenden Arbeit in den Projektregionen.“
Herausforderung Klimawandel
Wie sich die Arbeit in den Projektregionen an den Bedürfnissen und Herausforderungen der Menschen orientiert und damit weiterentwickelt, berichtete Bahritu Seyoum, Direktorin für Projektimplementierung in Äthiopien: „Die Auswirkungen des Klimawandels sind zum Teil schon deutlich in Äthiopien spürbar. Das stellt vor allem die Menschen in den ländlichen Regionen vor Herausforderungen, die zum Großteil von der Landwirtschaft leben. Heuschreckenplagen, die fortschreitende Erosion der Böden und wiederkehrende Dürren führen dazu, dass es für die Familien immer schwieriger wird, sich allein durch den Ertrag ihrer Felder zu versorgen. Für uns bei Menschen für Menschen sind die Probleme durch den Klimawandel nicht neu – wir beschäftigen uns bereits seit Jahren mit dieser Thematik. Schon vor Glasgow, Paris und Kyoto. Wir klären die Menschen über die Notwendigkeit von Umwelt- und Klimaschutz auf, forsten beispielsweise große Flächen auf oder geben Setzlinge für Obstbäume aus, damit sich die Familien besser versorgen können und eine zusätzliche Einnahmequelle haben.“
Gesamtgesellschaftliche Verantwortung
Diskussionsteilnehmerin Angela Kallhoff, Professorin für Ethik an der Universität Wien, die sich im Feld der Klimaethik intensiv mit den Auswirkungen des Klimawandels beschäftigt, sieht den Schutz des Klimas als gesamtgesellschaftliche Verantwortung: „Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem es nicht mehr nur um die Vermeidung von Emissionen geht, sondern insgesamt um einen Planeten- und Erdschutz. Ich denke, dass diesbezüglich gerade ein Umdenken stattfindet. Es geht nicht mehr nur um nationale, staatliche Verantwortung allein, die gesamte Gesellschaft ist betroffen. Jeder Einzelne hat etwas beizutragen. Um in diesem Bereich eine entsprechende Handlungsbereitschaft und ein Verantwortungsbewusstsein zu schaffen, hängt natürlich sehr viel an den Staaten und der internationalen Zusammenarbeit.“
Menschen für Menschen dankt ganz herzlich für die Unterstützung:
Stadt Wien, Trześniewski, Kamptal Klassik, Weinbau Wiesinger sowie bei dem A-Cappella-Trio Insingizi sowie Timna Brauer für den musikalischen Rahmen.
40 Jahre Menschen für Menschen – Projektbilanz
Seit Gründung der Organisation im Jahr 1981 wurden in den entlegenen Regionen Äthiopiens bisher 2.751 Brunnen und Quellfassungen, 103 Krankenstationen und Kliniken sowie 458 Schulen errichtet. Zudem erhielten über 30.200 Frauen einen Mikrokredit, rund 68.800 Menschen eine Augenlicht rettende Operation und 743 Baumschulen wurden eingerichtet sowie über 266 Millionen Baumsetzlinge ausgegeben bzw. gepflanzt. (Stand 30.06.2021)
Verein Menschen für Menschen
Martina Hollauf
Presse- / Öffentlichkeitsarbeit
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